Rabatt auf Maskenanteil

Kemmritz: Apotheker verspielen Millionen Euro

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Berlin -

Viele Apotheken erlassen ihren Kunden die 2 Euro Eigenanteil beim Einlösen der Masken-Coupons. Verboten ist das nicht, schließlich handelt es sich bei der Eigenbeteiligung nicht um eine gesetzliche Zuzahlung. Trotzdem rät Berlins Kammerpräsidentin Dr. Kerstin Kemmritz dringend von Masken-Rabattaktionen ab – das politische Signal wäre aus ihrer Sicht verheerend.

Zunächst dankt Kemmritz den Kollegen in der Hauptstadt, dass sie nicht einfach nur Masken verteilen, sondern auch zur richtigen Anwendung beraten und für die Menschen da sind. „Genau das sind die Gründe, weshalb die Politik uns vertrauensvoll mit dieser Aufgabe betraut hat und genau das ist es auch, was ‚Apothekersein‘ ausmacht: soziale Nähe und unglaubliche Einsatzbereitschaft gepaart mit naturwissenschaftlichem Denken und Wissen!“

Was sie nicht verstehen kann: dass sich gerade jetzt einige Kollegen „den vermeintlichen Erfolg eines schnellen Marketing-Gags höher bewerten als glaubwürdiges berufspolitisches Handeln, indem sie auf die Erhebung der Eigenbeteiligung verzichten und/oder Gratismasken sowie teilweise noch weitere ‚Vergünstigungen‘ ohne Not und entgegen dem Verordnungstext anbieten“.

Die Kammerpräsidentin fragt sich, was die Politik und die Bevölkerung von derartigen Aktionen halten sollen. Es könne der Eindruck entstehen, dass die Apotheker das verabschiedete Honorar in der Höhe gar nicht nötig haben. „Wie wollen wir der Politik erklären, dass wir alle eine Verbesserung der Apothekenvergütung für unsere vielfältigen und zum Teil auch neuen Aufgaben benötigen, wenn der Eindruck erweckt wird, dass wir das, was die Gesundheitspolitik als sachgerechte und wertschätzende Vergütung ansieht, gar nicht benötigen“, so Kemmritz.

Der Verzicht auf die Eigenbeteiligung bedeutet nichts anderes als: 34 Euro für ein Set hätten auch gereicht. „Bei rund 27 Millionen Bezugsberechtigten reden wir hier gerade über eine Summe von rund 54 Millionen Euro, die wir nach Meinung dieser Kolleginnen und Kollegen nicht benötigen. Weder zur Sicherung der Betriebe, noch zur Sicherung oder zum Ausbau der Leistung, von Arbeitsplätzen und Vergütung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz zu schweigen!“ Kemmritz hält das für „ein fatales und falsches Signal“.

Solche Rabattaktionen verursachen nach Ansicht der Kammerpräsidentin einen erheblichen Schaden für alle. Sie vergleicht die Situation mit der Gewährung von Rx-Boni. „Wie sollen die Abda, die Apothekerkammern und die Apothekerverbände glaubwürdig bei der VOASG-Gesetzgebung und weiteren Verfahren argumentieren, wenn ihnen die eigenen Kolleginnen und Kollegen mit derartigen Aktionen die Argumentationsbasis ‚zerschießen‘“?

Nicht zu Ende gedacht sei auch das Anbieten kostenloser Dienstleistungen oder hoher Preisnachlässe. Die Patienten würden den Wert von OTC-Arzneimitteln und pharmazeutische Dienstleistungen ebenso wenig wertschätzen wie die Politik, wenn die Apotheken ihren eigenen Leistungen im wahrsten Sinne des Wortes „keinen Wert geben“. Dann helfe auch kein Ruf nach einem Einschreiten der Kammer oder der Wettbewerbszentrale, so Kemmritz, „denn die Borderliner haben oft für die Dauer ihres allgemeinschädigenden Verhaltens mehr eingestrichen als sie mögliche Sanktionen kosten“.

Die Kammerpräsidentin lädt die Kollegen dazu ein, die gedruckten Plakate mit Gratisangeboten zu überkleben oder gleich ganz abzuhängen. Sie wünscht sich den Mut, „auch mal der einen oder anderen Versuchung zu widerstehen und stattdessen zusammenzustehen“. Für ihren Appell hat Kemmritz viel positiven Zuspruch erfahren, aber auch Kritik. Das Gegenargument: Auch die Politik wisse von den Einkaufspreisen der Masken und die Apotheken könnten gerade nicht als „fürsorgliche Heilberufler“ wahrgenommen werden, sondern als „gierige Kaufleute“.

 

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