Temperaturkontrolle

Keine Klimaanlage: Apotheke muss schließen Carolin Ciulli, 23.07.2019 10:05 Uhr

Berlin - 

Die Pharmazieräte blicken in diesen Tagen besonders streng auf die Temperatur-Dokumentation. Denn die Apothekenräume dürfen nicht über 25 °C warm werden. Im Südwesten musste jetzt eine Apotheke schließen, weil sie gar keine Klimaanlage hatte. Die Inhaberin will nachbessern. 

Die Apotheke im südwestlichen Baden-Württemberg steht seit längerem unter Beobachtung. Der Betrieb ist in die Jahre gekommen, das Gebäude auch. Die Inhaberin soll bereits mit dem Gedanken gespielt haben, die Apotheke abzugeben. Innovationen wie die Installation einer Klimaanlage wurden lange aufgeschoben. Doch angesichts der immer heißer werdenden Sommer ist die Klimathematik für die Aufsicht immer wichtiger.

Die Kontrolle der Temperatur im Arzneimittellager ist in der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) geregelt: Demnach muss für Arzneimittel „eine Lagerhaltung unterhalb einer Temperatur von 25 °C möglich sein“. Inhaber müssen gewährleisten, dass die Temperatur regelmäßig kontrolliert und dokumentiert wird. Entsprechend werden bei jeder Revision die Temperaturaufzeichnungen geprüft.

Die Apotheke im Südwesten ist schon länger auffällig. Zusätzlich zur fehlenden Klimaanlage soll es weitere Mängel geben. Seit Samstag ist der Betrieb geschlossen. Die Inhaberin ist offenbar einer behördlichen Schließung mit der freiwilligen Maßnahme zuvorgekommen und hat vorübergehend geschlossen. Dadurch umgehen Apotheker, dass das zuständige Regierungspräsidium die Schließung kostenpflichtig umsetzt. Die Kammer informierte daraufhin umgehend die umliegenden Apotheken, dass der Notdienst neu geregelt werden müsse.

Die Dienste seien pro forma bis Jahresende neu verteilt worden, sagt eine Apothekerin. Die Kammer habe mitgeteilt, dass die Rhein-Apotheke „auf unabsehbare Zeit“ geschlossen sei. Jeder der im Notdienstbereich liegenden Inhaber habe sich bereit erklärt, ein bis zwei Dienste zusätzlich zu übernehmen. „Uns wäre es natürlich am liebsten, sie würde nächsten Monat wieder aufmachen.“

Die Inhaberin bestätigte auf Nachfrage, dass sie derzeit dabei sei, eine Klimaanlage einzubauen. Die Geräte seien bereits installiert worden. Von der Auflage hält sie allerdings nicht viel: Eine Klimaanlage sei „totaler Quatsch“ für die Umwelt. Sie sei generell kein Freund der Geräte. Bis jetzt habe es bezüglich der Medikamente nie Probleme wegen der Temperatur gegeben.

Die Pharmazieräte kennen diese ablehnende Haltung gegenüber neuen Auflagen: Das Problem treffe alle noch nicht klimatisierten Apotheken. Wenn es draußen 35 °C oder wärmer sei – wie in den kommenden Tagen für weite Teile Deutschlands angekündigt – sei es unwahrscheinlich, dass die Innentemperatur von 25 °C konstant gehalten werde kann. Schon weil sich in Apotheken regelmäßig die Türen automatisch öffnen.

Auch Apotheken mit Klimaanlage hielten nicht immer die vorgegebene Temperatur ein, sagt der Pharmazierat. Manche Kunden hätten ein Problem mit dem großen Temperaturunterschied zwischen 35 und 25 Grad, sei ein Argument, das vorgetragen werde. In anderen Betrieben beklagten sich Mitarbeiter über die „zugige Anlage“ und das Gerät werde deshalb abgeschaltet. Diese Haltung sei für die Aufsicht besonders frustrierend. Denn es müssten sich nun einmal alle Apotheken an die Vorgaben der ApBetrO halten. Zudem sei die korrekte Temperaturkontrolle in Vor-Ort-Apotheken eine wichtige Abgrenzung gegenüber dem Versandhandel. „Wenn wir das nicht gewährleisten, verlieren wir ein zentrales Druckmittel.“

Vor einem Jahr musste in Berlin wegen einer ausgefallenen Klimaanlage die Hauptbahnhof-Apotheke schließen. Der Betrieb ist „24 Stunden geöffnet“. Doch die Kühlung konnte der Rekordhitze von Temperaturen an der 40°C-Grenze nicht mehr standhalten. Die Anlage hatte es nicht mehr geschafft. „So eine extreme Lage hatten wir noch nie“, sagte der Inhaber. Er hatte von der Aufsicht bescheinigt bekommen, dass seine Apotheke unter diesen Umständen „nicht mehr betriebsfähig ist.“ Wenige Tage später öffnete die Apotheke wieder.

Bei den beiden Betrieben handelt es sich nicht um Einzelfälle: Laut einer APOSCOPE-Umfrage ist es in jeder vierten Apotheke zu heiß. 10,3 Prozent der befragten PTA stimmten der Aussage eher nicht zu, dass die Höchsttemperatur zu jeder Zeit gewährleistet werde. Weitere 7,5 Prozent stimmten nicht zu und 5,6 Prozent stimmten überhaupt nicht zu. In einer von 20 Apotheken ist das Hitzeproblem demnach evident. Laut der Umfrage ist die 25 °C-Vorgabe lediglich in 74 Prozent der Apotheken kein Problem.

Wie lauten eure Tipps um auch bei heißen Temperaturen im HV einen kühlen Kopf zu bewahren? Jetzt austauschen: Im LABOR von APOTHEKE ADHOC – „powered by“ Pohl-Boskamp.