Medizinalhanf

Lieferengpass: Cannabis fast ausverkauft

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Berlin -

Apotheken und Patienten melden, dass der Zugang zu Cannabis als Arzneimittel immer schwieriger wird. Apotheker warten häufig mehrere Wochen auf die Lieferung – für Patienten heißt es dann zunächst Therapiepause. Doch was ist der Grund? Der Lieferant Pedanios klärt auf. 

Nach Zahlen von QuintilesIMS wurden von März bis Mai 80 Prozent mehr Cannabis verordnet. Die Marktforscher wollen nicht von einem Boom sprechen, schon weil die Ausgangsbasis niedrig war. Allerdings stellt die zeitnahe medizinische Versorgung mit Medizinalhanf fünf Monate nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes eine Herausforderung dar. Die Importeure sind nur eingeschränkt oder gar nicht lieferfähig. Patienten, die seit Gesetzesänderung eine Therapie über die Apotheke begonnen haben oder fortführen, stehen vor dem Problem, dass sie wochenlang auf ihre Medikation warten müssen.

Cannabis-Blüten werden derzeit beispielsweise von ACA Müller importiert; zudem haben sich Fagron und Spektrum Cannabis – ehemals MedCann – auf dieses Feld spezialisiert. Der führende Lieferant ist Pedanios; das Unternehmen wurde vor Kurzem für 15,7 Millionen Euro von Aurora Cannabis gekauft, dem führenden kanadischen Hersteller von Medizinalhanf.

Von dem Lieferengpass sind bei Pedanios sowohl die Bedrocan-Sorten aus den Niederlanden, als auch eigene Varietäten aus Kanada betroffen. Das niederländische Gesundheitsministerium habe ein „Kapazitätsproblem“, sagt Geschäftsführer Patrick Hoffmann. Denn die Produktion sei nicht darauf angelegt, den deutschen Markt zu beliefern. „Um der deutlich steigenden Nachfrage gerecht zu werden, wurde die Produktion zwar hochgefahren, diese ist allerdings noch nicht ausreichend“, so Hoffmann.

Derzeit sei insbesondere die Nachfrage zu Bedrocan-Varietäten sehr hoch. „Den Lieferengpass kann man theoretisch beseitigen, in dem man mehr Cannabis aus Kanada importiert“, erklärt Hoffmann. Das Problem sei jedoch, dass das deutsche Jahreskontingent an Cannabis beim Internationalen Suchtstoffkontrollrat (INCB) bereits erreicht sei.

Laut Hoffmann muss nun die jährliche Gesamtmenge neu geschätzt und angepasst werden. „Die Behörden haben nicht frühzeitig gehandelt“, kritisiert er. Der INCB erteile aktuell keine Einfuhrgenehmigung, somit sei eine Versorgung mit Medizinalhanf aus Kanada derzeit nicht möglich. Aufgrund langer Prozessketten sei zudem die Änderung der Importgenehmigung zeitaufwendig.

Um die aktuelle Versorgungslage zu verbessern, plant Pedanios eine Zusammenarbeit mit einem zweiten Lieferanten. Dieser soll pro Monat 500 kg Cannabis liefern. Dazu müsste der Importeur neue Genehmigungen für den Import sowie den Betäubungsmittelhandel bekommen. Aufgrund der behördlichen Abläufe sei dies ein langwieriger Prozess. Hoffmann rechnet damit, voraussichtlich im September wieder lieferfähig zu sein – vorausgesetzt, bürokratische Hürden wurden bis dahin überwunden.

Künftig soll der Anbau der Kontrolle des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterliegen, dazu wird die Cannabisagentur eingerichtet. Da deutsches Cannabis laut BfArM erst 2019 verfügbar sein wird, muss bis zu diesem Zeitpunkt auf Importe zurückgegriffen werden.

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