Apotheken drohte Millionen-Retax Alexander Müller, 07.05.2013 08:08 Uhr
Fast ein Jahr ist es her, dass der Retax-Streit in Nordrhein-Westfalen (NRW) beigelegt wurde. Damals hatten sich die Apothekerverbände mit den „Retaxkassen“ Novitas BKK, der BKK Hoesch und der BKK vor Ort darauf verständigt, dass Betäubungsmittelrezepte nicht wegen kleinerer Formfehler auf Null retaxiert werden. Laut dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) ging es um einen Betrag von rund 1,5 Millionen Euro.
Seit dem Herbst 2011 hatten die drei Betriebskrankenkassen zahlreiche Apotheken durch ihren Dienstleister Protaxplus retaxieren lassen – die meisten in NRW. Hintergrund war eine sehr strenge Auslegung der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung (BtMVV).
Erst als die Kritik auch von Seiten der Politik und anderer Kassen immer lauter wurde, lenkten die Kassen im Juni 2012 ein: Die Apotheken bekamen die abgesetzten Beträge von nicht bestandskräftigen Retaxationen zurückerstattet.
Von der „Retaxkampagne“ seien rund 1500 Apotheken betroffen gewesen, berichtet der AVNR. „Einzelne Apotheken im Verbandsgebiet waren mit Retaxforderungen in der Höhe von bis zu 20.000 Euro in ihrer Existenz bedroht“, so der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis. Gemeinsam mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) hatte der AVNR dann die Lösung mit den BKKen und ihrem Landesverband ausgehandelt.
Als Konsequenz aus dem monatelangen Gezerre hatten die Apothekerverbände das Thema Nullretax auch gegenüber den Primärkassen auf die Tagesordnung gesetzt. Im neu verhandelten Arzneiliefervertrag sind Vollabsetzungen weitestgehend ausgeschlossen.