Die Abholung und Verteilung des Schweinegrippeimpfstoffes Pandemrix stellt die Bundesländer vor immense logistische Herausforderungen: Insgesamt 50 Millionen Impfdosen müssen innerhalb von wenigen Wochen auf Impftstellen in ganz Deutschland verteilt werden. Der britische Hersteller GlaxoSmithKline, bei dem die Bundesregierung geordert hat, stellt die Ware lediglich zur Abholung bereit. Wie die kühlpflichtigen Ampullen mit Antigen und Adjuvans dann zu den Patienten gelangen, ist Ländersache.
Die ersten abholfertigen Vakzine werden voraussichtlich ab 19. Oktober im Dresdner Werk von GSK auf Paletten mit je 120.000 Dosen aus der laufenden Produktion bereit stehen. Die Bundesländer können jedoch den Impfstoff nicht gleichzeitig abholen: „Jeden Tag wird von GSK ein Kontingent für vier Länder bereit gestellt. Zunächst werden die großen Länder an der Reihe sein“, sagte ein Sprechers des Thüringer Gesundheitsministeriums gegenüber APOTHEKE ADHOC. Innerhalb von vier Tagen sollte somit jedes einzelne Bundesland über eine Erstbevorratung verfügen.
Von den jeweiligen Landeministerien werden die Dosen auf die Gesundheitsämter verteilt. Diese wiederum versorgen die Impfstellen. Bei allen Schritten muss die lückenlose Kühlkette garantiert werden. In den Zwischenstationen werden die Mengen aufgeteilt, damit die einzelnen Landkreise - entsprechend ihrer Einwohnerzahl - nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Dosen erhalten. Für diese Aufgabe sind in manchen Bundesländern auch Apotheken vorgesehen.
Zwischen der Abholung im Serumwerk und der Ankunft in den Impfstellen dürften nach Ansicht des Thüringer Ministeriumssprechers nicht mehr als drei bis vier Tage vergehen. Damit überall gleichzeitig mit der Impfaktion begonnen werden kann, wurde der Start auf den 26. Oktober gelegt.
Eine einheitliche Regelung für die Art der Distribution gibt es nicht. Jedes Land muss für die Belieferung der Impfstellen sorgen, ob mit eigenen Fuhrunternehmen, Speditionen oder pharmazeutischen Großhändlern. Letztere hatten bereits vor einem Monat den Bundesländern ein Distributionsmodell auf Grundlage der bereits bestehenden Vereinbarung über die Versorgung mit Virustatika im Pandemiefall vorgeschlagen. Details darüber wollte man damals nicht verraten.
Ein Abschluss kam jedenfalls nicht zustande. Daher verhandeln die Unternehmen nun selbst mit den Bundesländern. Erste Verträge wurden sogar schon unterzeichnet, Details zum Ablauf sind den Partnern jedoch nur spärlich bekannt. Weder stünde fest, ob und wo die Paletten abgeholt werden müssen, noch wer mit wie vielen Ampullen beliefert werden soll, so ein Großhandelssprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Fest steht aber: Die Großhändler agieren ausschließlich als Logistiker: „Die Länderbehörden bleiben Eigentümer der Ware. Wir übernehmen lediglich die Auslieferung“, so der Sprecher. Mit den einzelnen Impfstellen werden also keine Lieferkosten abgerechnet. Retouren über den Großhandel sind damit auch ausgeschlossen.
Die Firmen warten erst einmal ab, was kommt. Zusätzliches Personal oder zusätzliche Transporter werden momentanen Einschätzungen zufolge nicht notwendig sein. Die Lieferungen ließen sich in die täglichen Arbeitsprozesse integrieren, hieß es aus der Branche.
Wie oft die Bundesländer das Werk in Sachsen anfahren müssen, um alle Bestellungen abzuholen, weiß derzeit niemand. Beliefert wird aus laufender Fertigung; GSK produziert sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. Die Ausbeuten können von Tag zu Tag variieren. Daher ist auch nicht abzusehen, wie lange überhaupt noch Chargen des Schweinegrippeimpfstoffs über die Fließbänder von GSK laufen. „Wir produzieren so lange, bis alle Bestellungen abgearbeitet sind“, sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber APOTHEKE ADHOC.
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