Wartelisten, Risiken & Co.

Maskenpflicht: Vermummt im Handverkauf

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Berlin -

In vielen Bundesländern wurde mittlerweile eine Maskenpflicht zumindest für Teile des öffentlichen Lebens beschlossen. Das Tragen der Masken und deren Anwendung und Reinigung können jedoch mit Schwierigkeiten verbunden sein. Auch für Apotheken gibt es neue Herausforderungen.

Wartelisten für Masken und Desinfektionsmittel

Da die Nachfrage aufgrund der Maskenpflicht so hoch ist, werden in vielen Apotheken bereits Wartelisten angefertigt: Sind keine Masken mehr verfügbar, werden Name, gewünschte Anzahl und die Telefonnummer des Kunden notiert. Trifft neue Ware ein, werden zuerst die Kunden der Warteliste versorgt. Sind danach noch Masken vorhanden, werden diese wieder im „normalen“ Handverkauf angeboten. Für Desinfektionsmittel werden häufig ähnliche Listen angefertigt.

Oft ist die Anfertigung dieser Listen jedoch mit Schwierigkeiten behaftet: Denn häufig wollen Kunden direkt große Mengen vorbestellen. Die meisten Apotheken haben sich jedoch auf eine begrenzte Anzahl pro Haushalt festgelegt, damit bei Nachschub möglichst viele Kunden versorgt werden können und keine Hamsterkäufe zustande kommen. Oft ist es zudem schwer abzuschätzen, wann neue Ware eintrifft. Ein festes Lieferdatum ist derzeit eher die Ausnahme. Viele Apotheker ärgern sich über unseriöse Angebote, die per Fax, Mail oder auch Kanäle wie Facebook und Linkedin/Xing angeboten werden.

Mundschutzpflicht auf Warteliste

Im sächsischen Zittau arbeitet PTA Linda Ehmke nun die gesamte Schicht mit ihrem selbstgenähten Mundschutz. Sachsen hatte als erstes Bundesland für den öffentlichen Nahverkehr sowie für den Einzelhandel eine Maskenpflicht beschlossen. Die Regelung gilt seit Montag. „Wir verkaufen aktuell nur noch genähte Masken. Etwas anderes haben wir gerade nicht da. Und auch diese begrenzten Exemplare sind immer schnell vergriffen, wir arbeiten da mit einer Art Warteliste. Die Kunden können vorab reservieren.“ Die Masken bekommt die Apotheke von regionalen Herstellern. Den Kunden erklärt die PTA dann, wie die Stoffmasken aufbereitet werden können, sodass die Kunden sie sicher verwenden können.

Ehmke empfindet das Arbeiten mit dem DIY-Mundschutz nicht als unangenehm: „Mich stört die Maske gar nicht so sehr, ich denke, die Kunden könnten sich für die kurze Zeit in der Apotheke durchaus eine Maske aufsetzen oder ein Tuch umbinden.“ Denn bislang bedeutet Maskenpflicht nicht, dass es sich zwangsläufig um ein CE-zertifiziertes Modell handeln muss. Auch das Umbinden eines Tuches ist gestattet. Ehmke bedient seit dieser Woche zahlreiche Kunden mit kreativen Lösungen: „Eine Kundin hatte sich mit einem Stoffbeutel Mund und Nase verdeckt. Aufgedruckt war eine Ente, da kommt man zumindest mal zum Schmunzeln in dieser zum Teil echt anstrengenden Zeit.“

„Wir tragen alle einen Mund-Nasenschutz in der Offizin“, erzählt die PTA, „auch hinter der Plexiglasscheibe. Ab und an geht man ja doch mal vor, beispielsweise um den Kunden ein Produkt zu zeigen, da ist es dann sinnvoll, wenn man die Maske bereits trägt.“ Das einzig Schwierige sei die Akustik – wenn beide Parteien einen Mundschutz tragen und durch eine Plexiglasscheibe getrennt sind, dann hätten vor allem ältere Menschen Probleme, das Gesagte auch zu verstehen. Das ständige Auf- und Absetzen könnte dazu führen, dass Keime verschleppt werden. Dennoch ist es auch wichtig, die Masken zwischendurch zu wechseln. Egal welches Modell man trägt: Jedes Material durchfeuchtet irgendwann. Dann sollten die Masken abgenommen und getrocknet und anschließend gereinigt werden.

„Einfache OP-Masken haben wir aktuell keine. Wir bekommen über den Großhandel momentan keine einzige Packung“, bedauert Ehmke. „Bei unserer letzten Bestellung konnte ich den Einkaufspreis für den einfachen chirurgischen Mundschutz kaum glauben – zehn Masken für zehn Euro. Diese Produkte haben wir noch nie zu diesen Konditionen bezogen.“ Ehmke ist nicht die einzige PTA, die sich über die horrenden Einkaufspreise ärgert. Auch Apotheker aus anderen Städten berichten darüber, dass man sich für die Verkaufspreise, die man verlange, fast schämen muss. Auch die Preise für Desinfektionsmittel seien in die Höhe gestiegen. Immerhin könnten die meisten Apotheken hier aktuell wieder Ware über den Großhandel beziehen.

Wer in Sachsen keine Maske trägt, der darf den Einzelhandel nicht mehr betreten, sonst droht eine Strafe von 55 Euro. Ehmke bemängelt, dass viele Menschen von Freitag auf Montag zu wenig Zeit hatten, sich um die Beschaffung eines Mundschutzes zu kümmern. Nun würden diese Kunden zum Teil vor der Apotheke stehen. Streng genommen dürfe man die Kunden nicht mehr reinlassen. Apotheker und PTA könnten die Personen bitten, vor der Tür zu warten. Bedauerlich sei der Umstand, dass man nicht mal alle Kunden mit einer Maske versorgen könne, so Ehmke. Viele würden auch online Masken bestellen – die Lieferzeiten sind dort häufig über eine Woche.

Bitte nicht in die Mikrowelle

Ehmke und ihre Kollegen waschen die Masken dann zu Hause bei 60 Grad in der Waschmaschine. „Ich selbst koche sie auch im Kochtopf für ein paar Minuten aus“, erzählt die PTA, so müsste man nicht täglich eine Waschmaschine anschalten. Das sei ein guter und sicherer Weg. Andere Varianten hätten bei einigen Kunden schon zu Problemen geführt. Viele gingen davon aus, dass sie die DIY-Masken auch in der Mikrowelle für eine kurze Zeit erhitzen können und somit alle Keime absterben. Diese Vorgehensweise ist aus dem Haushalt bekannt: Nasse Putzlappen und Schwämme können, anstatt direkt in der Waschmaschine zu landen, kurz in die Mikrowelle gegeben werden. Nach ein bis drei Minuten sind diese dann durch die Hitze desinfiziert und können weiter zum Putzen verwendet werden.

Bei den Masken ist dieses Prozedere mitunter nicht geeignet: Trockene Masken können in der Mikrowelle verbrennen oder verkohlen. Das kann zum einen am Material liegen, zum anderen kann es mit dem Metallbügel, der als Nasen-Clip dient, zusammenhängen. Liegt dieser Clip an einer Stelle frei, so entstehen in der Mikrowelle Funken und die Brandgefahr steigt.

Herausforderung für Brillenträger

Vor allem für Brillenträger kann das Tragen einer Maske zur Herausforderung werden. Die Brillengläser beschlagen und die Sicht wird eingeschränkt. Im Internet kursieren zahlreiche Tipps, die wieder für Durchblick sorgen sollen: Neben dem Waschen der Gläser mit Kernseife soll auch ein Tropfen Spülmittel helfen können: Dieser wird ohne Wasser dünn auf die Brillengläser aufgetragen und mit einem Mikrofasertuch einpoliert. Durch Seife oder Spülmittel wird die Oberflächenspannung gestört. Die Folge: Es können sich keine Wassertropfen mehr auf den Brillengläsern absetzen und die Brille kann folglich nicht mehr beschlagen.

Ist beides nicht zur Hand sollen auch die im Speichel enthaltenen Enzyme einen ähnlichen Effekt haben – diese Variante ist allerdings aufgrund der derzeitigen Pandemie aus hygienischen Gründen nicht zu empfehlen. Für besonders hartnäckige Fälle sollen auch Anti-Beschlag-Sprays vom Optiker oder aus dem Motorradbedarf helfen können: Die Sprays werden meist beidseitig auf die Gläser – beim Motorrad auf das Visier – aufgetragen und mit einem weichen, fusselfreien Tuch verteilt. Ein Schutzfilm soll zumindest zeitweise das Beschlagen der Gläser verhindern – je nach Produkt soll die Wirkung bis zu 72 Stunden anhalten, bevor das Spray erneut aufgetragen werden muss.

Fehlende Mimik

Das Tragen einer Schutzmaske kann laut einem Mimikexperten Stress beim Gegenüber auslösen. „Die Mimik ist wahnsinnig wichtig für die zwischenmenschliche Kommunikation“, sagte Dirk Eilert, Experte für Körpersprache. Verdecke der Gesprächspartner Teile des Gesichts, könnten bestimmte Signale nicht mehr wahrgenommen werden. Das könne Verunsicherung auslösen, wenn Menschen daran nicht gewohnt seien. Besonders das Lächeln spiele eine große Rolle bei der Einschätzung von sozialer Interaktion. „Die Mimik hilft uns zu sehen, was in dem anderen vorgeht.“ Gleichzeitig könne eine Maske für den Träger aber entspannend wirken, weil dieser sich hinter dem Stoffschutz unter Umständen freier fühle.

 

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