Schlussstrich nach 30 Jahren

Mehr Geld im Ruhestand: Apotheker zieht bittere Bilanz

, Uhr
Bad Sassendorf -

Bereits seit 40 Jahren arbeitet Peter Schimonschitz als Apotheker – seit 30 Jahren als Inhaber. Doch nun schließt er seinen Betrieb. Die Gründe sind bekannt: Personalmangel, Lieferengpässe und eine seit Jahren ausbleibende Honoraranpassung. Eine Besserung sieht der 64-Jährige nicht – im Gegenteil: Für die Zukunft der Branche zeichnet er ein düsteres Bild.

Bereits seit 1985 ist Schimonschitz als Apotheker tätig. Die ersten zehn Jahre arbeitete er als angestellter Apotheker, bevor er sich mit seinem eigenen Betrieb in Bad Sassendorf niederließ. 2005 übernahm er die Adler-Apotheke im selben Ort und machte sie zu seiner neuen Hauptapotheke. „Es ging eigentlich ganz gut, dann wurde die Filialleiterin krank, der gefundene Ersatz ging in den Mutterschutz“, erzählt er.

Seine Filiale, die Sälzer-Apotheke, hat Schimonschitz bereits vor fünf Jahren geschlossen. „Dann kam Corona, dann das E-Rezept“, berichtet er weiter. Nun wird auch die Adler-Apotheke nach Pfingsten schließen.

Viele Probleme und schlechte Zukunftsprognose

Ein Grund sei der Personalmangel: „Das geht ja vielen Apotheken so“, weiß der Apotheker. Hinzu kamen in den vergangenen zwei, drei Jahren noch die Lieferengpässe. Im Moment fehlten beispielsweise Medikamente wie Salbutamol oder Atorvastatin. „Wenn diese wieder verfügbar sind, fehlt etwas anderes“, erklärt er. Die Situation werde nicht besser, sondern scheine sich immer mehr zuzuspitzen.

Die finanziellen Belastungen der Apotheker:innen nehmen immer weiter zu. Neben steigenden Personalkosten – „alle meine Angestellten bezahle ich übertariflich“ – schlagen auch die immer weiter steigenden Energiekosten zu Buche. „Alles wird teurer, aber wir Apotheker erhalten keine Honoraranpassung“, erklärt er.

Gefahr durch Versender

Auch mit dem E-Rezept laufe immer noch nicht alles rund. Nicht alle Ärzt:innen seien sofort in der Lage, E-Rezepte pünktlich zu signieren. Hinzu komme der wachsende Einfluss von Online-Versendern – mit großen Marketingkampagnen, Stichwort Jauch – die den Apotheken das Leben weiter schwer machen. Und da wäre noch das Skonto-Verbot, das den Rohertrag weiter schrumpfen ließe.

„Die Prognosen sind wirklich schlecht“, resümiert Schimonschitz. Neben den Versendern sieht der Inhaber auch neue Player wie die Drogeriekette dm als Gefahr. Sie könnten die Lage weiter zuspitzen: „dm wird nicht der Letzte sein, der in den Arzneimittelmarkt eintritt“, prophezeit er. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) kauften im vergangenen Jahr bereits rund 21 Prozent der 16- bis 74-Jährigen ihre Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel online. Auch in eine neue Bundesregierung hat der 64-Jährige wenig Vertrauen – schließlich gebe es viele andere Bereiche, die ebenfalls Unterstützung forderten.

„Und Dorfapotheken mit schlechter Rentabilität will niemand kaufen.“ Stattdessen überlegt der Apotheker, in Rente zu gehen. „Mit der Rente bekomme ich im Durchschnitt mehr als aktuell“, sagt er. So ganz hat er dem HV allerdings nicht abgeschworen – nach einer gewissen Zeit könne er sich vorstellen, wenigstens als Vertreter in einer Apotheke zu arbeiten.

Guter Journalismus ist unbezahlbar.
Jetzt bei APOTHEKE ADHOC plus anmelden, für 0 Euro.
Melden Sie sich kostenfrei an und
lesen Sie weiter.
Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Weiteres
Gematik hat noch „viel Arbeit vor sich“
ePA: Ärzte begrüßen „sanften“ Start»
Podcast NUR MAL SO ZUM WISSEN
ePA: Fortschritt oder Flickwerk?»
Videosprechstunde im Katastrophenfall
E-Rezept aus dem WC-Häuschen»
„Ungeplant hohe Behandlungsaktivität“
US-Krankenversicherer mit Gewinneinbruch»
„Je höher der Zoll, desto schneller kommen sie“
Bislang ausgenommen: Trump plant Zölle auf Pharma-Produkte»