Knapp drei Minuten widmet der Bayerische Rundfunk in seiner „Frankenschau“ im Regional-TV dem Nürnberger Apotheker Ralf König und seiner Idee des regionalen Versandhandels: Aufmerksam geworden ist das Fernsehen auf König durch den VISION.A Award. Mit diesem Preis sei er in Berlin ausgezeichnet worden, heißt es im Beitrag: „Durch den VISION.A Award ist die Aufmerksamkeit sehr, sehr groß geworden“, bestätigt König im TV-Interview. In der kurzen Zeit seit der Preisverleihung am 21. März habe er über 100 Anfragen erhalten: „Es ist die richtige Idee zur richtigen Zeit.“
Ausführlich schildert König in der Frankenschau sein Projekt: Er wisse, dass vor allem junge Leute ihre Medikamente nicht mehr in der Apotheke kauften, sondern Online bestellten und am liebsten nach Hause liefern ließen. Er wolle diesen wachsenden Markt nicht ausschließlich den „Internetriesen“ überlassen. „Wir versuchen uns zu wehren und den Kunden dort zu bedienen, wo er unterwegs ist – nämlich im Internet“, erläutert König seinen Ansatz.
Daher habe er mit seinen vier Apotheken den schon von seinem Vater gestarteten Lieferservice zu einem regionalen Online-Shop weiterentwickelt. Daraufhin zeigt der TV-Beitrag Königs „prall gefülltes Arzneimittellager“ in Gestalt eines modernen Kommissionierers. „Wir können unseren Kunden überall in Deutschland einen schnellen Service direkt an die Haustür bieten, ganz anderes als die großen Versender, die nur einen Standort und die noch die Logistik von einem Tag haben“, so König.
Der TV-Moderator liefert das Fazit: Apotheken wären schneller, wenn sie Onlinehandel betreiben und sich zusammenschließen würden. König habe aus seiner Vision eine „vielversprechende Geschäftsidee“ entwickelt. Zum Abschluss – bevor Königs Lieferservice mit einem Elektro-Fahrrad gezeigt wird – kommt Apotheker König nochmals zu Wort: „Damit gar kein Bedarf besteht zu sagen: 'Ich gehe zu Amazon oder ich gehe zu einer Versandapotheke' – weil ich immer eine persönliche Beziehung zu meiner Apotheke vor Ort habe.“
Mit seiner Idee der regional ausgerichteten Lieferplattform Curacado will König die Power möglichst vieler Apotheken bündeln und gegen die Übermacht von Amazon antreten. „Mein Vater hat schon vor 30 Jahren Arzneimittel ausgeliefert“, so König, der seine Apotheken im Nürnberger Raum in dritter Generation führt. „Unser Fehler ist, dass wir immer nur Arzneimitteldefekte ausgeliefert haben. Warum haben wir unsere Kunden nicht gefragt, was wir sonst noch nach Hause liefern dürfen?“
Ein mehrmonatiger Aufenthalt in Großbritannien öffnete König die Augen: „Dort wird alles nach Hause geliefert. Der Lieferservice hat dort ganz andere Dimensionen.“ Dann stellte eine wenig frequentierte Rewe-Filiale in der Nähe seiner Apotheke auf Lieferservice um. Seitdem brummt das Geschäft. Als dann auch noch Amazon in München mit der Bienen-Apotheke den Testlauf für den Express-Lieferservice Prime Now startete, hat es bei König endgültig gezündet. Eine Probebestellung dort wurde nach 58 Minuten geliefert. Damit war für König klar: „Nicht der Preis ist das Hauptargument für die Bestellung über den Versand. Es ist die Bequemlichkeit. Darauf müssen wir Apotheker eine Antwort finden.“
Am 25. Juli 2017 hat König als Konsequenz aus allen Überlegungen Curacado gegründet – sein Grundstein für einen bundesweiten, aber regional organisierten Versandhandel aus den Vor-Ort-Apotheken heraus. Abgeleitet hat König den Kunstnamen aus Curare für Heilen und Mercado für Markt.
„Ich war noch nie im Silicon Valley, ich weiß auch nicht, was ich dort soll“, sagt König, „aber ich weiß, was bei uns Apotheken zählt: Der Faktor Mensch ist unser großes Plus.“ Von Angstszenarien vor Amazon & Co. will er daher nichts wissen und hören. „Wir können mithalten, aber wir müssen aktiv werden.“ In ihren Betriebsabläufen seien die meisten Apotheken längst digitalisiert, auf der Höhe der Zeit, aber: „Nach außen, in Richtung unserer Kunden sind wir nicht digital unterwegs.“
Das soll sich mit Curacado ändern: Für 149 Euro monatlich können sich Apotheken hier einen professionell aufgemachten Online-Shop mieten und unter der eigenen Internetdomain betreiben. Dieser ähnelt von Aufbau und Ablauf dem großen Vorbild Amazon. Wer etwas in den Warenkorb legt, kann auswählen, ob er das Produkt in der Apotheke abholen oder sich liefern lassen will. Per Mausklick kann via PayPal, Kreditkarte oder Sofortüberweisung gezahlt werden.
Verbunden ist Curacado per MSV3-Schnittstelle mit den Großhändlern: So werden nur die für die jeweilige Apotheke vorrätigen Artikel im Shop angezeigt und die UVP eingepflegt. Jeder Apotheker kann dann seine eigenen Preise eintragen. Auch den Versand muss jede Apotheke zunächst in Eigenregie organisieren – per Botendienst. „Wir machen doch seit 50 Jahren Same-Day-Delivery“, so König. Inzwischen haben sich 40 Apotheken angeschlossen.
Dabei soll es aber nicht bleiben. König strebt Kooperationen mit Lieferdiensten wie Lieferando an. „Die sind mittags und abends ausgelastet, aber dazwischen können sie auch Arzneimittel ausliefern. Die werden ja nicht kalt“, sagt König: „Wir Apotheken verfügen über knapp 20.000 Lager bundesweit. Da kann Amazon nicht mithalten“, ist der Apotheker von seiner kaufmännischen Schwarm-Theorie überzeugt. „Wir Apotheker lassen uns doch von Amazon nicht die Butter vom Brot nehmen“, will König seine Kollegen aufrütteln.
Demnächst soll neben Curacado als technisches Tool ein „Master-Shop“ für den regionalen Onlinehandel aus den Apotheken gegründet werden. Per Postleitzahl werden die Kunden darüber an die teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken weitergeleitet. Den Namen will König noch nicht verraten, aber klar ist: Der „Master-Shop“ soll als gemeinsame Werbeplattform bekannt gemacht werden. „Ich will etwas aufbauen, dass Amazon den Weg versperrt“, so König.
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