Bayerische Apotheken protestieren mit

Licht aus: „Vielleicht bewegt es was“

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Berlin -

Die Mehrheit der Kammern und Verbände halten sich bei den heutigen Streiks zurück. Sie beteuern mitunter zwar die Unterstützung und begrüßen die Aktion der Kolleg:innen. Zum Protest wird jedoch nur in vier Bundesländern aufgerufen. Doch vereinzelt beteiligen sich auch andernorts Apotheken – wie einige bayerischen Inhaber:innen, die ebenfalls ein Zeichen setzen wollen.

Florian Sedlmeier ist seit zwei Jahren selbstständiger Apotheker. Als der 33-Jährige von den Streiks unter anderem im Saarland erfuhr, ging er davon aus, dass es dazu auch etwas vom Bayerischen Apothekerverband (BAV) geben würde. Doch die Vermutung wurde nicht bestätigt. Auch wenn man in München die Aktion der Kolleg:innen „begrüßt“ – gestreikt wird im Freistaat nicht. „Das hört sich wie Desinteresse an und als ob es die bayerischen Apotheker nicht nötig hätten“, kritisiert er. Der Apotheker schrieb an BAV-Vorsitzenden Dr. Hans-Peter Hubmann und forderte Solidarität mit den streikenden Kolleg:innen.

Dabei sparte er nicht mit Kritik: „Vielmehr unterstützen Sie mit Ihrem Nichtstun gerade eben diese Politik, welche sich wünscht, noch ein paar vermeintlichen Kostentreiber wegzurationieren.“ Von der Standespolitik sei er schwer enttäuscht. Wohin solle das in ein paar Jahren führen, fragt er. Bereits jetzt habe er als noch junger Selbstständiger Angst vor dem, was noch alles mit Apotheken gemacht werde.

Mindestens sieben bayerische Apotheken protestieren

Weil er selbst nicht Nichts tun will, schloss er sich mit Apotheker:innen im Landkreis Mühldorf zusammen und initiierte eine gemeinsame Protestaktion. „Wir lassen heute bei uns das Licht aus. Mindestens sieben Apotheken beteiligen sich“, sagt er. Dazu würden Handouts zu den Gründen des Protests und der Situation der Apotheken ausgegeben. „Es ist wichtig, dass wir informieren. Es wird noch schlimm genug werden mit den Kürzungen.“

Dass das Licht aus ist, bemerkten die Kund:innen schnell. „Vielleicht bewegt es was“, sagt der Apotheker. Natürlich wurde bereits gefragt, ob es Sparmaßnahmen wegen der Energiekrise seien. In der Offizin beantwortet PTA Andrea Aigner die Fragen: „Wir erklären die Protestaktion gegen die willkürliche Erhöhung des Kassenabschlags“, sagt sie. Die Kundschaft sei verwundert und wissbegierig. Besonders die Jüngeren hörten zu. Auch wenn der Protest mehr Zeit als sonst koste, sei er wichtig. Dass sich nicht alle Apotheken beteiligten, versteht sie nicht. „Die Kürzungen treffen doch jeden. Ich hoffe, dass die Leute wachgerüttelt werden, es geht um die Existenz vieler Apotheken, gerade für die älteren Leute ist es wichtig, die auf uns Landapotheken angewiesen sind.“

Mehr Aufwand, weniger Verdienst

Auch Sedlmeier hofft, mit der gemeinsamen Aktion etwas zu bewegen. Natürlich sei die Anhebung des Kassenabschlags nicht für jeden existenzgefährdend. „Aber ich merke auch, dass es Jahr für Jahr immer mehr Aufwand für weniger Verdienst wird.“ Dabei gehe es nicht nur um die 2 Euro Kassenabschlag. Auch andere Anforderungen wie Hashcodes in der Substitutionstherapie oder Retaxationen erschwerten die Arbeit in der Apotheke enorm.

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