Saarland

Kunde: Nicht jammern, Notdienst schieben!

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Berlin -

Der Stadtbezirk Dudweiler der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken hat acht Apotheken. Da wäre es doch nicht zu viel verlangt, wenn eine davon sonntags offen wäre, findet Einwohner Erwin Backes. Statt über Umsatzverluste zu klagen, sollen Apotheker ihm zufolge lieber mit dem Notdienst einen zusätzlichen Groschen verdienen.

Wenn die Erkältung kommt oder die Schmerzen in der Nacht oder an Sonntagen zu groß werden, dann bleibt nur der Gang zum ärztlichen Bereitschaftsdienst. Danach stehen Kunden häufig vor der Apotheke. Da die Stammapotheke in der Regel geschlossen sein dürfte, müssen Patienten noch ein Problem klären: Wo ist die nächste Apotheke, die an diesem Tag Notdienst hat? Viele müssen dann einen Weg von bis zu 20 Kilometer auf sich nehmen.

In einer solchen Lage war auch er, schilderte Backes der Saarbrücker Zeitung. Weil keine Apotheke in Dudweiler Notdienst hatte, musste er rund 20 Kilometer fahren. Unnötig in Anbetracht der hohen Zahl an Apotheken im Ort, findet der Saarländer. „In Dudweiler gibt es acht Apotheken. Sechs davon liegen in einem 100-Meter-Radius um den Marktplatz und keine war geöffnet“, ärgert er sich.

Eigentlich gehört Dudweiler zum Notdienstkreis Saarbrücken. Aufgrund der hohen Anzahl an Apotheken in der Landeshauptstadt muss eine Apotheke lediglich alle 30 Tage Notdienst schieben. Entsprechend selten dürfte der Notdienst einer Dudweiler Apotheke auf einen Sonntag fallen. Deshalb macht Backes einen Vorschlag: Die acht Apotheken sollen sich doch zusammenschließen und einen eigenen Notdienst aufbauen. Immerhin sei Dudweiler ein Stadtbezirk mit rund 27.600 Einwohnern und habe somit einen erhöhten Bedarf.

Für eine solche Idee spricht aus seiner Sicht auch der zusätzliche Umsatz, den die Apotheken an jedem Wochenende mit einem Notdienst generieren könnten. „Bundesweit wettern Apotheken gegen die Internet-Apotheken und jammern über Umsatzverluste durch diese Geschäftsform. Nur über andere Öffnungszeiten kann man Umsätze generieren“, argumentiert der Mann gegenüber der Zeitung.

Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekenkammer des Saarlandes, nimmt dem Dudweiler den Wind aus den Segeln: „Ein Notdienst ist für Apotheken keine zusätzliche Einnahmequelle, sondern eine Belastung und Verpflichtung“, stellt er in dem Bericht klar. Apotheker müssten den ganzen Tag und die ganze Nacht geöffnet haben und oftmals kämen nur wenige Menschen in diesem Zeitraum. „Mit 20 Leuten am Tag macht eine Apotheke keinen zusätzlichen Umsatz“, betont er.

Bis zu 20 Kilometer zur nächsten Apotheke zu fahren sei außerdem vertretbar, sagt Wohlfeil: „Eine Vorgabe des Bundesgesundheitsministeriums gibt an, dass man Menschen eine Strecke von zehn bis 20 Kilometern zumuten kann“, wird er zitiert. Problematisch sei dies für Hartz-IV-Empfänger oder generell Personen ohne Auto. Allerdings ginge es im Saarland nun mal nicht ohne motorisiertes Fortbewegungsmittel, sagt Wohlfeil weiter. Also wird Backes wohl auch künftig in der Nacht oder am Wochenende zur nächst geöffneten Apotheke eine Strecke von bis zu 20 Kilometern in Kauf nehmen müssen. Für ihn hat Wohlfeil einen Tipp: „Nicht nur in Saarbrücken finden sich Notdienst-Apotheken. Auch im Osten, beispielsweise in St. Ingbert, gibt es Notdienste. Und das ist für Menschen in Dudweiler oftmals näher als Saarbrücken-Mitte.“

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