In der vergangenen Woche haben viele Apotheker bei der Großhandelsbestellung ihren Augen nicht getraut: Für eine ganze Reihe verschreibungspflichtiger Präparate wies die Software Sonderangebote aus, die deutlich unter dem jeweils vereinbarten Rx-Rabattniveau der Apotheke lagen. Die Großhändler verweisen auf die Preismodelle der Hersteller.
Anders als bei bisherigen „Rabattaktionen“ gelten die vermeintlichen Sonderangebote bereits ab Bestellmenge 1 und damit für die jeweiligen Produkte ohne Ausnahme. Zusätzlich entfällt in diesen Fällen das Skonto. Nach Informationen von APOTHEKE ADHOC sind derzeit rund 250 Produkte - überwiegend Rabattarzneimittel - von 30 Herstellern betroffen.
Offiziell wollten die Großhändler auf Nachfrage keine Stellung zu ihrer Konditionenpolitik abgeben. Für den Rabattverfall seien die Rabattverträge verantwortlich, hieß es: Die Hersteller finanzierten keine Apothekenkonditionen mehr, da alle Einkaufsvorteile an die Krankenkassen gingen.
Zwei Monate lang haben die Großhändler nach eigenem Bekunden bereits die kurzfristige Anpassung seitens der Hersteller getragen. „Wir haben teilweise unter Einstand abgegeben“, so ein Vertreter der Branche. Dass die Apotheken nicht über die Änderungen informiert wurden, sei ein notwendiges Übel gewesen: „Wir können als Vollversorger keine einzelnen Hersteller an den Pranger stellen.“
Das sieht man offenbar nicht überall so: Für den renditegeschwächten Großhandel sei die Kürzungsrunde auch ein Griff nach dem Strohhalm: Unter dem Vorwand der Rabattverträge hole sich so mancher Großhändler Kondition zurück, sagte ein Hersteller.
Der Chef eines großen deutschen Generikakonzerns bestätigte dagegen, dass die Rückvergütungsmodelle bereits mit Start der AOK-Rabattverträge im Juni angepasst worden seien. Die der Kasse eingeräumten Konditionen ließen keinen Spielraum für weitere Rabatte. Außerdem hätten die Apotheken bei den Produkten ohnehin keinen Spielraum bei der Auswahl der Hersteller mehr.
Dem ersten Aufschlag könnte ein noch größeres Beben folgen: Bereits heute sind erste nicht-rabattierte Rx-Produkte betroffen. Mehrere Generikahersteller signalisierten gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass ab November die Rückvergütung für ihr gesamtes Portfolio geändert wird.
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