Geschenke erhalten die Freundschaft, sind aber auch in Kunden- und Geschäftsbeziehungen nicht zu unterschätzen. Besonders in der Vorweihnachtszeit wollen Apotheken mit Präsenten punkten und hoffen so, dass die Kunden im neuen Jahr wieder regelmäßig in ihre „Stammapotheke“ kommen. Manch ein Apotheker verzichtet aber bewusst auf Geschenke und spendet lieber für karitative Zwecke.
Lange vor Weihnachten machen sich viele Apotheker wieder Gedanken über Weihnachtsgeschenke für ihre Kunden und Geschäftspartner. Der Fantasie sind da (fast) keine Grenzen gesetzt, solange es sich um „Gegenstände von geringem Wert“ handelt. Kalender, Tees, Duftkerzen, Kugelschreiber, Engel, Handseife, Tassen und Weihnachtskekse: Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Unangefochten und unerreicht auf Platz 1 in der Gunst der Apothekenkunden liegen Kalender. Manche Apotheken begnügen sich nicht mit einem Format und Motiv, sondern bieten eine ganze Auswahl an. Kein Kunde kann und will wohl „seine“ Apotheke ohne einen Kalender am Ende des Jahres verlassen. Und so gibt es ihn sogar in solchen Apotheken, die ansonsten jegliche Geschenke abgeschafft haben und lieber für karitative Zwecke spenden.
Auch bei Apotheker Frank Thiele, der zwei Vitasano-Apotheken in Würzburg führt, war der Kalender in diesem Jahr der Renner. „Die Kalender waren schon zwei Wochen vor Weihnachten komplett weg“, berichtet der Apotheker. Seit Anfang November hat er einen Kalender seinen Kunden angeboten. Manch einer hätte schon im September danach gefragt.
Eine Inhaberin aus München bietet ihren Kunden Kalender sogar in zwei Formaten und zwei verschiedenen Designs. Allerdings seien die Kunden bei der Motivwahl sehr konservativ, berichtet die Apothekerin. „Wir haben mal versucht, mit modernen Designs zu experimentieren, aber es kam gar nicht gut an“, berichtet sie schmunzelnd. In diesem Jahr könnten die Kunden deshalb zwischen Kalendern mit Tierbildern oder bayerischen Landschaften wählen. Sie kämen auch sehr gut an.
Dennoch wollten die beiden Apotheker ihren Kunden einen persönlichen Gruß zu Weihnachten zukommen lassen und haben persönlich Weihnachtskarten gestaltet. Thiele fügte auf einer Karte mit Lebkuchenfiguren Gesichter seiner Mitarbeiter ein. Auf der Rückseite befindet sich ein Rezept für Weihnachtsplätzchen. Dazu gibt einen Plätzchen-Ausstecher wahlweise in Tannenbaum-, Sternen- oder Weihnachtsmannform und Weihnachtskekse. Die Weihnachtskarten verteilt Thiele an alle Kunden. Deshalb habe er auch mehrere tausend Stück bestellt.
Früher habe er auch Tassen oder Engel an seine Kunden verschenkt. Allerdings sei er davon abgekommen. „Jeder Kunde hat seinen eigenen Stil und Geschmack. Trifft man ihn nicht, was häufig passiert, verstauben die Geschenke nur in irgendeiner Ecke“, begründet Thiele seine Entscheidung.
Gerlinde Mayer, Inhaberin der Rössler-Apotheke in Untermünkheim, bietet nur ihren Stammkunden einen Früchtee als kleines Dankeschön an. Die Apothekerin ist überzeugt, dass es keinen Sinn macht, Weihnachtsgeschenke „blind unter die Kunden“ zu bringen. „Ich überreiche meinen Stammkunden ja den Tee nicht stumm, sondern bedanke mich bei ihnen und wünsche frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr“, sagt sie. Eine kleine Aufmerksamkeit mit richtigen Worten überbracht: Das sei für sie der richtige Weg und werde auch von ihren Kunden viel mehr wertgeschätzt.
Einige Apotheken verzichten auf Geschenke für ihre Kunden und unterstützen stattdessen eine Hilfsorganisation oder regionale Projekte. So wollen sieben Apotheker aus Straubing vor Ort etwas Gutes tun und starteten nun zum dritten Mal die Aktion „Helfen statt Geschenke“ in der Adventszeit. Statt Tassen, Teelichter und Kugelschreiber zu verteilen, spenden sie die so gesparte Summe an ein Projekt in Straubing. Außerdem stellen die Pharmazeuten in ihren Apotheken Spendenboxen auf. „Dass die Kunden selber spenden, ist aber absolut kein Muss, sondern ein freiwilliger Zusatz“, sagt Stephan Dräxlmaier, der zwei Apotheken in Straubing betreibt. Wichtig ist den Apothekern, eine Institution zu unterstützen, die ansonsten keine Fördermittel bekommt und „oft ein bisschen vergessen wird“.
Im ersten Jahr der Aktion konnte so seinen Angaben nach den Kindern der Bildungsstätte St. Wolfgang ein Spielgerät finanziert werden. Im vergangenen Jahr bekam die Armenküche einen dringend benötigten professionellen Gastro-Gefrierschrank. „Selbstverständlich haben wir ihn vor der Übergabe mit Lebensmitteln gefüllt“, berichtet der Apotheker. In diesem Jahr soll das Kreis-Kinderhaus eine neue Outdoor-Tischtennisplatte erhalten. „Wir waren ehrlich gesagt überrascht, wie eindeutig positiv die Rückmeldungen der Kunden waren“, betont Dräxlmaier. Nur wenige Kunden hätten sich über die Abschaffung der Weihnachtsgeschenke beschwert.
Eine ähnliche Aktion gibt es auch in Regensburg. Dort machen bereits 27 Apotheken mit. In diesem Jahr sollen 13.500 Euro an das Regensburger Kinderzentrum St. Vincent gehen. Damit soll ein Bodentrampolin mit entsprechenden Sitzmöglichkeiten finanziert werden, sagt Dräxlmaier, der mit seiner Regensburger Filialapotheke dabei ist. Im vergangenen Jahr habe man mit dem Geld das Don Bosco-Zentrum in Regensburg beim Bau eines Sportplatzes unterstützt. Auch Regensburger Apotheker haben Spendenboxen in ihren Apotheken aufgestellt, damit ihre Kunden die Möglichkeit haben, sich an der Aktion zu beteiligen.
Statt kleiner Weihnachtsgeschenke für Kunden spenden auch sieben Apotheker aus Neuburg seit über zehn Jahren rund 2500 Euro für die „Kartei der Not“, ein Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Ins Leben gerufen hat die Aktion Werner Kragler von der Marien-Apotheke. Seine Tochter Andrea führt die Aktion fort. Auch hier sollen konkrete Hilfsprojekte in Neuburg und dem Landkreis gefördert werden.
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