FDP-Vize will Millionenkontakte verhindern

Kubicki: Apotheken sollen Masken ausliefern

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Foto: FDP
Berlin -

FDP-Vize Wolfgang Kubicki findet es Wahnsinn, wenn vor Weihnachten noch 27 Millionen zusätzliche Kontakte in der Apotheke stattfinden, damit Risikopatienten ihre FFP2-Masken abholen. Im Video-Interview mit APOTHEKE ADHOC schlägt der Bundestagsvizepräsident vor, dass Apotheken die Masken an die Berechtigten ausliefern – und dafür gegebenenfalls zusätzlich vergütet werden.

Kubicki hatte gestern die Maskenpolitik von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) scharf kritisiert. Es sei schizophren, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich um Kontaktbeschränkungen bitte und andererseits Risikopatienten für drei Masken in die Apotheken geschickt werden sollen. Die Meldung aus dem BMG habe ihn „fast vom Stuhl gehauen“. Es sei absurd, gerade ältere Menschen und besonders vulnerable Personen auf dem Land aufzufordern, das Haus zu verlassen und Kontakte herzustellen, die vermeidbar wären.

Die 27 Millionen zusätzlichen Kontakte würden nicht in der Apotheke stattfinden, sondern auch auf dem Weg dahin, etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln. Grundsätzlich hält er die Verteilung von FFP2-Masken für sinnvoll, das fordere er bereits seit Monaten. „Das hätte früher stattfinden müssen und flächendeckend, aber nicht so wie Jens Spahn sich das vorstellt“, so Kubicki. Die Krankenkassen sollten die Apotheken bitten, die Masken zuzuliefern, „vielleicht auch für einen höheren Betrag“. Seine Position ist klar: „Wir müssen schon sehen, dass die Verteilung so funktioniert, dass es den Menschen Freihaus geliefert wird.“

Kubicki ist überzeugt, dass die Apotheken das stemmen könnten. „Ich traue dem Apothekenwesen sehr viel zu.“ Er kritisiert aber die Kommunikation des BMG: „Man hätte das mit den Betroffenen vorab besprechen sollen.“ Er habe viele Anrufe und Mails von Apothekern bekommen, „die kurz vor dem Wahnsinn sind“. Einer habe berichtet, er habe jetzt 250 Kundenkontakte mehr und wisse nicht wie er das logistisch bewerkstelligen solle. Kubicki rechnet vor, das bei 13 verbleibenden Werktagen an jedem einzelnen Tag zwei Millionen zusätzliche Kontakte entstünden. Das in einer Phase zu machen, in der überall der Lockdown propagiert und Geschäfte geschlossen würden, sei „der schiere Wahnsinn“.

Was sich Kubicki in der Pandemie von den Apotheken noch mehr wünschen würde, wäre eine konsequente Beratung zu FFP2-Masken. Denn das sei der beste Eigenschutz. Nach Gesprächen mit Experten sei er überzeugt, dass sich das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen lass. „Und deshalb meine Bitte an die Apotheker: Klären Sie bei jedem Kontakt die Menschen auf. Alltagsmasken sind schön, aber wenig hilfreich, FFP2-Masken sind die Masken, die helfen.“

Für einen Bundestagsvizepräsidenten ist es eher ungewöhnlich, einen amtierenden Minister in dieser Schärfe anzugreifen. Kubicki dazu: „Ich habe ein freundschaftliches Verhältnis zu Jens Spahn und wir haben uns gestern mit kleinen SMS und Emojis ausgetauscht. Ich habe ihm geschrieben: Bist trotzdem mein Guter, auch wenn der Vorschlag ein bisschen irre ist. Mittlerweile glaube ich, dass er es auch genauso sieht.“

Der FDP-Vize hält Spahn auch für höhere Aufgaben für geeignet: Jens Spahn ist zu allem in der Lage, zu allem fähig. Ich traue es ihm zu, dass er Kanzler der Bundesrepublik Deutschland sein kann, irgendwann mal, nicht in den nächsten Jahren, aber er ist einer der großen Hoffnungsreserven der CDU.“ Allerdings müsse er sich als FDP-Mann um die CDU ja auch keine Gedanken machen.

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