„So dramatisch wie nie“

Lieferengpässe: Apotheker warnt und bunkert

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Berlin -

Seit 30 Jahren ist Dr. Matthias Coen Apotheker, aber sowas hat er noch nicht erlebt: Die Situation mit Arzneimittelengpässen sei untragbar, sagt der Inhaber der Ring Apotheke in Unna. „So dramatisch war es noch nie.“ Wie soll es erst im Winter werden, fragt er sich.

Coen hat sich so gut es geht mit schwer verfügbaren Arzneimitteln bevorratet. Den Engpass beim Antibiotikum Amoxicillin etwa versucht er mit einem Lagerbestand von 300 Flaschen Saft in der Wirkstärke 250 mg/ 5 ml aufzufangen. „Ich habe sie aus dem Ausland erhalten und eingebunkert.“ Wer die 500 mg/ 5 ml brauche, müsse zwei Flaschen erhalten.

Ausländische Ware führt zu Misstrauen

Aktuell sei Salbutamol „der Renner“ in der Apotheke. Bis zu 60 Packungen pro Tag würden nachgefragt. Zwar ist Coen froh, dass er ausländische Ware beziehen und abgeben kann, allerdings sei „das nicht Sinn der Sache“. Denn er und sein Team müssten den Beipackzettel auf deutsch ausdrucken und beilegen, was zur Verunsicherung im Beratungsgespräch führe. „Die Kundschaft wird dabei misstrauisch.“

Sorgen bereitet ihm auch die schlechte Verfügbarkeit von Doxycyclin-haltigen Arzneimitteln. „Doxy geht ganz gegen Null. Es ist nichts mehr da und wenn das schon Ende September so ist, wie soll das noch werden“, sagt er. Er bestelle Doxyderma, um es als „Off-Label-use“ einsetzen zu können. Die Situation bereitet ihm Sorgen.

Die Engpässe führten zu Mehrarbeit in der Apotheke. „Es ist lästig und ätzend.“ Bei jedem dritten Rezept gebe es Beanstandungen. „Dann müssen wir die Ärzte anrufen oder Verordnungstouren fahren. Das hält so auf.“ Auch in den Praxen sorge man sich wegen der anhaltenden Engpässe. Zudem seien Antiepileptika, Insuline oder Ozempic sowie Trulicity weiterhin schwer erhältlich. „Ich habe hier 50 Leute auf der Warteliste und bekomme nach sechs Monaten Ware.“

Apotheker bevorratet sich

Der Fiebersaft-Engpass aus der vergangenen Saison habe sich entspannt. Doch Coen traut der Ruhe nicht. „Aber für wie lange?“, fragt er sich. Sicherheitshalber hat er 1000 Flaschen für sein Lager bestellt. Der Apotheker ärgert sich darüber, dass die Ware im Ausland erhältlich sei. „Dort bekommt man alles und hier ist ‚billig, billig‘ angesagt. Die Firmen liefern nun einmal dorthin, wo sie mehr Geld erhalten. Wir sparen uns hier kaputt.“

Karl Lauterbach (SPD) sei als Gesundheitsminister „untragbar“. Warum er die Apotheke „so hasse“, sei unverständlich, sagt Coen. Dass er angekündigt habe, zum Deutschen Apothekertag (DAT) nur kurz zugeschaltet zu werden, weil keine Zeit sei, „geht gar nicht“. Der Inhaber betont, wie wichtig die Apotheke vor Ort ist: „Was wir hier leisten – wir finden immer wieder eine Lösung.“

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