Kommentar

In Schönheit sterbend

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Berlin -

Die ABDA hat vor mehr als einem Jahr ihre eigene Definition von Medikationsmanagement präsentiert. Doch die beanspruchte Deutungshoheit ist in der Praxis nicht umgesetzt: Die Modelle und Pilotprojekte fliegen noch nicht so richtig. Mit dem E-Health-Gesetz kam der nächste Rückschlag für die Apotheker. Gleichzeitig basteln Krankenkassen und Kooperationen an eigenen Projekten. Die ABDA muss aufpassen, dass sie mit ihrer Gründlichkeit nicht rechts und links überholt wird.

Das Interesse an Medikationsmanagement ist bei Krankenkassen eine Randerscheinung. Offiziell jedenfalls. Denn gesetzliche und private Versicherer führen bereits Projekte durch und bezahlen teilnehmende Apotheken und Ärzte. Die Kassen handeln jedoch nicht aus reiner Menschenliebe. Sie dürfte vor allem das Einsparpotential und ein Blick auf die Selbstmedikation der Patienten locken.

Aktuell schreibt die DKV ihre Versicherten an und wirbt für eine Medikationsanalyse bei Elac-Mitgliedern. Bisher haben 5 Prozent der 1300 angeschriebenen Versicherten einen Termin mit einer Guten-Tag-Apotheke vereinbart. Für die Versicherung dürfte sich die werbewirksame Aktion lohnen: Der Apotheker erhält pro Analyse 80 Euro, was die Versicherung derzeit insgesamt lediglich 5200 Euro kostet. Außerdem gesellt sich die Ergo-Tochter mit dem Projekt zu vergleichbaren Modellen von Techniker Krankenkasse (TK), AOK Hamburg/Rheinland oder Knappschaft Bahn-See.

An Image gewinnen auch die teilnehmenden Apotheken – selbst wenn die Analyse nicht neu ist. Von den Kammern in Nordrhein, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hessen unter dem Projektnamen „Athina“ initiiert, können Pharmazeuten bereits seit längerem nach entsprechender Fortbildung alle Rx- und OTC-Medikamente sowie Nahrungsergänzungsmittel der Patienten begutachten.

Die Elac-Apotheken erhalten durch die Empfehlung der Versicherung mit dem neuen Service dennoch ein Alleinstellungsmerkmal. Genau wie Linda mit dem Interaktionsmanagement positioniert sie sich damit als kundenorientiertes, aktives Unternehmen. Auf die Inhalte kommt es erst im zweiten Schritt an, für Versicherte und letztlich wohl auch für die Kassen. Die Kooperation ist in der Pflicht, dass ihre Aktion nicht zum reinen Werbeinstrument verkommt.

Apotheker müssen sich gerade wegen des für Oktober 2016 gesetzlich festgelegten Medikationsplanes als Arzneimittelexperten in der öffentlichen Wahrnehmung einbringen. Elac und Linda machen es vor. Sie bauen die Welle gerade auf und heben mit ihrem Engagement das pharmazeutische Können in den Vordergrund. Die wirtschaftlich ausgericheten Verbünde tun sich leichter als die verfasste Apothekerschaft, schon weil sie keinen Angst vor kleinen Schritten haben.

Die ABDA hat sich zum Ziel gesetzt, alles richtig zu machen: von der Definition über die Infrastruktur bis zur Beteiligung der Ärzte. Damit tritt sie auf der Stelle. ARMIN wurde in die Länder weitergegeben. In Thüringen und Sachsen erproben derzeit kleine Teams aus Apothekern und Ärzten die Zusammenarbeit, die Mediziner mussten mühevoll überzeugt werden.

Die ABDA sollte trotz eigenem Anspruch nicht das Ziel aus den Augen verlieren. Lange hat man in Berlin an Wirkstoffverordnung, Medikationskatalog und -management gearbeitet. Mit dieser Gründlichkeit wollte man auch den Grundstein für neue Vergütungsformen legen. Das wiederum hat die Ärzte misstrauisch gestimmt, deren Beteiligung daher problematisch bleibt. Bei der Politik haben die Apotheker dadurch selbst an Image verloren. Beim Deutschen Apothekertag (DAT) ist das Medikationsmanagement ein zentrales Thema. Die Apotheker müssen das Ruder wieder selbst in die Hand nehmen.

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