Nach zehn Jahren schließt der Kiosk „A2“ in der Neu-Ulmer Innenstadt. Das Ende für das Büdchen hat angeblich nichts mit mangelnden Umsätzen zu tun, sondern mit einem bizzaren Gezerre um einen Parkplatz, der vor anderthalb Jahren von der Ried-Apotheke angemietet wurde. Inhaber Timo Ried ärgert sich, dass durch die missverständliche Berichterstattung der Regionalzeitung Apotheker einmal mehr in negative Schlagzeilen gebracht werden.
Seit zehn Jahren befindet sich der Kiosk in der Augsburger Straße an einem der belebtesten Orte der Stadt. Es gibt dort Zeitungen, Zeitschriften, Tabakwaren, aber auch solche Dienstleistungsangebote wie einen Paket-Shop der Post sowie eine Annahmestelle für eine Reinigung. Doch damit ist in wenigen Tagen Schluss. Aber nicht etwa, weil die Umsätze nicht mehr stimmten, sondern weil die Pächterin behauptet, ihren kleinen Kiosk nicht mehr ungehindert mit Ware beliefern zu können.
Der Schuldige ist neben der Hausverwaltung schnell gefunden: Der Parkplatz direkt hinter dem kleinen Bau wurde vor anderthalb Jahren an die damals neue Ried-Apotheke, die insgesamt siebte im Familienverbund, vermietet. Auch sie habe sich bei der Hausverwalterin, einer im Haus ansässigen Rechtsanwältin, um den Parkplatz beworben, doch den Zuschlag habe die Apotheke bekommen, erzählte Kiosk-Pächterin Dorothea Kugler der Augsburger Zeitung.
Aus ihrer Sicht „völlig irrsinnig“. Denn ohne den Parkplatz sei der Kiosk nicht betreibbar. Anderthalb Jahre hätten sie und ihre Mitarbeiterinnen einen „ständigen Eiertanz aufgeführt“, um die Belieferung unter beengten Verhältnissen aufrecht zu erhalten. Nun sei sie mit ihrer Geduld am Ende. „Jetzt habe ich keine Kraft mehr“, wird sie in dem Bericht zitiert.
„Frau Kugler ist in dieser ganzen Zeit nicht ein einziges Mal auf mich zugekommen, um die besagten Probleme anzusprechen“, sagt dagegen Ried. „Mir wurde der Parkplatz damals von der Hausverwaltung angeboten und ich habe ihn gern genommen.“ Der Parkplatz werde für ein Auto genutzt, mit dem Apothekenmitarbeiter schnelle Erledigungen machen, beispielsweise um fehlende Medikamente aus anderen Filialen zu besorgen. „Wir könnten aber auch woanders parken, wenn es das Problem löst“, bietet er an.
Der Apotheker hat sich inzwischen über die Causa bei der Hausverwaltung informiert. Dort habe man ihm mitgeteilt, dass der Parkplatz, der nach Angaben des Apothekers mit 100 Euro monatlich zu Buche schlägt, seinerzeit der Kioskbetreiberin angeboten worden sei. Sie habe jedoch wochenlang nicht reagiert. Kugler bestreitet dies jedoch. Auch auf das spätere Angebot, den Parkplatz mit der Apotheke zu teilen, soll sie nicht eingegangen sein. „Das hilft mir ja nicht. Ich brauche freien Zugang zu meinem Laden. Ich kann ja nicht fliegen“, begründete sie in der Presse ihre Absage an die Kompromisslösung.
Ried ärgert sich, dass er unverschuldet zwischen die Fronten geraten ist und durch die Berichterstattung in der Regionalpresse nun in der Öffentlichkeit das Bild eines „gierigen Apothekers, der nicht genug hat und seine Nachbarn platt macht“, entstehen könnte. Doch das Gegenteil sei der Fall, betont der Pharmazeut. Ihm sei es sehr an einer guten Nachbarschaft gelegen. „Eine belebte und intakte Umgebung mit vielen Geschäften ist für eine Apotheke immens wichtig“, beteuert er. „Jede Geschäftsaufgabe ist daher schmerzhaft.“
Inzwischen glaubt Ried aber, dass die Lieferschwierigkeiten als Grund für die Schließung nur vorgeschoben sind. Womöglich suche die Pächterin, die zwei weitere Kioske in Neu-Ulm betreibe, nur einen Grund, um aus ihrem teuren Mietvertrag herauszukommen. Denn für den „modernen Kiosk in zentraler Innenstadtlage“ wird im Internet bereits ein Nachmieter gesucht. Für das knapp 20 Quadratmeter Büdchen werden stolze 950 Euro pro Monat verlangt.
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