Patientenorganisationen sind auf Fördermitglieder angewiesen. Die traditionell große Unterstützung durch Pharmaunternehmen steht häufig im Verdacht der Einflussnahme. Um unabhängig zu bleiben, scharen die Organisationen möglichst viele Förderer um sich. Angesichts der wichtiger werdenden Markenbildung im Apothekenmarkt engagieren sich zunehmend auch Versandapotheken und Apothekenkooperationen. Jüngstes Beispiel ist die Fördermitgliedschaft von Vitalsana bei der Deutschen Schmerzliga.
Die niederländische Versandapotheke von Schlecker hatte sich vor vier Monaten bei der Schmerzliga beworben, bestätigte deren Vizepräsident Harry Kletzko gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Organisation stimmte zu, schließlich sind mit DocMorris und der Luitpold Apotheke bereits zwei weitere Versender eingetragene Fördermitglieder. Als solche dürfen sie - ohne Stimmrecht - an der Mitgliederversammlung teilnehmen und sich bei den Schulungen für Selbsthilfegruppenleiter mit einem Stand präsentieren.
Streng verboten ist laut Kletzko hingegen die Produktwerbung: „Wir empfehlen weder einen Hersteller noch eine Apotheke.“ Doch den Partnern dürfte ohnehin eher an der Präsenz ihrer Marke und einer positiven Imagewerbung gelegen sein. Auf den Vitalsana-Katalogen findet sich beispielsweise das Logo der Schmerzliga.
Sanicare geht mit einer Kooperationsvereinbarung mit der Rheumaliga einen anderen Weg. Seit etwa zwei Jahren schaltet die Versandapotheke Anzeigen in der Zeitschrift „mobil“, die alle zwei Monate erscheint. Für diese exklusiv gebuchten Werbeflächen hatten sich neben Sanicare auch andere Versandapotheken beworben, sagte Karl Cattelaens, stellvertretender Geschäftsführer der Rheumaliga, gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Zu den „echten“ Fördermitgliedern der mit rund 250.000 Mitgliedern nach eigenen Angaben größten deutschen Selbsthilfegruppe zählt übrigens auch eine niedergelassene Apotheke: Apotheker Wolfgang Weiler kooperiert bereits seit mehreren Jahren mit der Rheumaliga. In seiner Riedborn Apotheke im hessischen Usingen setzt er einen Schwerpunkt in der Rheumabehandlung.
Auch Apothekenkooperationen profilieren sich als Partner von Patienteninitiativen: Die MVDA-Tochter Linda unterstützt die Lebenshilfe, die „gesund leben“-Apotheken sind laut Gehe-Sprecher Michael Brinkert über den Celesio-Konzern bei den Ärzten für die dritte Welt aktiv. Andere Kooperationen arbeiten auf lokaler Basis mit den Regionalverbänden von Patientenorganisationen zusammen.
Eher als politische Botschaft dürfte hingegen die Unterstützung aller Apotheker für den Behindertensport zu verstehen sein: Im Juli hatten der Deutscher Behindertensportverband (DBS) und die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände eine langfristige Kooperation vereinbart. Zudem gebe es in jedem Apothekerverband einen Selbsthilfebeauftragten, sagte ein ABDA-Sprecher: „Dabei geht es aber nicht um monetäre Vorteile, sondern um inhaltliche Schnittmengen.“ Apotheker könnten etwa bei Fort- und Weiterbildungen sowie bei Kampagnen und Aktionen von den Selbsthilfegruppen lernen, so der Sprecher.
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