Krankenhausapotheke

Klinik gibt Patienten Blister mit

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Berlin -

Werden Patienten kurz vor dem Wochenende oder vor Feiertagen entlassen, bekommen sie oft übergangsweise Medikamente aus dem Krankenhaus mit. Das Pflegepersonal muss dann die losen Tabletten verpacken – nicht selten landen verschiedene Präparate in einem einzigen Briefumschlag oder Medikamentenbecher. Die Krankenhausapotheke im „Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen“ wollte nicht länger zusehen – und verblistert die Übergangsmedikation auf eigene Kosten.

 

Den Anfang machte ein Pilotprojekt: Pflegepersonal der kardiologischen Station hatte die Klinikapotheke 2007 auf die Probleme aufmerksam gemacht. Das Personal berichtete von hohem Zeitaufwand und gleichzeitig unstrukturierten Abläufen. Die Patienten begrüßten zwar die Mitgabe von Medikamenten, kritisierten aber gleichzeitig mangelnde Informationen über die Präparate.

Die Pharmazeuten befürchteten Risiken für die Anwendung und verblisterten die Medikamente zunächst versuchsweise für die Kardiologie. Auf dem Etikett der Blisterkarten waren neben den jeweiligen Patientendaten auch Informationen zu den Arzneimitteln inklusive Dosierung und Einnahmezeitpunkt sowie Kontaktdaten zur Station abgedruckt. Die Apotheker boten zudem eine Beratung für die Patienten an.

 

 

Nach der guten Resonanz bei Patienten, Ärzten und Pflegepersonal übernahm die Klinikapotheke 2009 das Angebot endgültig in ihr Portfolio. Das Pflegepersonal muss die Kartenblister mindestens 90 Minuten vor dem geplanten Entlassungszeitpunkt anfordern. Die Bestellung wird vom Krankenhauspersonal in ein Excel-Programm übertragen, mit dem auch das Herstellungsprotokoll und die Etiketten für die Blister erzeugt werden. Sonderverpackungen und -vordrucke gibt es etwa für Fertigspritzen, Tropfen, Säfte und für Sonden-Medikamente.

Im vergangenen Jahr wurde die Dienstleistung für sieben Stationen angeboten, insgesamt wurden mehr als 1000 Blister gefertigt. An Freitagen sowie vor Feiertagen werden durchschnittlich zwischen 15 und 30 Patienten versorgt, pro Patient werden meist sechs bis zehn verschiedene Medikamente verblistert.

Grundsätzlich dürfen Krankenhäuser eigentlich gar keine Arzneimittel mitgeben – Ausnahmen gibt es laut Apothekengesetz (ApoG) lediglich für Feiertage, Wochenenden und Patienten mit häuslicher Krankenpflege. Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) fordert eine grundsätzliche Ausweitung auf bis zu drei Werktage und verweist auf eine eigens durchgeführte Studie, nach der auch unter der Woche die Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Behandlung sonst zu Schwierigkeiten führt. Drei von vier Leserinnen und Lesern von APOTHEKE ADHOC sehen das überwiegend positiv.

 

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