Wenn der Paracetmol-Saft nicht lieferbar ist, können Apotheker:innen als Alternative mit gleicher Darreichungsform auch Ibuprofen-Säfte anbieten. Bestehen die Eltern auf den Wirkstoff Paracetamol, so kann eine patientenindividuelle Anfertigung in der Rezeptur erfolgen. Doch kann diese dann zu Lasten der GKV abgerechnet werden? Wirtschaftlich ist die Herstellung als Rezeptur nicht.
Aktuell können viele Apotheken keinen Paracetamol-Saft bestellen. Platzhirsch Ratiopharm kann seinen Saft derzeit nicht liefern. In der vergangenen Woche seien die kompletten Bestände an den Großhandel ausgeliefert worden, so eine Sprecherin. Auch Hersteller Bene konnte zuletzt nicht liefern. Während der Benuron-Saft bereits wieder lieferfähig ist, geht Ratiopharm davon aus, dass die Säfte ab Mai wieder verfügbar sind.
Paracetamol kann bereits den ganz Kleinen gegeben werden. Ab 3 Kilogramm können 40 mg Paracetamol (das entspricht bei den Fertigarzneimittel-Säften 1 ml) als Einzeldosis gegeben werden. Die maximale Tagesdosis sind 160 mg – also vier Einzeldosen. Ibuprofen kann erst ab einem Körpergewicht von 5 bis 6 Kilogramm gegeben werden. Eine Einzeldosis entspricht 50 mg Ibuprofen (also bei den niedrig dosierten Fertigarzneimittel-Säften 2,5 ml). Vor zwei Jahren stimmte der Bundesrat zu, oral verabreichte flüssige Ibuprofen-Zubereitungen in Einzeldosen bis 10 mg/kg Körpergewicht für Kinder ab drei Monaten und mehr als fünf Kilogramm Körpergewicht aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Für die ganz Kleinen stellt Ibuprofen also keine Alternative dar. Hier könnten Eltern auf Suppositorien zurückgreifen, sollte der Saft nicht lieferbar sein.
Kombi-Rezepte: Bei sehr hohem Fieber verordnen die Ärzt:innen oftmals sowohl einen Paracetamol- als auch einen Ibuprofen-Saft. Die abwechselnde Gabe hat eine stärkere antipyretische Wirksamkeit als die Monotherapie. Für die Selbstmedikation ist dieses Regime nicht geeignet. Der Arzt/die Ärztin sollte den Eltern die genauen Dosierungen und Zeiten erklären.
Kann ein nicht lieferbarer Paracetamol-Saft nicht einfach nur eine flüssige Ibuprofen-Alternative ersetzt werden? In vielen Fällen kann dies sicherlich eine Option sein. Bei ärztlicher Verordnung muss dann jedoch Rücksprache mit dem/der Verordner:in gehalten werden. Denn beide Wirkstoffe unterscheiden sich bei den Kontraindikationen. So weist Paracetamol ein generell höheres Vergiftungspotential auf als Ibuprofen. Insbesondere bei sehr geringen Körpergewichten muss genau dosiert werden. Die maximale Tagesdosis darf nicht überschritten werden. Sonst kann es zu Leberschäden kommen. Einzelne Studien lassen vermuten, dass Ibuprofen vor allem bei kleineren Kindern das Fieber zuverlässiger senkt. Eine generelle Aussage hierzu fehlt bislang. Ibuprofen weist im Gegensatz zu Paracetamol eine zusätzliche antiphlogistische Wirkung auf – bei einigen Leiden kann dies von Vorteil sein.
Die Gebrauchsinformationen von Paracetamol-Säften weisen im Vergleich zu den Gebrauchsinformationen von Ibuprofen-Säften nur wenige Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen auf. So ist die einzige absolute Kontraindikation eine Allergie gegenüber dem Wirkstoff oder enthaltener Hilfsstoffe.
Besondere Vorsicht bei der Einnahme von Paracetamol-Saft:
Kontraindikationen bei der Einnahme von Ibuprofen-Saft:
Paracetamol kann in einer Dosierung von 50 mg/ml in Syrspend verarbeitet werden. Die Rezeptur ist 90 Tage lang haltbar. Sie kann sowohl bei Raumtemperatur als auch im Kühlschrank gelagert werden. Auch eine Verarbeitung im SyrSpend SF pH4 Pulver ist möglich. SyrSpendSF Alka eignet sich demnach nicht zur Anfertigung einer Suspension.
Die Paracetamol-Säfte von 1A Pharma und Ratiopharm und auch Benuron-Saft enthalten 200 mg pro 5 ml, also 40 mg pro ml. Da Paracetamol nach Gewicht dosiert wird, müssen Eltern auf die eventuell abweichende Dosierung der Rezeptur hingewiesen werden.
Auch die „Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC” eignet sich zur Herstellung einer Paracetamol-Suspension. Die Haltbarkeit der Suspension à 40 mg/ml wird mit vier Wochen angegeben. Da die Aufschüttelbarkeit nicht optimal ist, sollte das verwendete Primärgefäß rund doppelt so viel Volumen fassen können, wie verordnet. Die Eltern sollten darauf hingewiesen werden, dass sie sehr stark schütteln müssen vor der Verabreichung.
Kann ein/e Patient:in aufgrund von Lieferengpässen nicht versorgt werden, so können rezepturmäßige Herstellungen eines Paracetamol-Saftes zu Lasten der GKV abgerechnet werden. Bei abweichender Dosierung sollte der Arzt ein neues Rezept ausstellen. Bei Kombinationsrezepten aus Paracetamol- und Ibuprofen-Saft muss ebenfalls ein zusätzliches Rezept ausgestellt werden, sodass die Rezeptur auf einer gesonderten Verordnung steht.
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