Drive-in-Apotheken

McRiboflavin statt Doppel-Whopper

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Berlin -

Drive-in-Apotheken in Deutschland haben Seltenheitswert. Manch findiger Inhaber erfreut sich aber an den Vorteilen des Konzepts. Einer von ihnen ist Markus Techet. Er führt die Schwanen-Apotheke an der Rathausstraße in Klingenberg am Main. Der Pharmazeut hat den Anbau definitiv nicht bereut, nennt ihn aber wohlwollend „Autoschalter“.

Nicht aus dem Auto aussteigen, keine ewige Parkplatzsuche, schnell nach dem Kinderarztbesuch ein Hustenmittel kaufen: Techet zählt gerne die Vorteile seiner Drive-in-Apotheke auf. Der 46-Jährige hatte 2003 erstmals den Gedanken, die Räumlichkeiten auszubauen. Doch es gab zunächst zahlreiche Hürden, die die Planung durchkreuzten.

„Am Anfang der Überlegungsphase standen uns strenge Denkmalschutzauflagen im Weg“, erinnert sich Techet. Ein Kellergewölbe auf der Rückseite des Hauses, das gut einen Meter über das Grundstückniveau hervorragte, verzögerte die Umbaupläne. Zu diesem Zeitpunkt baute er die Apotheke zwar aus, der Autoschalter blieb jedoch eine Vision.

Der Apotheker war seit längerem unzufrieden mit den Parkmöglichkeiten für die Kunden. „Es herrscht wirklich ein Parkplatzmangel in der Gegend, die Patienten beklagten das jahrelang“, sagt Techet. „Hinzu kam eine zweifelhafte Marktplatzsanierung, die zusätzlich 30 Stellplätze weggenommen hat. Subjektiv gesehen war das schlecht für das Geschäft.“ Techet zählt derzeit 15 Parkplätze in der Nähe der Offizin.

Techet erhielt schließlich vor rund einem Jahr die Genehmigung des Denkmalschutzamts – auch weil es sich letztlich um sein privates Grundstück handelte. Die Planung dauerte etwa ein halbes Jahr, die Realisierung circa fünf Monate. Der neue Anbau umfasst 20 Quadratmeter. Die Investitionen belaufen sich auf eine sechsstellige Summe. „Wir mussten natürlich alles genau ausmessen, um den Autoschalter und den neuen Gollmann-Kommissionierer zu integrieren. Außerdem mussten wir einen neuen EDV-Arbeitsplatz einrichten“, sagt Techet.

Anfang Juli feierten der Apotheker und sein Team die Eröffnung. „Und die Kunden sind absolut begeistert! Die junge Mutter, die gerade vom Kinderarzt kommt, ältere Menschen, die keine weiten Weg laufen müssen und Patienten, die kurz nach Feierabend noch schnell ein Medikament benötigen“, sagt Techet.

Der Inhaber beschäftigt 10 Mitarbeiter, die sich mit der Abgabe und Beratung am Autoschalter abwechseln. Durch das Drehflügelfenster reichen sie den Patienten ihre Arzneimittel. „Sie können hier alles abholen, rezeptpflichtige und freiverkäufliche Medikamente“, so Techet. „Und selbstverständlich scherzen die Kunden ab und zu und bestellen ein Schokoladeneis.“

In Berlin bietet die Hubertus Apotheke am Salzufer seit 2010 den Service mit Namen „Apo Pickup“ an. Im Netz wirbt die Apotheke damit, dass das Drive-in-Konzept zügig und problemlos vonstattengeht. Auch am Autoschalter erfahren Patienten auf Wunsch eine ausführliche Beratung. Inhaber Bernd Drevenstedt hat das Konzept von dm und Schlecker abgeguckt.

Allerdings kümmern sich die rund 50 Mitarbeiter um Drevenstedt zusätzlich zu der Versorgung von Patienten, auch um die Belieferung von Pflegeheimen, Kliniken und Arztpraxen. Die Apotheke liefert per Lieferdienst bis ins tiefe Berliner Umland.

„Kirby‘s Pig Stand“ hieß übrigens das allererste Drive-in-Restaurant. Es eröffnete im Jahr 1921 in Dallas, Texas. Das Schnellimbissgaststätte revolutionierte die Art und Weise, wie Amerikaner essen. Fast-Food-Restaurants wie McDonalds, Burger King, Taco Bell und Wendys errichten noch heute ihre Filialen nach dem fast hundert Jahre alten Konzept. Die Popularität nahm nach dem Hype in den 1950er und 1960er Jahren allmählich ab. Drive-In bleibt aber ein Teil des American Way of Life.

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