Schmerzen, Durchfall & Co.

Medikamente in der Stillzeit: Worauf ist zu achten?

, Uhr
Berlin -

Nicht nur während der Schwangerschaft müssen werdende Mütter im Krankheitsfall auf die Einnahme bestimmter Wirkstoffe verzichten, auch in der Stillzeit ist es wichtig, besondere Vorsicht in Bezug auf Medikamente walten zu lassen. Denn viele Substanzen können in die Muttermilch gelangen und somit auch auf das Baby übergehen.

Über die Muttermilch wird das Baby in seinen ersten Lebensmonaten mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt. Aber auch schädliche Substanzen, wie Arzneimittelrückstände, können beim Stillen weitergegeben werden. Etwa dann, wenn die Mutter erkrankt und auf die Behandlung mit Medikamenten angewiesen ist. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Wirkstoffe während der Stillzeit ohne Bedenken eingenommen werden können. Dies hängt oft von verschiedenen Faktoren ab; beispielsweise von der Wirkstoffstärke, der Dauer der Behandlung oder auch dem Alter des gestillten Babys.

Bei Schmerzen auf Kombinationen verzichten

Bei Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen gilt Paracetamol in der Regel als sicher, wenn die empfohlene Dosis nicht überschritten wird. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, können ebenfalls in geringen Mengen im 1. und 2. Trimenon eingenommen werden. Auch hier sollte die Anwendung nicht über einen längeren Zeitraum oder in hohen Dosen erfolgen. Paracetamol und Ibuprofen gelten bei Schmerzen in der Stillzeit als Mittel der Wahl.

Verzichtet werden sollte auf Acetylsalicylsäure (ASS). Die gelegentliche Einnahme von niedrigen Dosen (100-300 mg ASS pro Tag) erscheint zwar vertretbar, bei Früh- oder Neugeborenen ist jedoch äußerste Vorsicht geboten. Die regelmäßige Einnahme – vor allem in höheren Dosen – ist auch bei älteren Säuglingen nicht akzeptabel. Grundsätzlich gilt es bei der Einnahme von Analgetika auf Nebenwirkungen, wie beispielsweise Hämatome, beim Kind zu achten. Abgeraten wird außerdem von Kombinationspräparaten, die Substanzen derselben Wirkstoffgruppe enthalten.

Antibiotikum vertretbar?

Scheint die Einnahme eines Antibiotikums unausweichlich, ist es zwingend notwendig, dass der verschreibende Arzt/ die verschreibende Ärztin darüber informiert ist, dass die Mutter stillt. So kann ein Antibiotikum verordnet werden, welches für das Baby sicher ist. Beruhigend ist es, dass in vielen Fällen Optionen bestehen, die während der Stillzeit meist bedenkenlos angewendet werden können.

Wenn Magen oder Darm betroffen sind

Treten in dieser Lebensphase gastrointestinale Beschwerden – wie Durchfall oder Erbrechen – auf, kann es schnell zu einem enormen Flüssigkeitsverlust kommen. Hier ist eine sofortige Behandlung erforderlich. Wichtig ist vor allem eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten. Besteht der Infekt aufgrund von Toxinen und pathogenen Erregern, sind zudem medizinische Hefepräparate geeignet. Sie binden die Keime, die daraufhin ausgeschieden werden. Zeigt sich keine Besserung oder halten die Durchfall-Beschwerden länger als zwei oder drei Tage an, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.

Übelkeit in der Stillzeit kann durch Ingwer, Akupunktur und Vitamin B6 (Pyridoxin)-Supplementierung effektiv reduziert werden. Diese helfen jedoch kaum bei Schwangerschaftserbrechen. Eine ca. seit 30 Jahren weltweit erfolgreich eingesetzte Therapie ist die Kombination aus Doxylamin mit Pyridoxin, die auch in Deutschland seit 2019 für diese Indikation zugelassen ist. Dimenhydrinat und Diphenhydramin sind zwar wirksame Alternativen, sollten jedoch bei vorzeitiger Wehentätigkeit im 3. Trimenon nur zurückhaltend angewendet werden. Als Hausmittel bekannt ist hier auch Ingwer. Dieser kann jedoch eine Geschmacksveränderung der Muttermilch hervorrufen, wodurch das Baby die Nahrungsaufnahme verweigern kann.

Klagt die stillende Frau über eine zu langsame Verdauung, können vor allem physikalisch wirksame Substanzen wie Macrogol und Flohsamenschalen helfen. Lactulose und Natriumpicosulfat eignen sich ebenfalls, um den Darm wieder in Gang zu bringen. Essenziell für eine gesunde Verdauung sind bekanntermaßen eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und eine angemessene Trinkmenge.

Nahrungsergänzung nicht außer Acht lassen

Neben einer kurzfristigen Medikamenteneinnahme bietet es sich an – insbesondere auch in der Stillzeit – die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in Erwägung zu ziehen. So können die wichtigsten Vitamine und Mineralstoffe von der Mutter aufgenommen und über die Muttermilch an das Baby weitergeben werden.

Grundsätzlich sollte während der Einnahme von Medikamenten in der Stillzeit entschieden auf sämtliche Veränderungen im Verhalten und der Gesundheit des gestillten Babys geachtet werden. Im Zweifel ist umgehend ärztlicher Rat einzuholen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema

APOTHEKE ADHOC Debatte