Es gibt eindeutig Vor- und Nachtteile, das Kind einer Apothekerin zu sein. Viele lustige Geschichten entstehen rund um das Apothekenleben. Andererseits ist es manchmal auch gar nicht so leicht. Eine mittlerweile erwachsene „Betroffene“ berichtet.
Zu den unbestreitbaren Vorteilen zählt, dass man immer alle möglichen Medikamente zu Hause hat. Wer krank ist, wird sofort versorgt oder man bekommt die richtigen Medikamente mit in die Schule oder zur Arbeit. Und es ist auf jeden Fall beruhigend zu wissen, dass es jemanden in der Familie die richtige Dosierung kennt. Und zwar sehr genau: Wenn ich als Kind eine Erkältung hatte, wurde ich umfassend versorgt – inklusive der genauen Einnahmezeiten.
Abseits der Arzneimittelversorgung verbringt man als Kind viel Zeit in der Apotheke und bekommt den Alltag in der Offizin von klein auf mit. Und wenn es langweilig wird, muss man sich beschäftigen: Oft habe ich in der Apotheke das geschredderte Papier aus dem Aktenvernichter genommen und als Spielzeug genutzt. Manchmal habe ich die Kulis im Fach nach Farben, Form und Hersteller sortiert. Das sah immer schlimm aus, wenn die ganzen Stifte auf dem Boden lagen. Und: Mir gefällt besonders, dass ich genau weiß, wo die Süßigkeiten sind...
Zu den Nachteilen: Da sind zunächst die Arbeitszeiten: Mindestens zweimal in der Woche arbeitet meine Mutter von 8 bis 20 Uhr und ist somit manchmal erst spätabends zu Hause. Da kann dann niemand mit einem für die Schule lernen oder bei den Hausaufgaben helfen, weil auch mein Vater lang arbeiten muss. Andererseits ist es schön, wenn man allein zu Hause ist – keiner nervt oder will irgendwas.
Und wenn es doch zu langweilig zu Hause wird, schaut man in der Apotheke vorbei. Manche Mitarbeiter sind schon im Betrieb, solange ich denken kann. Schon früh durfte ich außerdem in der Apotheke helfen und einfache Arbeiten übernehmen: Aufkleber auf Taschentücher kleben oder Zeitungen abstempeln. In den Ferien nahm mich meine Mutter manchmal mit in die Apotheke, damit ich aushelfen konnte.
Der größte Nachteil sind sicherlich die Notdienste. Ob an Feiertagen, am Wochenende oder unter der Woche: Ich musste als kleines Kind oft zu meinen Großeltern und dort übernachten. Besonders traurig ist es als Kind natürlich, wenn der Notdienst auf Weihnachten fällt. Da gab es dann zwar schon nach dem Mittagessen Geschenke. Aber abends fehlte eben jemand.
Auch an Silvester-Notdienste kann ich mich erinnern: Beim ersten Mal wurde der Briefkasten am Gebäude mit Böllern gesprengt. Seitdem fährt meine Mutter an jedem 31. Dezember in die Apotheke und sichert den Briefkasten.
Ein anderes Mal haben wir meine Mutter in der Apotheke überrascht. Wir haben einen Pavillon, das Essen und den Grill ins Auto geladen und sind mit unseren Nachbarn in die Apotheke gefahren. Unser Nachbar hat sich vor den Notdienstschalter gestellt und nach Zwieback gefragt. Leider mussten wir dann alle so lachen, dass wir aufgeflogen sind. Anschließend haben wir gegrillt und um Mitternacht die Raketen angezündet.
An einen „normalen“ Notdienst können wir uns in der Familie gut erinnern: Ich war damals vier und bin in der Apotheke herumgerannt. Dabei bin ich ausgerutscht und habe mir den Hinterkopf an einer Ecke des Tisches aufgeschlagen. Mein Vater und ich sind in die Notaufnahme gefahren, denn meine Mutter musste ja weiter Notdienst schieben und konnte nicht weg.
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