900 Millionen Euro verlieren die Einzelhandelsunternehmen jedes Jahr durch die eigenen Mitarbeiter. Die Angestellten sind somit für fast ein Viertel der Inventurdifferenzen verantwortlich. Entsprechend sind die Kunden beziehungsweise organisierte Banden das größere Problem.
Das EHI Retail Institute beziffert die durchschnittliche Inventurdifferenz mit 0,61 Prozent. Bezogen auf die Verkaufspreise liegt der Schaden sogar bei 1 Prozent. In absoluten Zahlen gehen Waren im Bruttowert von 3,9 Milliarden Euro verloren. Das EHI geht von einer Dunkelziffer von mehr als 98 Prozent aus.
Nach Einschätzung der Handelsexperten entfallen 2,1 Milliarden Euro auf Ladendiebstähle durch Kunden. 900 Millionen Euro werden den eigenen Mitarbeitern angelastet, das entspricht 23 Prozent. Lieferanten und Servicekräften werden etwas mehr als 300 Millionen Euro zugerechnet.
Im vergangenen Jahr wurden laut Handelsverband Deutschland (HDE) 365.000 Fälle von Ladendiebstahl erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr entsprach das einem Plus von 2,6 Prozent. Während der einfache Ladendiebstahl stagniert, nehmen schwere Diebstähle dramatisch zu.
Inventurdifferenzen werden in 56 Prozent der Fälle durch Kunden verursacht. Die eigenen Mitarbeiter sind in 19 Prozent der Fälle schuld, Lieferanten und Servicekräfte in 8 Prozent der Fälle. Bei 18 Prozent lassen sich die Verluste auf die Organisation zurückführen, also beispielsweise Erfassungs-, Buchungs- und Bewertungsfehler.
Statistisch gesehen stiehlt jeder Bundesbürger jährlich Waren im Wert von 26 Euro im Einzelhandel. Der durchschnittliche statistische Schaden pro Mitarbeiter beläuft sich hingegen auf 360 Euro im Jahr. „Daran lässt sich leicht erkennen, dass wenige unehrliche Mitarbeiter enorme Schäden verursachen, während bei Kundendiebstählen die Häufigkeit der Taten zum deutlichen höheren Gesamtschaden führt“, so das Fazit des EHI.
Bei der Ursache der Inventurdifferenzen vermerkt das Handelsinstitut deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen: Im Lebensmittelhandel entfallen Experten zufolge 24 Prozent auf die eigenen Mitarbeiter und „nur“ 52 Prozent auf die Kunden. Im Bekleidungshandel werden 63 Prozent auf die Kunden und 15 Prozent auf die Angestellten zurückgeführt.
Einzelunternehmen haben laut EHI ein größeres Vertrauen in ihre Mitarbeiter als Handelsketten: Vertreter schätzen, dass 9 Prozent der Fälle auf ihr Personal zurückzuführen ist. Sie gehen davon aus, dass 63 Prozent der Inventurdifferenzen auf ihre Kunden und weitere 24 Prozent auf Fehler in der Organisation zurückzuführen sind. Filialisten haben hingegen in 23 Prozent der Fälle ihre Mitarbeiter im Verdacht und nur in 54 beziehungsweise 15 Prozent der Fälle ihre Kunden oder die eigene Organisation.
Im Kampf gegen Ladendiebstähle haben die Einzelhandelsunternehmen im vergangenen Jahr laut EHI rund 1,3 Milliarden Euro investiert. 94 Prozent der Betriebe setzen auf Mitarbeiterschulungen. An zweiter Stelle folgt die Datenauswertung der Warenwirtschaft in 83 Prozent der Unternehmen. 70 Prozent setzen auf eine offene Kameraüberwachung und 68 Prozent der Unternehmen führen Kassenauswertungen durch, laut EHI vor allem, um Mitarbeiterdelikte einzudämmen.
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