Kund:innen sollen „in Ihrer Apotheke fragen“ Nadine Tröbitscher, 04.08.2023 14:27 Uhr
Das Ende einer Ära ist gekommen. Der Spruch, der seit Jahrzehnten als Pflichthinweis für Arzneimittelwerbung außerhalb der Fachkreise in aller Munde ist, muss angepasst werden. Und zwar noch in diesem Jahr.
„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Grundlage ist § 4, Absatz 3. Doch über das Lieferengpassgesetz (ALBVVG) sieht eine Änderung vor – weg vom generischen Maskulinum – zumindest, wenn es um die Ärzt:innen geht. „Durch die Änderung soll gleichstellungspolitischen Aspekten Rechnung getragen werden“, heißt es im Entwurf zum ALBVVG.
Und das ist der neue Pflichthinweis:
Damit Pharma- und Werbebranche den Reklamezusatz ändern können, sind fünf Monate Übergangszeit nach Inkrafttreten der Gesetzesänderung vorgesehen. Somit ist der neue Passus ab dem 27. Dezember 2023 verpflichtend. Die Umstellungskosten sollten jedoch gering sein, heißt es.
Kritik von der Abda
Die Abda hatte die Anpassung in ihrer Stellungnahme zum ALBVVG kritisiert und hielt die Formulierung für änderungsbedürftig. Der Grund: Zu Risiken und Nebenwirkungen könne in der Apotheke keine beliebige Person angesprochen werden – entscheidend sei vielmehr, dass ein Apotheker oder eine Apothekerin kontaktiert werde. Daher lautet der Vorschlag der Standesvertretung: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und holen Sie ärztlichen oder apothekerlichen Rat ein.“
Apotheken gendern nicht
Gendern sorgt für heftige Debatten und hitzige Diskussionen. Das zeigt auch eine aposcope-Befragung unter den Kolleg:innen – 72 Prozent lehnen die Verwendung geschlechtssensibler Sprache ab und nur 28 Prozent befürworten das Gendern. Da wundert es nicht, dass 77 Prozent die Verwendung der geschlechtergerechten Sprache als (eher/überhaupt) nicht wichtig bewerten und nur knapp 9 Prozent das Gendern in die interne und externe Kommunikation aufgenommen haben. Drei von zehn Kolleg:innen lehnen dies komplett ab und geben an, geschlechtssensible Sprache auf keinen Fall einzuführen und setzen weiterhin auf das generische Maskulinum. 46 Prozent haben bislang noch nicht darüber gesprochen.