Zur Übernahme geschlossen

Konkurrenz ausgeschaltet: Inhaberin kauft zwei gegenüberliegende Apotheken

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Berlin -

Drei Apotheken in etwas mehr als zweieinhalb Jahren – und das mit gerade einmal 33: Anna Herdt ist ambitioniert. Dass sie drei Apotheken gekauft hat, heißt aber nicht, dass sie auch drei betreibt. Herdt hat nämlich im April gleich zwei unterschiedliche Apotheken gekauft, die sich schräg gegenüberliegen. Doch warum soll man sich selbst Konkurrenz machen? Die zweite Apotheke hat sie direkt geschlossen.

Erich Harms ist eine Eminenz in Luthe bei Wunstorf: 18 Jahre war er Bürgermeister des 6000-Einwohner-Ortes, fast 33 Jahre lang betrieb er die Storchen-Apotheke. Doch am 18. April war Schluss, Harms hat sich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Seinen Betrieb musste er nicht schließen – er fand eine Käuferin, die das dann tat. Bitterkeit darüber, dass die Apotheke, die über 30 Jahre lang seine zweite Heimat war, nun doch geschlossen wurde, verspürt er nach eigenen Angaben nicht. „Das ist mir letztlich egal, Hauptsache verkauft“, sagt er. Wichtiger als die Apotheke selbst sind ohnehin die Mitarbeiter – und die haben ihren Job trotz Schließung nicht verloren.

Denn die zwei Mitarbeiterinnen der Storchen-Apotheke arbeiten künftig keine 50 Meter weiter in der Luther Apotheke. Die hat Herdt genau 18 Tage vorher übernommen, zum 1. April. Zwei gegenüberliegende Apotheken zu kaufen und eine direkt zu schließen, war aber kein Aprilscherz, sondern betriebswirtschaftliche Taktik. „Ich habe mich auch gefragt, wie in so einem kleinen Ort zwei Apotheken nebeneinander bestehen können“, sagt Herdt. Sowohl Harms als auch Michael Mackenrodt, vorheriger Inhaber der gegenüberliegenden Luther Apotheke, seien im Ort sehr gut vernetzt und politisch aktiv. „Vielleicht gab es vielleicht eine Aufteilung der Kunden – die einen zum einen Inhaber, die anderen zum anderen“, vermutet Herdt.

Außerdem habe Luthe eine sehr gute Ärztestruktur, es gebe eine große Gemeinschaftspraxis und mehrere Allgemeinärzte. „Man hat ganz viele andere Dörfer in der Nähe, die gar keine Apotheke oder Arztpraxis haben“, erklärt Herdt. „Und in der Wunstorfer Innenstadt ist die Verkehrs- und Parkplatzsituation schlecht. Vielleicht fahren deshalb viele Patienten lieber schnell nach Luthe.“

Relevant ist die Frage nach den zwei Apotheken nebeneinander aber eigentlich auch gar nicht mehr, es bleibt ja nur noch eine. „Wir haben aus zwei Apotheken eine gemacht“, scherzt Herdt. Von Anfang an geplant war das nicht, aber der Zufall spielte ihr gut in die Hände. Denn sie wollte ohnehin expandieren. 2017 hatte sie die Alte Apotheke in Wunstorf übernommen und fährt nach eigener Aussage gut mit ihr. „Mein Mann unterstützt mich sehr. Er ist kein Apotheker, aber kümmert sich um das Backoffice, dadurch funktioniert es sehr gut“, erklärt sie. „Aber nach zweieinhalb Jahren war uns etwas langweilig geworden und wir haben nach neuen Herausforderungen gesucht.“

Also hörte sie sich um und erfuhr, dass Mackendorf in den Ruhestand gehen will und einen Nachfolger sucht. Kurz darauf folgte Harms schräg gegenüber. Beide Inhaber verhalfen ihr zu einem guten Start: „Die beiden haben Postkarten an Stammkunden verschickt mit einem Foto von mir und der Info, dass ich die Apotheke nun weiter betreibe.“ Ob sie auch wirklich die Kunden beider Apotheken mit einer abgreift, kann sie noch nicht sagen. „Ich kann nicht beurteilen, ob es alle Kunden aus der anderen Apotheke sind, zu einer genauen Auswertung kam ich noch gar nicht. Aber nach Gefühl und Tagesabschlüssen ist die Anzahl der Kunden in der Luther Apotheke auf jeden Fall gestiegen.“

Und für diejenigen, die den neuen Betrieb noch nicht kennen, haben sich Herdt und Harms auch etwas ausgedacht: An der ehemaligen Storchen-Apotheke hängen Plakate, die auf den Betrieb schräg gegenüber hinweisen. Außerdem hat Harms bereits vor der Schließung Coupons für die Luther Apotheke – also seine bisherige Hauptkonkurrenz – an seine Kundschaft verteilt. Nur mit dem Kennenlernen auf einer Übernahmefeier wurde nichts – die Coronakrise kam dazwischen. „Natürlich habe ich mir die Übernahme anders vorgestellt. Ich hätte gern mit den Kunden und Ärzten gefeiert, ihnen ein bisschen was angeboten“, sagt Herdt. „Aber ich hoffe, wir können das bald nachholen.“

 

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