TK: Apothekerberatung für Rheuma-Patienten Katharina Lübke, 19.03.2015 13:17 Uhr
Die Techniker Krankenkasse (TK) erweitert ihre Kooperation mit den Apotheken: Nach Diabetikern soll die pharmazeutische Kompetenz ab April auch für Patienten mit rheumatoider Arthritis hinzugezogen werden. In Kürze kommen die Indikationen koronare Herzkrankheit und Asthma dazu. Für zwei Medikationsgespräche zahlt die Kasse den Apothekern 50 Euro brutto. Bislang beteiligen sich laut TK 61 Apotheken. Erst eine Apotheke habe die Anfrage der Kasse bislang abgelehnt.
2013 hatte die TK als erste Krankenkasse mit dem Deutschem Apothekerverband (DAV) eine entsprechende Vereinbarung für Diabetespatienten getroffen. „Die Beratung in der Apotheke stellt einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Adhärenz des Patienten dar“, heißt es in der Vereinbarung.
Dazu führen die Pharmazeuten innerhalb eines halben Jahres zwei Medikationsgespräche: Für das erste gibt es 17,50 Euro netto, für das zweite 8,75 Euro plus jeweils 7,50 Euro für den „zunächst entstehenden Mehraufwand in der Implementierungsphase“. Grundlage für die Berechnung ist das im „Leistungskatalog der Beratungs- und Serviceangebote in Apotheken“ (LeiKa) beschriebene „Medikationsgespräch“.
Das Zusatzhonorar kann jederzeit gestrichen werden, allerdings nur, wenn der DAV zustimmt: Laut Vereinbarung tauschen sich die Partner regelmäßig aus. Eine Grenze oder Fallzahl für die Aufhebung des Zusatzentgelts gebe es nicht, sagt TK-Chefapotheker Tim Steimle.
Der Aufwand sei für die Apotheker beim TK-Arzneimittelcoach geringer als bei anderen Programmen, sagt Steimle: „Denn sie treffen auf gut vorbereitete Patienten.“ Die von der Kasse ausgesuchten Teilnehmer werden bis zu fünfmal in neun Monaten von speziell geschulten Krankenschwestern, PTA und Apothekern der Kasse telefonisch beraten. In den 30-minütigen Gesprächen soll der Coach Probleme erkennen und Lösungen erarbeiten, damit der Versicherte seine Therapie besser in den Alltag integrieren kann.
Ein persönliches Gespräch ersetze dies aber nicht, deshalb werde ein Gespräch mit der Stammapotheke angeboten, so Steimle. Bei beiderseitigem Interesse vereinbart die Apotheke einen Termin mit dem Patienten und wird über dessen Wissensstand sowie über Ziele, Ablauf und Inhalte des Coachings informiert. Zudem erhält er die sogenannte TK-ViA, einen „Arzneimittelkontoauszug“ der vergangenen zwei Jahre.
Im ersten 30-minütigen Gespräch wird die Gesamtmedikation im Medikationsplan dokumentiert. Außerdem werden arzneimittelbezogene Probleme, Anwendung und mögliche Maßnahmen besprochen. Beim zweiten Termin rund sechs Monate später sollen die Apotheker Änderungen erfassen und bewerten, bekannte Probleme aufgreifen und offene Fragen klären. „Das Programm hat viel mit dem zu tun, was im E-Health-Gesetz steht. Wir greifen dieser Entwicklung vor“, sagt Steimle.
Mehr als 1000 Patienten hätten bislang am Coaching teilgenommen, das Potenzial bei Diabetikern schätzt die TK auf rund 10.000 Patienten. Mit der Indikation Rheuma kämen weitere bis zu 6000 Patienten hinzu. Dafür hat die Kasse einen Versorgungsvertrag mit dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen geschlossen, der auch die Coaches stellt. Hier entscheidet der Arzt, ob ein Patient eingebunden wird. Bei den sogenannten Disease-Management-Indikationen sei dies gesetzlich vorgeschrieben. „Der Einstiegswinkel ist uns daher leider versagt“, sagt Steimle.
Künftig sollen die Indikationen koronare Herzkrankheit und Asthma folgen. Insgesamt will die TK in den nächsten fünf Jahren rund 30.000 Patienten coachen. Das Potenzial sei deutlich höher, sagt Steimle. Erfahrungsgemäß hätten aber nur zwischen 30 bis 40 Prozent der Patienten Interesse.
Kasse und Patienten sind zufrieden: „Selten haben wir ein Projekt so einfach umsetzen können“, so Steimle. Laut einer Teilnehmerbefragung der Kasse befürworten 80 Prozent der Patienten die Zusammenarbeit der TK mit den Apotheken. Von diesen wiederum stimmten 76 Prozent zu, dass das Gespräch dem Kunden weitergeholfen habe und die Zusammenarbeit mit der TK sinnvoll sei. Lediglich in der Honorierung sahen sie Optimierungspotenzial.