Was war passiert? Im Frühjahr 2018 stellte sich der Außendienst von Homo Naturals in der Easy-Apotheke vor und schaffte es im April, die Marke zu platzieren. Insgesamt wurden zwölf Produkte eingekauft, darunter Augen- und Gesichtscreme sowie Deo. Das Portfolio umfasst ausschließlich Dermokosmetik für Männer. Die Produkte tragen ein Bio-Siegel und sind laut Hersteller zu 100 Prozent natürlich. Im Zuge der Platzierung wurden der Apotheke Produktschulungen und eine 100-prozentige Gutschrift versprochen, falls sich die Produkte nicht drehen sollten. Doch daran glaubte der Außendienst ohnehin nicht, denn die Kosmetik würde sich richtig gut verkaufen, erinnert sich die PKA.

Das Risiko schien gering und so entschloss sich das Apothekenteam, die Marke in das Sortiment aufzunehmen und prominent zu platzieren. Den Außendienstmitarbeiter sah das Team noch zweimal, bis der Vertrag schließlich unterschrieben war. Im Anschluss ward der Vertreter nie wieder gesehen. Die Schulung steht noch immer aus. „Wir haben mehrfach versucht, den Außendienst zu erreichen, und um eine Produktschulung gebeten. Der Mitarbeiter war jedoch nicht zu erreichen und hat auch nicht auf die Nachrichten, die wir auf der Mailbox hinterlassen haben, reagiert“, so die PKA.

Produkte, die man nicht kennt, kann man nur schwer verkaufen. Das wissen auch die Apothekenmitarbeiter und haben die Sache selbst in die Hand genommen und sich über die Männerkosmetik informiert. Dennoch wurden in einem Jahr lediglich sieben Packungen verkauft.

Homo Naturals sollte in der Filiale eine zweite Chance bekommen. „Wir dachten, vielleicht liegt die geringe Nachfrage an unserem Standort. Darum haben wir die Produkte an die Filiale weitergegeben. Aber auch dort konnte der Abverkauf nicht gesteigert werden“, erinnert sich die PKA. Seit Oktober versucht die Apotheke, von ihrem zugesagten Rückgaberecht Gebrauch zu machen. Vergebens. Stattdessen hagelt es Vorwürfe seitens Robert Vinyes, CEO von Homo Naturals.

Im Mai hatte die Apotheke ihm eine Liste der gutzuschreibenden Produkte zukommen lassen. Etwa zwei Wochen später erhielt sie eine Antwort. „Unser Außendienst in Berlin hat mehrmals versucht, Ihr Team zu schulen und Sie dabei zu unterstützen, die Produkte zu verkaufen, aber das war leider nicht möglich“, schrieb der CEO aus Barcelona und verwies auf den Bericht des Außendienstes: „Kontakt mit dieser Apotheke ist sehr schwierig und teilweise sehr unfreundlich. Bisherige Versuche der Unterstützung fehlgeschlagen. Bisher immer noch keine Schulung erhalten. Mehrfach versucht von meiner Seite.“

„Wir waren über die Antwort schockiert“, so die PKA. „Wir haben alles versucht um die Produkte zu verkaufen. Die Aussagen des CEO sind für uns nicht nachzuvollziehen.“ Der Aufforderung, Nachweise der Kontaktaufnahmen durch den Außendienst zu liefern, kam Homo Naturals nicht nach. Ebenso wenig der erneuten Bitte um Gutschrift.

Man investiere viel in Sell-out-Aktivitäten und unterstütze Apotheken sehr gerne dabei, die Produkte zu verkaufen, schreibt Vinyes in einer Stellungnahme. „All unsere Apotheken sind hochzufrieden.“ Aber wenn man sich trotz mehrfach angebotener Unterstützung als Apotheke keine Mühe gebe, die Produkte zu verkaufen, sehe man sich als Hersteller leider nicht in der Lage, die Produkte gutzuschreiben, kontert er. „Wir ersetzen die verfallenen Produkte immer, wenn wir sehen, dass die Apotheke sich bemüht, die Produkte zu verkaufen, aber bei der Easy-Apotheke Wilmersdorfer war das leider nicht der Fall.“

Der Apotheke ist ein Schaden von etwa 500 Euro entstanden. Weil die Ware im Oktober verfällt, können die Packungen lediglich entsorgt werden. Vinyes sieht das Problem nicht bei sich: Man sollte den versprochenen Ersatz möglicherweise verfallener Produkte nicht nutzen, um sich zu entspannen und die ganze Verantwortung auf den Lieferanten zu schieben, argumentiert er. „Das finden wir nicht seriös.“

Homo naturals ist „The brand for handsome men“. Die Produkte sind frei von Mineralölen, tierischen Produkten, synthetischen Düften, Tensiden und Konservierungsmitteln wie Parabenen und Phenoxyethanol. Die Produktion der Bio-zertifizierten Kosmetikprodukte findet in Barcelona statt.