Lagerwertverluste schneller übermitteln Désirée Kietzmann, 01.02.2010 09:23 Uhr
Alle 14 Tage können Arzneimittelhersteller ihre Preise anpassen. Die Tendenz geht in der Regel nach unten, denn Zuzahlungsbefreiungen sowie die Aut-idem-Regelung schaffen die entsprechende Motivation. Lagerwertverluste gehören damit zum Alltag in der Apotheke. Um den administrativen Aufwand sowohl für die Apotheke als auch für die Hersteller zu reduzieren, führte der EDV-Dienstleister Lauer Fischer vor knapp zweieinhalb Jahren die elektronische Übermittlung der Meldungen direkt aus der Apothekensoftware ein.
Die Software ermittelt zu einem Stichtag eine Liste der Artikel, die von einer Preissenkung betroffen waren, erzeugt daraus eine Meldung, die dann mit einem Knopfdruck an den Hersteller versendet werden kann. Zur Übermittlung wird wie bei der Großhandelsbestellung die Datenfernübertragung (Dafü) genutzt. Der Hersteller kann die Daten dann direkt weiterverarbeiten und bei Erreichen des festgelegten Mindestwertes die Erstattung an die Apotheke veranlassen.
„Durch das Verfahren sparen beide Seiten Zeit und Kosten“, sagte ein Sprecher der Firma Informatik-Systeme (IS) gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Lauer-Fischer-Tochter stellt die notwendige Schnittstelle zur Verfügung. Die elektronische Übermittlung sei zeitgemäßer und vermeide den bisherigen Medienbruch durch den Verzicht auf Papier, so der Sprecher. Ein weiterer Vorteil dürfte insbesondere für die Hersteller, die das Projekt angestoßen hatten, entscheidend sein: Die Software greift bei der Erstellung der Liste auf die tatsächlichen Lagerbestände zurück. „Manipulationen wie sie früher bei der Meldung per Fax möglich waren sind damit ausgeschlossen“, so der IS-Sprecher.
Allerdings können mit diesem Verfahren Lagerwertverluste nur an Hersteller gemeldet werden, die sich dem System angeschlossen haben. Gestartet hatte Lauer-Fischer das Projekt im Juli 2007 in Kooperation mit den Generikaherstellern Aliud und Neuraxpharm. Inzwischen sind Winthrop, Heumann, Mylan Dura, CT, TAD, Betapharm, Hexal und Sandoz mit im Boot. Damit ist weiterhin nur ein Teil der Meldungen direkt aus der Software übermittelbar.
Nicht alle Hersteller scheinen von den Vorteilen der Übermittlung direkt aus dem Warenwirtschaftssystem überzeugt zu sein: Ratiopharm will sich einem Sprecher zufolge nicht anschließen. „Wir haben 2008 ein Online-Meldesystem eingeführt, über das die Apotheken ihre Lagerwertverluste regeln können“, so der Sprecher. Der direkte Kontakt zwischen Apotheke und Hersteller stelle sicher, dass kein Dritter die Daten erhalte. Der Online-Service werde sehr gut angenommen; etwa ein Drittel aller Apotheken nutze das Angebot.
Lange Zeit war zudem die alleinige Nutzungsmöglichkeit durch Lauer Fischer-Kunden ein Negativargument für viele Hersteller. Die Zeit der Exklusivität ist inzwischen jedoch vorbei: Seit Ende des vergangenen Jahres können auch die Kunden des Anbieters Asys das Verfahren nutzen. Auch die Firma CIDA hat die Schnittstelle dem IS-Sprecher zufolge bereits implementiert, die Umsetzung wegen anderer Projekte allerdings verschoben.
Die VSA wollte den Kunden der Warenwirtschaftssysteme „Pharmasoft“ und „Infopharm“ den Service eigentlich schon im vierten Quartal des vergangenen Jahres zur Verfügung stellen. Nach dem Zusammenschluss mit Pro Medisoft zu Awinta entschloss sich die neue Geschäftsführung, die Funktion nicht aktiv zu bewerben. Auf Anfrage können sich die Kunden den Service allerdings freischalten lassen. Pharmatechnik hat sich nach Angaben des IS-Sprechers noch nicht entschieden; die Phoenix-Tochter ADG möchte die Schnittstelle nicht realisieren, sondern sucht nach eigenen Wegen der Kommunikation mit den Herstellern.