Kommentar

Auf die Jugend kommt es an

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Berlin -

Zwei Drittel der Apothekenleiter und der niedergelassenen Ärzte sind 50 Jahre oder älter. 26 Prozent von ihnen sind schon über 60 Jahre alt und gehen damit auf die Rente zu. Diese Zahlen kann man erklären, was ihnen aber nichts von ihrer Brisanz nimmt. Denn die Nachricht bleibt dieselbe: Nachwuchs wird dringend benötigt. Ein Kommentar von Julia Pradel.

Bis ein Apotheker seine Apotheke gründet, dauert es einige Jahre: Abitur und fünf Jahre Studium. Und das auch nur, wenn er den direkten Weg wählt, ohne freiwilliges soziales Jahr oder Bundeswehr, PTA-Ausbildung, Auslandsaufenthalte, einer Fortbildung zum Fachapotheker oder Promotion und was sonst noch so dazwischen kommen kann oder soll.

Das durchschnittliche Alter, in dem Pharmazeuten ihre eigene Apotheke eröffnen, liegt laut Apobank bei 38,2 Jahren. Dass in Westfalen-Lippe der Anteil der Apothekenleiter, die jünger als 45 Jahre sind, bei 21 Prozent liegt, ist daher nicht verwunderlich. Und damit ergibt sich auch fast zwangsläufig die übrige Verteilung: 38 Prozent sind zwischen 50 und 59 Jahren, 26 Prozent mindestens 60 Jahre alt.

Bei den niedergelassenen Ärzten ist die Verteilung ähnlich – aus den gleichen Gründen. Das Studium dauert sogar noch länger und angehende Mediziner müssen zunächst die Facharztausbildung abschließen. Das durchschnittliche Alter eines Praxisgründers liegt laut Apobank daher bei 42,2 Jahren.

In beiden Berufen geht der Trend dahin, sich später niederzulassen. Das ist solange kein großes Problem, wie es ausreichend junge Leute gibt, die nachrücken, wenn ihre älteren Kollegen in Rente gehen wollen – ambitionierte Existenzgründer, die das Risiko nicht scheuen und Apotheken wie Praxen übernehmen.

Bleiben diese aus, kann die Situation aber auch sehr schnell kippen: Kommen Uniabsolventen zu dem Schluss, dass das Angestelltendasein attraktiver ist als die Selbstständigkeit, fehlen plötzlich viele Apothekenleiter und niedergelassene Ärzte. Immerhin locken Industrie, Universitäten, Kliniken und MVZ mit flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeitmöglichkeiten und sogar Sicherheit oder mehr Geld.

Das würde dann nicht nur für die Versorgung zum Problem, sondern auch für die Heilberufler, die ihre Rente vom Verkauf ihrer Apotheke oder Praxis finanzieren wollten. Noch ist nichts verloren: Genügend Nachwuchs gibt es prinzipiell, die Altersstruktur bei Apothekern und Humanmediziner sieht im Großen und Ganzen nicht allzu schlecht aus. Die Herausforderung wird sein, die jungen Leute für ein Leben als Selbstständige zu begeistern.

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