Coronakrise killt Filiale

„Kleine Apotheken sind heute unverkäuflich“

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Berlin -

Innenstadtlage, mehrere Arztpraxen in der Umgebung und zwei sogar direkt im Haus: Man könnte denken, die St. Nepomuk-Apotheke in Fürstenfeldbruck hat eine gute Lage. Doch so einfach ist es nicht. Die Innenstadt stirbt aus, es gibt immer weniger Laufkundschaft – und dann kam die Covid-19-Pandemie. Die Ärzte fuhren ihren Dienst herunter, es kamen kaum noch Verordnungen. Für die Apotheke war es der Todesstoß – und dann musste sich Inhaberin Thekla Bennoit-Plum auch noch gehässige Kommentare anhören.

Am Freitag war Schluss, der letzte Tag für Bennoit-Plum als Inhaberin der St. Nepomuk-Apotheke. Tapfer hält sie noch allein die Stellung, nachdem drei Mitarbeiterinnen in den vergangenen Wochen bereits gegangen waren. Eine immerhin wechselt in ihre Hauptapotheke, die Bären-Apotheke in Olching. Dass es für sie mit der Filiale langfristig nicht weitergehen würde, sei ihr schon vor zwei Jahren bewusst geworden, sagt die 63-Jährige. „Ich muss altersbedingt langsam in ruhigere Fahrwasser kommen. Filialisierung ist immer eine Doppelbelastung und hier in Bayern eine neue Filialleitung zu finden, ist utopisch.“ Hoffnungen, einen Nachfolger für die Filiale zu finden, habe sie sich erst gar nicht gemacht. „Kleine Apotheken sind heute unverkäuflich.“

Dabei ist die Lage der St. Nepomuk-Apotheke formell gar nicht schlecht: Innenstadt, Verordner in der Umgebung, zwei Praxen direkt über ihr. „Aber die Innenstadt ist nicht mehr attraktiv für die Leute, wir haben hier viel Leerstand“, sagt Bennoit-Plum. „Allein in der Straße hier stehen drei Ladenlokale leer.“ Kleine Betriebe wie Apotheken müssten ausbaden, was ihnen die Kommunen einbrocken. „Wenn die Stadt lieber Gewerbegebiete und Einkaufscenter außerhalb baut, ist es kein Wunder, dass die Innenstädte aussterben. So machen sich die kleinen Städte selbst das Leben schwer. Und den Leuten fällt erst im Nachhinein auf, dass sie ohne Auto nirgendwo mehr hinkommen.“

Für ihren Betrieb hieß das konkret: Die Laufkundschaft ist in den zurückliegenden Jahren immer weniger geworden. Der letzte Sargnagel war dann die Covid-19-Pandemie. Denn vor allem im Frühling und Frühsommer haben vielen Praxen ihre Öffnungszeiten reduziert und weniger Patienten angenommen.

„Die Praxen hatten teilweise nur einen halben Tag auf und haben auch nur Leute mit Termin genommen. Und die Patienten waren deshalb auch total verunsichert, viele sind nicht mehr zum Arzt gegangen“, erklärt sie. „Die Fachärzte haben sich ja nicht umsonst beschwert, dass so viele Untersuchungen nicht gemacht worden sind.“ Und auch dem Stadtleben und damit der Menge der Laufkundschaft hat der Ausbruch der Pandemie freilich nicht gutgetan.

Statt es weiter auf Gedeih und Verderb zu versuchen, beschloss Bennoit-Plum deshalb, den Stecker zu ziehen. Seit Mitte August läuft die Apotheke nur noch in einem Restbetrieb: Die letzten zwei Wochen hatte sie nur vormittags offen, um noch die letzten Abholungen zu ermöglichen. „Für die 14 Tage habe ich kein Heckmeck mehr gemacht, wir hatten ja keine Notdienste mehr in der Zeit. Ich hätte auch nur mit einer PTA voll offenhalten können, aber dann kommt noch ein Pharmazierat vorbei und ich kriege Ärger.“ Ihren Frieden hat sie mit der Situation eigentlich gemacht – wenn da nur nicht die Kommentare mancher Leser der Lokalzeitung wären, die auch noch nachtreten. Sie habe doch eigentlich beste Lage mit den Ärzten, es müsse doch an ihren Preisen gelegen haben und dergleichen. „Viele Leute müssen einfach ihren Senf dazugeben, obwohl sie vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Als ob zwei Ärzte im Haus eine Bestandsgarantie wären“, sagt sie. „Hauptsache, man hat auf Facebook kommentiert!“

Immerhin könne sie sich künftig auf ihre Hauptapotheke konzentrieren. „Mit der Bären-Apotheke geht es normal weiter, das ist ein anderer Ort mit anderem Publikum“, sagt sie. Und anders als die St. Nepomuk-Apotheke hat die auch eine Perspektive: den eigenen Nachwuchs, der auch Pharmazie studiert hat. „Die bleibt in der Familie.“ Noch ist es aber nicht so weit. „Ich gehe noch nicht in den Ruhestand, nur ein bisschen ruhiger muss es werden.“

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