Plakatkamapgne in Atrium-Apotheke

„Mama ist nicht genug, Papa ist unverzichtbar“

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Berlin -

„Stoppt Umgangsboykott, Kindesentfremdung und Kindermanipulation“: Seit Anfang Februar hängt ein Plakat mit dieser Forderung gut sichtbar im Schaufenster der Atrium-Apotheke in München. Inhaberin Sandra Rossier hat sich von ihrer Stammkundin, Ex-Tennisspielerin Renata Kochta, davon überzeugen lassen, auf das Problem der „entsorgten Väter“, denen der Umgang mit ihren Kindern nach der Trennung verweigert wird, auch in ihrer Apotheke aufmerksam zu machen.

„Ich finde es wichtig, auf dieses Problem, das in der Öffentlichkeit nur selten thematisiert wird, aufmerksam zu machen“, sagte Rossier gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bevor ihre Stammkundin sie angesprochen hat, wurde allerdings auch sie mit dem Thema nicht wirklich konfrontiert. So gehe es vielen, so die Apothekerin, die sich von Kochta nach einem Gespräch überzeugen ließ, auch einen kleinen Beitrag für die Aufklärung zu leisten. Seitdem hängt nicht nur ein Poster im Schaufenster ihrer Münchner Atrium-Apotheke. Kochta durfte sogar die Kinderzeitschrift „Medizini“ mit ihren Kampagnen-Aufklebern bestücken, insgesamt 115 Hefte.

Seit rund zwei Jahren setzt sich die ehemalige Profi-Tennisspielerin und Mutter von drei Kindern für die Rechte der Kinder ein, ihre Väter auch nach einer Trennung der Eltern weiterhin sehen zu dürfen. Vor zwei Jahren gründete sie die Facebook-Gruppe „Mama ist nicht genug, Papa ist unverzichtbar“, die inzwischen über 2000 Mitglieder hat. Kochta versichert, dass es sich ausschließlich um Betroffene handelt. Diese Gruppe sei allen Vätern gewidmet, die seit Jahren um ihr Recht als Vater kämpfen und die Erfahrung gemacht haben oder machen, dass die „verlassene“ Mutter als „Rache“ oder „Strafe“ die eigenen Kinder als Waffen gegen den Vater benutzt, schreibt sie. Die Leidtragenden seien immer die Kinder.

Kochta zitiert dabei eine Untersuchung der Universität Utrecht, der zufolge Kinder in 86 Prozent der Fälle durch die Mütter entzogen würden. „Was die Mütter den Kindern antun, können sie nie mehr rückgängig machen“, so die Ex-Tennisspielerin, die inzwischen eine PR-Agentur in München führt. Für die Kinder habe es fatale Folgen: Starke Entfremdung sei traumatisierend und präge das ganze Leben des Kindes. „Die Entwicklung einer eigenen Identität des Kindes, eines gesunden Selbstwertgefühls und Selbstvertrauens sowie einer eigenen Werteskala wird eingeschränkt, ebenso seine Bindungs- und Beziehungsfähigkeit sowie seine Leistungsfähigkeit“, ist sie überzeugt.

Eine weitere Studie, die Kochta zitiert, soll ihre Argumente untermauern. Demnach würden sich 37 bis 48 Prozent der Kinder und Jugendlichen in einer Scheidungssituation davor fürchten, einen Elternteil zu verlieren. 32 Prozent sollen psychische Veränderungen wie beispielsweise Trennungsängste, Schlafstörungen, Einnässen, sozialen Rückzug, Leistungsabfall in der Schule, aufweisen. Etwa 20 Prozent würden auffällig aggressiv oder flüchten in eine Sportart. Je konfliktreicher eine Trennung verlaufe, desto größer sei die Gefahr, dass die Grundbedürfnisse des Kindes massiv verletzt würden. Dies gelte insbesondere, wenn der Kontakt zu einem Elternteil durch Umgangsboykott komplett abbricht.

Bis vor wenigen Jahren wurde auch Kochta mit der Thematik nicht konfrontiert. Erst als die Nachbarsfamilie eine persönliche Tragödie, mit Scheidung und das Gezerre um die Kinder, durchlebte, sei sie darauf aufmerksam geworden. Der Höhepunkt sei erreicht worden, als der Nachbar und Vater von zwei Kindern von seiner Ex-Frau wegen Kindesmisshandlung angezeigt wurde. Das Verfahren wurde wieder eingestellt, da sich die Vorwürfe nicht bestätigt haben. „Nach der Verhandlung wurden der Umgang weiter drastisch und bewusst boykottiert, bis der Vater irgendwann aufgab, damit er die Kinder vor den stetigen Loyalitätskonflikten schützt“, berichtet sie. „Als ich mich mit dem Thema beschäftigte, habe ich die gleiche Geschichte auch von anderen Freunden zu hören bekommen – überall klang es nach einer Trennung gleich.“

Die Gründe liegen nach Auffassung von Kochta darin, dass die Mütter zu sehr mit der Trennung und den damit verbundenen Gefühlen des Versagens, Verletztseins, der Enttäuschungswut und Abwehr von Schuldgefühlen beschäftigt sind, sodass das Scheidungskind mit der Trennung meist allein gelassen würde. „Dazu kommt, dass dem Kind dann noch zusätzlich Leid zugefügt und der Vater entzogen wird. Ich kann mir kaum den Schmerz vorstellen“, so die PR-Frau. Aus ihrer Sicht ist das Problem der Entfremdung zwischen Eltern und Kindern kein Sorgerechts-, sondern ein Kinderschutzthema.

„Am schlimmsten finde ich persönlich die ungerechtfertigten Strafanzeigen wegen – zum größten Teil – erfundener Kindesmisshandlung“, berichtet Kochta. Dabei würden Kinder auf eine schlimme Art und Weise von einem boykottierenden Elternteil gegen den anderen manipuliert sowie regelrecht zu einer Falschaussage angestiftet. Der angezeigte Elternteil sei häufig ohnmächtig ausgeliefert. Im Wissen, dass nichts passiert ist, müsse er sich trotzdem verteidigen und dürfe in der Regel für mindestens ein halbes Jahr das eigene Kind nicht sehen. In der Zwischenzeit entfremde sich das Kind immer mehr.

„Wir haben in der Gruppe Väter, die bis zu 18 Mal vor Gericht waren. Ein Umgang war irgendwann gar nicht mehr möglich, da das Kind dann nicht mehr 'wollte'“, so die dreifache Mutter, die deshalb eine drastische Forderung an den Gesetzgeber formuliert: Kindesvereitelung, Kindesentzug und Kindermanipulation sollen unter Strafe gestellt werden und einen eigenen Paragrafen im Strafgesetzbuch bekommen. Dann würde ein Vater nie mehr vor einer verschlossenen Tür stehen und die Kinder müssten nicht auf ihre Väter verzichten.

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