Der Kostendruck auf Apotheken steigt – und die ersten Folgen werden sichtbar. Dem Kreditversicherer Atradius zufolge können die Betriebe ihre Zahlungen immer schlechter begleichen. „Der Markt ist schwieriger geworden. Wir gehen davon aus, dass sich das Apothekensterben auch 2024 fortsetzen wird“, sagt Nicole Bludau, Managerin Risk Services.
Im vergangenen Jahr ermittelte der Kreditversicherer allein bis September bereits 25 Insolvenzen bei Apotheken. Die Zahl für das Gesamtjahr liege noch nicht vor. „Wir sehen aber, dass bei uns die Zahl der Nichtzahlungsmeldungen für den Bereich Pharmaceuticals, zu dem die Apotheken gehören, zwischen 2018 und 2023 um mehr als 30 Prozent zugenommen hat.“
Mit Nichtzahlungsmeldungen ist die Nichtbegleichung von Rechnungen trotz Fälligkeit gemeint. Die Rückmeldung erhält der Versicherer von bei ihm versicherten Lieferanten und Dienstleistern. Es handele sich dabei um die Vorstufe des Versicherungsfalles bei einer Kreditversicherung nach Ablauf einer festgelegten Frist. Nächster Schritt ist der Inkassoauftrag.
Apotheken stehen laut Atradius einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Neben der Konkurrenz durch Drogerien und Versendern gehörten dazu der Fachkräftemangel sowie steigende Energiekosten. „Auch die Übernahme einer alten Apotheke kann die Kosten in die Höhe treiben. Ein Grund hierfür ist häufig, dass bei einer Nachfolge zwar der Apothekenbetrieb in den Besitz des Neubetreibers übertragen wird, aber nicht die dazugehörige Immobilie“, so Bludau. Dann fielen zusätzliche Mietkosten an.
„Wirklich entscheidend ist in der aktuellen Phase, dass Apotheken streng auf ihre Ausgaben und damit Kosten achten“, rät sie. Auch die Standortwahl für eine neue Apotheke könne viel entscheiden. Sie die Konkurrenz vor Ort groß, weil viele andere Apotheken vor Ort sind, gerate die Marge von Anfang an unter Druck.
Auch der auf Insolvenzen spezialisierte Jurist Dr. Marlon Foit aus Erfurt registrierte zuletzt eine steigende Zahl an Zahlungsunfähigkeiten bei Apotheken. „Es werden immer mehr“, sagt er. Derzeit wickelt er einen Fall im sächsischen Falkenstein ab. In den vergangenen Jahren sei eine Bewegung im Markt spürbar. Viele ließen sich jedoch in Eigenverwaltung weiterführen und sanieren.
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