Wegen der Lieferengpässe bei Fiebersäften und Antibiotika blicken in diesem Jahr viele Apothekerinnen und Apotheker mit Sorge auf ihre Notdienste an den Feiertagen. Wie können Patient:innen versorgen werden, wenn die Schubladen leer sind? Ein Konzept, Bestände aus anderen Apotheken vorübergehend umzuverteilen, gibt es nicht. Doch vielerorts stimmen sich die Kolleg:innen selbst untereinander ab – und setzen sich im Dienst des Erkrankten auch über rigide Vorgaben hinweg. Ein Beispiel aus Dillingen an der Donau.
Dominik Oblinger führt die Untere Apotheke in der bayerischen Kleinstadt. Sein Notdienst fällt auf den ersten Weihnachtsfeiertag. Er rechnet mit einem enormen Ansturm vor seiner Tür und jeder Menge Telefonate. Normalerweise macht er die Notdienste immer alleine. Doch in diesem Jahr zu Weihnachten, so fürchtet er, könnte er überrannt werden. Drei seiner PTA greifen ihm daher unter die Arme: Jeweils für ein paar Stunden wechseln sie sich in der Apotheke ab – so ist es zumindest angedacht.
Allerdings ist es im Moment schlichtweg nicht möglich, sich beim Großhandel mit einer größeren Menge an Medikamenten für den Notdienst zu bevorraten. Die Idee, sich vor Ort mit den Kolleg:innen zusammenzutun und gegenseitig zu unterstützen, liegt daher nahe – so auch in Dillingen: Zwar weiß Oblinger, dass auch in drei umliegenden Apotheken die Regale spärlich belegt sind. Er darf dennoch auf Unterstützung hoffen.
Dr. Matthias Schneider von der Schwaben-Apotheke hat ihm seine Hilfe zugesagt. Gegen 4 Uhr am Nachmittag wollen die beiden Kollegen telefonieren und abgleichen, mit welchen Präparaten Schneider aushelfen kann. Und sollte Oblinger und seinen fleißigen PTA schon vorher ein dringend benötigtes Medikament ausgehen, kann er Schneider auch schon vorher anrufen. Der kann sogar auf die Lagerbestände mehrerer Apotheken zurückgreifen.
Zwar stehe man eigentlich im Wettbewerb. Doch da man ohnehin freundlich und respektvoll miteinander umgehe, stehe man sich auch in dieser schwierigen Situation bei, freut sich Oblinger. Ohne diese Hilfe auf lokaler Ebene, die es auch anderswo gebe, müsste man die betroffenen Patienten sonst womöglich wegschicken.
Und weil ihnen die Versorgung der Kundinnen und Kunden so wichtig ist, stehen sie auch öffentlich für die Sache ein. Schneider hat nämlich keine Großhandelserlaubnis und dürfte daher Medikamente gar nicht an seinen Kollegen abgeben. Er bedauert es, dass nicht rechtzeitig eine Lösung gefunden wurde. Für ihn ist aber ganz klar: „In dieser schwierigen Situation geht die Versorgung ganz einfach vor.“
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