Heilbronn

Keine Apotheker für Ärztehäuser

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Berlin -

Ein Ärztehaus ohne Apotheke? Das wird es nur selten geben. Denn eigentlich sind Ärztehäuser als Apothekenstandorte sehr beliebt. Doch zumindest in Heilbronn ist es inzwischen nicht mehr selbstverständlich. Für ein geplantes Ärztehaus findet sich kein Apotheker, der dort einziehen will. Ein zweites musste im August ebenfalls ohne eine Apotheke eröffnen.

„Hier entsteht ein Ärztehaus mit Apotheke“, heißt es auf dem Aushang am Bauzaun in Heilbronn-Sontheim. Doch der Bauherr verspricht hier etwas, was er vielleicht gar nicht halten kann. Denn bisher hat sich kein Apotheker für das Projekt begeistern lassen. Jens Wefel, der Vorsitzende Region Heilbronn im Landesapothekerverband und Inhaber der Apotheke am Rosenberg, kennt jedenfalls derzeit niemanden, der sich darauf einlassen würde. Dabei soll der Heilbronner Gemeinderat für eine Apotheke extra den Bebauungsplan geändert haben.

Praxisräume zwischen 180 und 800 Quadratmeter sollen im geplanten Ärztehaus entstehen. Der Bauherr, der wohl auch den größten Teil der Fläche beanspruchen dürfte, soll ein Augenarzt sein, der im neuen Ärztehaus eine Augenklinik eröffnen will. Zwei bis drei weitere Ärzte sollen dazukommen. Welche Fachrichtungen sie haben, sei bislang nicht bekannt, berichtet Wefel. Die Unsicherheit über die Zusammensetzung der Fachärzte und der Umstand, dass derzeit keine Informationen vorliegen, wann sich auf dem Brachland hinter dem windschief aufgestellten Metallzaun etwas tut, machen das Projekt nach Auffassung des Apothekers für seine Kollegen nicht gerade attraktiv.

Doch die Gründe für die zögerliche Haltung gehen offenbar viel tiefer. „In Heilbronn ist die Apothekendichte relativ hoch“, erläutert Wefel die Situation vor Ort. Zudem habe es in den vergangenen Jahren einen Generationswechsel bei Apothekern gegeben. „Viele der jüngeren Apothekerinnen und Apotheker stecken noch mitten in der Finanzierung und scheuen vor neuen Investitionen“, so der Pharmazeut.

Die tiefe Unsicherheit über die Zukunft der Branche spiele ebenfalls eine große Rolle. Nach der Bundestagswahl sei die Lage noch äußerst unübersichtlich. „Viele warten erst einmal ab und halten die Füße still“, erklärt Wefel. Angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen sei es eben schwierig, weitreichende Investitionsentscheidungen zu treffen. Auch wollten Apotheker nicht mehr „auf Teufel komm raus“ Filialen gründen. Mittlerweile rechne man schon sehr genau.

Der Apotheker gibt ebenfalls zu bedenken, dass die Annahme, Ärztehaus und Apotheke gehörten zusammen und funktionierten gut, nicht immer stimme. „Es ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt er. Es komme dabei sehr stark auf den Ärzte-Mix an. So wundere es ihn nicht besonders, dass auch das neue Ärztehaus am Rathenauplatz in Heilbronn ohne eine Apotheke eröffnet werden musste, obwohl eine Apotheke vorgesehen war.

Neben drei weiteren Arztpraxen wird der größte Teil der Gesamtfläche des im August eröffneten Ärztehauses von einer chirurgischen Großpraxis/Privatklinik belegt. „Sie braucht weder viel Praxisbedarf, noch wirft sie viele Rezepte ab“, erklärt Wefel. Von Schmerzmittel-Rezepten und Mullbinden könne sich jedenfalls keine Apotheke finanzieren. Zudem befänden sich in fußläufiger Entfernung bereits zwei Apotheken. Doch für die Refinanzierung der Baukosten sei eine Apotheke in der Regel ein lukrativer Mieter, gibt der Pharmazeut zu bedenken. Deshalb würden Bauherren beim Bau eines Ärztehauses immer auch eine Apotheke mit einplanen. Ob es sinnvoll sei oder nicht.

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