Abda: Keine Übergangslösung geplant

Keine TI wegen Schließung: Nie wieder Impfzertifikate

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Berlin -

Dass Apotheken, die kein Mitglied in einem Landesapothekerverband (LAV) sind, keine digitalen Impfzertifikate ausstellen konnten, sorgte für Unmut. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) musste nach Intervention des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) Gastzugänge schaffen. Mit dem Scheitern des bisherigen Modells und der Migration des Zertifikatemoduls ist nun aber eine noch größere Gruppe von Apotheken ausgeschlossen – nämlich die, die nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sind.

Als der DAV vergangene Woche die Notbremse gezogen hat, war für Inhaber Rudi Ebner Schluss mit Zertifikaten – anders als für die meisten Apotheken allerdings für immer. Denn Ebner schließt seine Stadt-Apotheke in Göppingen zum Jahresende und hat deshalb gar nicht erst versucht, sich an die TI anbinden zu lassen. „Wenn ich die Apotheke zum Jahresende aufgebe, wieso soll ich mir dann noch die Mühe machen?“, sagt er. Das E-Rezept werde für ihn ohnehin keine Rolle mehr spielen, einen TI-Zugang brauche er deshalb nicht mehr – dachte er bis diese Woche.

Nun aber, da die Apotheken schrittweise aufgeschaltet werden, bleibt er außen vor. Zumindest vorerst, genauere Informationen hat er nämlich auch nicht erhalten. Er hoffe, dass für Apotheken wie seine – laut einer aposcope-Umfrage waren vor zwei Wochen noch rund 10 Prozent aller Apotheken in Deutschland nicht an die TI angebunden – eine gesonderte Lösung gefunden werden kann. „Aus meiner Sicht hat die alte Lösung sehr gut funktioniert. Da müsste es doch eine Möglichkeit geben, Zugänge zu schaffen“, sagt er. „Es muss ja nicht gleich nächste Woche sein, aber zumindest in absehbarer Zeit.“ Informationen habe er dazu allerdings bisher keine erhalten können. „Ich habe bereits meinem LAV geschrieben, aber bisher keine Antwort erhalten“, sagt er.

Dabei wolle er die Vorgehensweise des DAV auch gar nicht kritisieren. „Die haben schon richtig reagiert, denn wenn so ein Problem besteht, dann gibt es immer Leute, die da reintreten“, so seine Sicht. „Ich habe nur ein Problem damit, dass die Lösung schlecht für mich ist. Jetzt sind die Apotheken die Dummen, die keinen TI-Zugang haben.“ Während andere Apotheken ihre Kunden nun auch im Falle, dass sie noch keine Zertifikate ausstellen können, zumindest eine grobe Antwort geben können, hängen Ebner und sein Team nun in der Luft – obwohl er mit seinen LAV-Beiträgen den Aufbau und Betrieb des Portals mit finanziert hat. „Eigentlich müssten die uns allein deshalb schon wieder anschließen.“

„Ich empfinde das schon als Einschränkung“, so Ebner. „Das ist schlecht für das Vertrauen der Kunden in die Apotheken.“ Es sei umständlich für die Kunden: Viele würden – auch aufgrund der Berichterstattung in Publikumsmedien – denken, dass es bereits überall wieder gehe und müssten dann eine Apotheke suchen, in der es klappt. „Wir hatten allein heute Morgen schon drei oder vier Kunden, die Zertifikate wollten. Wir sagen ihnen dann, dass sie eine andere Apotheke suchen oder in die Arztpraxis gehen müssen.“ Immerhin habe es deshalb keinen Ärger gegeben, die Kunden hätten bisher verständnisvoll reagiert. „Es kommt ja aber auch darauf an, wie man es den Kunden erklärt.“

Hoffnungen, ihnen bald andere Auskunft geben zu können, sollte er sich allerdings nicht machen. Der DAV bestätigt auf Anfrage, dass der Zugang zur TI – wie vom BMG gefordert – aus Sicherheitsgründen nun eine Grundvoraussetzung ist, um digitale Impfzertifikate auszustellen. Eine Sonder- oder Übergangslösung für nicht oder noch nicht angeschlossene Apotheken sei deshalb nicht geplant. Immerhin: Auch wenn er keine Zertifikate mehr wird ausstellen können, dürfte er auch ohne TI-Zugang sein Geld für den Juli erhalten. „Abrechnen können wir. Ich habe den Button schon ausprobiert und er funktioniert.“

Es gibt allerdings auch Inhaber, die weniger verständnisvoll auf die Situation reagieren. So muss die Apotheke von Hubertus Nehring ihre Kunden ebenfalls wieder wegschicken, weil sie nicht an die TI angeschlossen ist. In einem Schreiben an Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening hat er seine Gründe dafür dargelegt: Er hätte bei seinem Softwarehaus monatlich 70 Euro für Wartung und ähnliches als Gebühr zahlen müssen, obwohl beispielsweise das E-Rezept noch gar nicht im Markt sei, so der Inhaber der Apotheke am Markt in Winsen. Dass „jetzt von heute auf morgen dieses Leistungsspektrum“ erweitert werde, verstoße gegen die Interessen der Mitglieder. „Wir können darauf nicht zeitnah reagieren“, so Nehring. Bei Awinta habe es geheißen, dass vier Wochen nötig seien, um seinen Betrieb anzugliedern. Nehring fordert deshalb ebenfalls, eine Übergangsfrist, in der das DAV-Portal für diese Zeit wieder freigeschaltet wird.

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