Eigentlich sollte das Ergebnis eines PCR-Testes binnen 24 Stunden vorliegen. Aktuell zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Nicht selten warten die Getesteten mehrere Tage, in seltenen Fällen auch eine Woche. Um die Labore zu entlasten, könnten PoC-PCR-Geräte in Apotheken eingesetzt werden. Ein positiver Schnelltest könnte direkt gegengeprüft werden.
In der Apotheke werden nur asymptomatische Personen getestet. Seit der Einführung der 2G-Plus-Regel findet man wieder lange Schlangen vor Testzentren und Apotheken. Wichtig hierbei: Es handelt sich um keine Personen, die bereits Anzeichen eines schweren Verlaufs zeigen. Darüber hinaus gehören die meisten Personen nicht den besonders vulnerablen Personengruppen an. Im Gegenteil: Häufig wird der Test für eine Veranstaltung benötigt.
Die Labore sind an ihrer Kapazitätsgrenze. Das Testgeschehen ist hochdynamisch – die 2G-Plus-Regelungen, so sinnvoll sie auch sind, führen zu einem stark erhöhtem Testaufkommen. So melden die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) in der aktuellen Datenanalyse aus KW 47 (22. bis 28. November) 5 Prozent mehr angeforderte Tests bei einer um 12 Prozent gestiegenen Anzahl an positiven Befunden.
Dabei geht es den Laborärzt:innen ähnlich wie vielen anderen Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen. „In der Situation zu sein, seit 18 Monaten dauerhaft mehr als das Maximum zu geben, macht müde“, erläutert Nina Beikert, Vorstandsmitglied der ALM. „Auch wir haben mit Personalknappheit zu tun. Durch positive Schnelltests fallen Kollegen und Kolleginen aus, bis das Testergebnis vorliegt. Und auch bei den Laboranten gibt es positive Fälle.“ Durch eine verminderte Anzahl an Mitarbeitenden verlangsamt sich der eh schon überlastete Prozess weiter.
Apotheken können nach rund einem Monat Pause wieder Antigenschnelltests als kostenlose Bürgertestung anbieten. Und das Angebot wird stark nachgefragt – zum einen von den noch Ungeimpfte, zum anderen von geimpften Personen, die im Rahmen der 2g-Plus-Regelungen an Veranstaltungen teilnehmen wollen. Eins haben die Personen, die die Apotheke aufsuchen, alle gemein – sie sind asymptomatisch und stellen keine medizinisch dringenden Fälle dar.
Man müsse sich wieder auf die wirklich wichtigen Fälle fokussieren, mahnt Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender der ALM. „Der Fokus muss definitiv wieder auf der Testung der Proben von besonders vulnerablen Personengruppen liegen. Proben von Kontaktpersonen müssen Vorrang haben, um mögliche Infektionsketten zu durchbrechen. Die Labore sollten sich nicht weiter dem Dauerstress für Friseurbesuche und andere Freizeitaktivitäten aussetzen.“ Denn wer dauerhaft an seiner Belastungsgrenze arbeite, der würde den Blick für das Wesentliche verlieren, gibt Vorstandsmitglied Evangelos Kotsopoulos zu bedenken. „Bei Ausbrüchen in Altersheimen wollen wir schnelle Gewissheit liefern. Wir müssen weiterhin in der Lage sein, Tests zu priorisieren, sodass beispielsweise bei einem vermuteten Ausbruch in einem Pflegeheim schnell Ergebnisse vorliegen. In solchen Fällen können wir das in wenigen Stunden schaffen.“ Eine Laborauslastung von ungefähr 85 Prozent wäre anzustreben. Denn neben Corona-PCR-Tests würden auch noch andere Testungen auf dem Plan der täglich anfallenden Aufgaben stehen.
Dadurch, dass Apotheken neben den Antigenschnelltests auch PoC-PCR-Tests im Rahmen der Testverordnung abrechnen können sollen, eröffnet sich die Möglichkeit der direkten Nachtestung. Eigentlich müssen Apotheker:innen und PTA die Kund:innen mit positivem Schnelltests zur Arztpraxis schicken oder vor Ort eine weitere Probe nehmen, welche dann in das beauftragte Labor geschickt wird. Durch die direkte Testung mittels PoC-PCR-Gerät in der Apotheke erhält die getestete Person sofortige Gewissheit. Bei einem negativen Testergbenis muss keine Isolationsanordnung erfolgen. Sollte das mobile Gerät ein positives Ergebnis liefern, so kann der/die Kund:in direkt nach Hause gehen und die Isolation beginnt umgehend.
„In Ländern wie Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg oder Thüringen steht die Ampel nun schon seit längerer Zeit wieder auf Rot. Und auf Dauer sind auch 85 Prozent Auslastung im Bundesdurchschnitt nicht unbegrenzt machbar, zumal neben der Covid-19-Diagnostik die medizinische Versorgung der Bevölkerung mit Labordiagnostik sicherzustellen ist“, so Kotsopoulos. „Die Gefahr besteht, dass bei einer Auslastung nahe oder regional oberhalb der Maximalgrenze schon bei kleineren Ausfällen von Personal oder Geräten die Befundlaufzeiten auf mehrere Tage steigen, was es unbedingt zu vermeiden gilt.“ Darüber hinaus erhöhen die zahlreichen falsch-positiven Tests das Arbeitspensum in den Laboren. Da wo eine Sequenzierung nach Virus-Variante nicht unbedingt nötig ist (beispielsweise Reiserückkehrer) können mobile PCR-Analysen eine temporäre Entlastung der labore darstellen.
Vor allem mit Blick auf die Feiertage könnten Apotheken für die Labore eine echte Entlastung sein. Hier, so befürchtet der ALM, werden sich die Proben sammeln, sodass es zum Jahreswechsel zu einem Rückstau kommen könnte.
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