Das MS-Medikament Tecfidera (Dimethylfumarat) hat in der vergangenen Woche einen Preissturz hingelegt. Der Apothekenverkaufspreis (AVP) fiel je nach Packungsgröße um bis zu 2700 Euro. Der Hersteller Biogen musste auf den Erstattungspreis reagieren, der mit dem GKV-Spitzenverband vereinbart wurde. Etwaige Lagerwertverluste werden den Apothekern erstattet.
Beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) war Tecfidera Mitte Oktober 2014 durchgefallen. Laut Beschluss ist in der zugelassenen Indikation – schubförmig remittierende Multiple Sklerose (RRMS) – ein Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie nicht belegt. Zum Vergleich standen Interferon beta-1a, Interferon beta-1b sowie Copaxone (Glatirameracetat).
Die Verhandlungen über einen Erstattungsbetrag wurden im März aufgenommen. Die Kosten der zweckmäßigen Vergleichstherapie hatte der GKV-Spitzenverband mit 12.827 bis 16.155 Euro veranschlagt, die Therapie mit Tecfidera hätte zu diesem Zeitpunkt 21.163 Euro gekostet.
Der Preissturz ist teilweise dramatisch: Die Großpackung mit 168 Stück und 240 mg Wirkstoff kostet in der Apotheke seit dem 15. Mai 3668 Euro, davor lag das Präparat bei 6400 Euro. Das entspricht einer Preissenkung von 42 Prozent. Bei der 65er-Packung ist das Verhältnis dasselbe: Der Preis fiel von 2172 auf 1252 Euro.
Relativ gesehen den größten Preisabfall gibt es aber bei der Kleinpackung mit 14 Stück und 120 mg Wirkstoff: Der AVP fiel um gut 70 Prozent von 556 auf 166 Euro. Biogen hat die Absenkungen unmittelbar beim Listenpreis abgebildet – und nicht als Rabatt im Erstattungsbetrag „versteckt“.
Beim variablen Anteil des Apothekenhonorars bedeutet das keinen Unterschied: Die Marge in Höhe von 3 Prozent wird ohnehin auf Grundlage des Erstattungspreises berechnet, nicht auf den Listenpreis. Einen Vorteil haben die Apotheken bei dieser transparenten Lösung beim Inkasso.
Biogen hat schon erklärt, den Apotheken die Lagerwertverluste zu erstatten. Ersetzt werden die Lagerbestände, die zwischen dem 15. April und dem 14. Mai bezogen wurden. Bis zum 19. Juni können Apotheken den Verlust geltend machen – ausschließlich über den Dienstleister Pharma Mall.
Dasselbe gilt für ein weiteres MS-Medikament aus dem Hause Biogen. Auch bei Tysabri (Natalizumab) wurden die Preise zum 15. Mai gesenkt. Der AVP für die Infusionslösung wurde von 2386 auf 2153 Euro gesenkt. Auch hier übernimmt Biogen die Differenz.
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