Mit Testkäufen in den Apotheken der Mitglieder handeln sich die Apothekerkammern regelmäßig Ärger ein: Nicht jeder Kollege wird gerne von den eigenen Leuten kontrolliert oder sieht die Notwendigkeit einer internen Qualitätskontrolle. Die Landesapothekerkammer Hessen (LAK) nimmt darauf Rücksicht: Die Einladung zur Teilnahme an Ringversuchen ist voll freundlicher Zurückhaltung.
Die LAK bietet ihren Mitgliedern ab Juli die Möglichkeit, kostenlos an einer „Pseudo Customer Fortbildung“ teilzunehmen. Dazu wird ein von der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV) besonders geschulte Kollege als Kunde in der Apotheke auftreten und eine alltägliche Situation durchspielen. Anschließend wird das Beratungsgespräch mit dem getesteten Mitarbeiter sowie dem Apothekenleiter analysiert, eventuelle Verbesserungsmöglichkeiten werden aufgezeigt und diskutiert.
Die Kammer stellt klar, dass es nicht um Kontrolle geht: „Die Teilnahme stellt keinerlei 'Überprüfung' dar, sondern soll Sie in Ihren Bemühungen um gute pharmazeutische Beratung vor Ort unterstützen.“ Und um jedes Missverständnis auszuschließen: „Wir führen keine 'Testkäufe' durch, sondern bieten Ihnen – freiwillig, ohne Zwang und ohne Sanktion – die Möglichkeit, die Beratungssituation vor Ort zu bewerten und zu verbessern“, heißt es. Für die Teilnahme gibt es sogar Fortbildungspunkte – wie auch bei den Ringversuchen des Zentrallabors (ZL).
Das Anschreiben beginnt aber schon mit einem Lob: „Wir leisten jeden Tag hervorragende Arbeit in unseren Apotheken, wir beraten unsere Kunden zu allen Fragen der Arzneimitteltherapie und weiteren Gesundheitsthemen, wir stellen zahlreiche individuelle Rezepturen her, wir kümmern uns um die Patienten und Kunden rund um die Uhr.“
Eine ständige Fortbildung sei für den Erfolg wichtig, der Kammer liege die pharmazeutische Qualität sehr am Herzen, heißt es. Daher gibt es seit Jahren die Möglichkeit der innerbetrieblichen Fortbildung auf dem Gebiet der Rezepturherstellung. Damit könnten die Apotheker sehen, ob ihre Rezepturen der Verschreibung entsprechen und die Deklaration richtig ist.
„Es ist auch kein 'Beinbruch', wenn ein Ergebnis mal nicht zufriedenstellend ausfällt, wichtig ist dann, zu analysieren, warum es schief gegangen ist und wie man es in der Zukunft verbessern kann“, teilt die Kammer mit. Damit könnten etwa systematische Fehler aufgezeigt werden und Herstellungsvorschriften angepasst werden. Die übersandten Ergebnisse des ZL sollen der Diskussion im Team und der Weiterentwicklung der Rezepturherstellung dienen.
Die Kammer würde sich freuen, wenn sich möglichst viele Mitglieder für eine Teilnahme entscheiden würden. Daher werden auch die Kosten übernommen. Die Apotheker werden höflich gebeten, sich bis Ende Februar bei der Geschäftsstelle der Kammer anzumelden, damit die WuV planen kann. „Machen Sie mit – Wir wollen zeigen, dass die Rezeptur und Beratungsqualität in den hessischen Apotheken gut ist und durch uns selber ständig verbessert wird“, heißt es zum Schluss.
In Niedersachsen führt die Kammer derzeit einen groß angelegten Test in allen Apotheken durch. Hierbei soll allerdings nur allgemein die Bereitschaft zur Beratung überprüft werden. 400 Apotheken wurden schon besucht, in mehreren Tranchen sollen nun auch die übrigen 1600 Apotheken getestet werden.
Obwohl die Teilnahme in Niedersachsen nicht freiwillig ist, ist Kammerpräsidentin Magdalene Linz mit der Resonanz der Mitglieder zufrieden. Selbst durchgefallene Apotheken hätten nichts an dem Testszenario auszusetzen gehabt. Positiv ist aus Sicht der Kammer, dass für das Thema sensibilisiert wurde.
Auch die LAK Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr ihre Testkäufe in Apotheken ausgeweitet. Weil Probleme eher bei Testkäufen mit einem konkreten Präparatewunsch auftraten, wurden in den jüngsten Tests auf eine Symptombeschreibung verzichtet. Die Ergebnisse der Tests werden dem Kammervorstand bei dessen Sitzung im März vorgestellt.
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