Kostenlose Pille aus der Apotheke Julia Pradel, 28.10.2013 08:33 Uhr
In Mecklenburg-Vorpommern soll Frauen mit geringem Einkommen der Zugang zu Verhütungsmitteln erleichtert werden. Im Rahmen eines Modellprojekts erhalten Frauen in zwei Regionen des Landes ein Jahr lang kostenlos Pille, Spirale oder Verhütungsring aus Apotheken. Im November startet das Projekt, mit dem untersucht werden soll, ob es weniger Schwangerschaftsabbrüche geben wird.
In Mecklenburg-Vorpommern habe es viele Schwangerschaftsabbrüche gegeben, weil sich Frauen die Verhütung nicht hätten leisten können, erklärt Dr. Bernd Stahlhacke, Geschäftsführer der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern. Die Kammer ist als Projektpartner an dem Modellvorhaben beteiligt.
Nun soll untersucht werden, ob es weniger Schwangerschaftsabbrüche gibt, wenn die Frauen kostenlos Kontrazeptiva erhalten. Das Projekt ist auf knapp zwei Jahre angelegt und läuft bis Ende 2015. Teilnehmen können Frauen zwischen 20 und 35 Jahren, die in den Versuchsregionen Schwerin und Demmin gemeldet sind und Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe beziehen. Finanziert werden Verhütungsmittel, die von Frauenärzten verordnet wurden.Nachdem die Frauen beim Arztbesuch ein Rezept erhalten haben, können sie in einer der Schwangerschaftsberatungsstellen der Region gehen. Wenn sie dort ihren Anspruch nachweisen, versehen die Mitarbeiter der Beratungsstelle das Rezept mit einem Stempel und ihrer Unterschrift. Für die Evaluation des Projektes müssen die Frauen einen Fragebogen ausfüllen.
Die Patientinnen können das Rezept anschließend in jeder Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern einlösen. Die Apotheker geben das Präparat ab und schicken das Originalrezept an die Kammer. Wurde der Frau eine Spirale verordnet, gibt der Apotheker ihr eine Kopie des Rezeptes für den Arzt mit. Zum normalen Bezugsweg komme lediglich der Abstecher zu Schwangerschaftsberatung hinzu, fasst Stahlhacke zusammen.Die Abrechnung erfolgt über die Apothekerkammer beziehungsweise über die Kassenärztliche Vereinigung. Apotheker müssten die Originalrezepte am Ende des Monats an die Geschäftsstelle der Kammer schicken, erklärt Stahlhacke. Als Projektpartner des Landes übernimmt diese die Verteilung der Gelder und zahlt die Rechnungen der Apotheker.
„Finanzielle Probleme dürfen kein Grund dafür sein, auf sichere Verhütung zu verzichten“ , sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig (SPD). Für das Projekt und die wissenschaftliche Begleitung durch die Universität Greifswald stellt das Land mehr als 450.000 Euro zur Verfügung.