Die Lieferengpässe nehmen immer größere Ausmaße an. Mittlerweile sind zahlreiche Wirkstoffe und Arzneigruppen betroffen. Obwohl die Pandemiezeit für Apothekenteams schon herausfordernd war, empfindet Apothekerin Katharina Douglas die aktuellen Zeiten als noch schlimmer.
Verschiedene Antibiotika, Herzmedikamente, Elektrolytmischungen, Fiebersäfte und PPI – die Liste der Defekte ist so lang wie noch nie. Von den Lieferengpässen sind mittlerweile auch gängige Wirkstoffe und Medikamente betroffen. „Es zieht sich durch alle Arzneistoffklassen“, berichtet Douglas, Inhaberin der Löwen-Apotheke in brandenburgischen Hennigsdorf. Die Lagerhaltung werde immer problematischer und der Frust sei sowohl im Team wie auch bei den Kund:innen groß.
„Wir versuchen den Großteil der Probleme schon selbst zu beheben“, meint sie. So würde beispielsweise die Stärke eines nicht lieferbaren Medikaments schon entsprechend ausgetauscht und die Dosierung angepasst. „Manchmal kann man dem Arzt mittlerweile nicht mal mehr eine Alternative nennen.“ Viele Kund:innen seien besorgt um ihre Gesundheit, wenn die gewohnte Medikation plötzlich nicht mehr zu bekommen sei. „Die sind manchmal richtig verzweifelt.“
Douglas versucht bereits im Kundengespräch die Anspannung zu nehmen. „Ich tue es beim Kunden direkt kund, damit er merkt, dass auch wir daran keinen Spaß haben“, meint sie. Oft würden sie sich dann gar nicht erst so aufregen. Manchmal versucht sie die Situation auch mit einem Augenzwinkern zu lösen: „Wenn jemand mit einem Nurofen-Rezept kommt, sage ich schon ‚Oh, das ist derzeit wie Goldstaub, mal sehen, ob wir was bekommen‘.“
Manchmal bestehe der halbe Tag nur aus Rumtelefonieren und Abklären. „Der Frust ist einfach wahnsinnig groß.“ Je nach Medikament und Praxis müsse man mehrfach anrufen, um jemanden zu erreichen oder auch auf Rückrufe warten. „Das alles frisst Zeit, die wir nicht haben.“ Der Aufwand, um Arzneimittel „ranzubekommen“ sei enorm. „Wir stecken da so viel Zeit rein, die dann für das Wesentliche fehlt“, ärgert sich die Apothekerin. „Man ist nur noch am Abarbeiten und kommt aus dem Hamsterrad nicht mehr raus.“
„Ich frage mich wirklich, wo das noch hingehen soll“, meint Douglas besorgt. „Es trifft grade so vieles aufeinander, dass es kaum zu schaffen ist.“ Wie viele andere Inhaber:innen, hat auch Douglas mit Personalmangel zu kämpfen. Zwar konnte sie kürzlich eine PTA für sich gewinnen, dennoch sei der Alltag durch all die Bürokratie und Dokumentation nur schwer zu schaffen.
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