Apothekenschließung

„Kinder, macht was anderes!“

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Berlin -

Ihre Servatius-Apotheke haben Barbara und Harald Wächter zu Jahresanfang geschlossen. Viel lieber hätte das Apothekerpaar ihr Lebenswerk an einen Nachfolger übergeben. Dennoch haben sie nicht einmal versucht, einen Approbierten zu finden. Zu hoch wären die notwendigen Investitionen bei unsicherer Ertragslage. Ihren Söhnen haben sie schon frühzeitig geraten, andere Berufe zu ergreifen.

Vor 40 Jahren haben die beiden Eheleute die Apotheke in Bornheim eröffnet. Erst kurz davor hatten die beiden Apotheker, die sich seit ihrem Pharmazie-Studium in Bonn kannten, geheiratet. Für die gemeinsame Apotheke mussten sie tief in die Tasche greifen und einen hohen Kredit aufnehmen. Die Inneneinrichtung mit einigen Hundert Schubladen für die Medikamente in klassisch-dunklem Holz und der Umbau kosteten sie damals 300.000 D-Mark.

„Wir mussten viele Jahre hart arbeiten und eisern sparen“, erinnert sich die Apothekerin. Außer einem guten Examen und viel Arbeit habe man allerdings nicht viel gehabt. „Für den ganzen Einsatz und die gute Ausbildung bleibt am Ende zu wenig hängen“, meint Wächter. Bitter findet sie, dass sie ihre Apotheke nicht einmal verkaufen können. Das Paar hat es nicht einmal versucht.

„Uns war klar, dass es ein aussichtsloses Unterfangen wäre“, sagt sie. „Wir haben uns die Mühe gespart.“ Denn der potentielle Interessent hätte viel in die alte Apotheke investieren müssen. Ein behindertengerechter Zugang hätte errichtet und auch die Apotheken-EDV runderneuert werden müssen. Das wollten die Wächters nicht mehr selbst tun. Das Risiko, dass sie die Apotheke am Ende trotzdem nicht los werden, sei zu hoch gewesen.

Dass die beiden Söhne die Apotheke übernehmen, kam nicht infrage. Einer ist als promovierter Chemiker in Zürich tätig, der andere arbeitet als promovierter Maschinenbau-Ingenieur in Aachen. „Sie haben andere berufliche Wege eingeschlagen“, sagt die 73-Jährige. „Und das ist auch gut so.“ Der ältere Sohn habe sich überhaupt nicht für die Apotheke interessiert. Der jüngere Sohn hätte zwar das Interesse gehabt. „Wir haben ihm aber geraten, etwas anderes zu machen. In der Industrie hatte er bessere Chancen auf höheren Verdienst“, so die Apothekerin.

Der Abschied von der Apotheke fällt Wächter nicht allzu schwer. Zu viel hat sich ihrer Ansicht nach verändert. Nicht nur die Rahmenbedingungen seien immer schlechter geworden, auch die Anspruchshaltung einiger Kunden sei teilweise maßlos gestiegen. „Wenn ich von einem Kunden, der gerade reingekommen ist, als erstes höre, er hätte das schon gegoogelt, dann muss ich mich echt zusammenreißen“, so die resolute Apothekerin. Auch Empörung und Verärgerung, wenn einmal ein Medikament nicht sofort verfügbar ist, werde öfter geäußert.

Wie es war, all die Jahre gemeinsam mit dem eigenen Ehemann zu arbeiten, ja ihn im Prinzip 24 Stunden um sich zu haben? „Furchtbar, würde ich nie wieder machen“, lacht die 73-Jährige. „Aber Scherz beiseite: Es ist schon sehr herausfordernd, die meiste Zeit miteinander zu verbringen.“ Außerdem sei sie immer sehr dominant im Betrieb gewesen. Wenn man nicht sofort etwas so gemacht habe, wie sie wollte, habe sie das eben selbst erledigt.

Nun gelte es, die Wohnung über der Apotheke, die sie seit Jahrzehnten bewohnt haben, zu räumen und die neue zu beziehen. „Dann will ich mehr zum Sport gehen“, sagt die Apothekerin, die Golf spielt. Und Reisen stehe auf dem Programm. Dazu habe sie in den vielen arbeitsintensiven Jahren ebenfalls nicht viele Gelegenheiten gehabt. Ihrem Mann falle der Abschied von der Apotheke mit 76 Jahren dagegen etwas schwerer.

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