Kein Kreuz fürs Erste Staatsexamen APOTHEKE ADHOC, 19.06.2012 15:22 Uhr
Beim Pharmaziestudium wird es nach vier Semestern Grundstudium zum ersten Mal so richtig schwer: Dann kommt das Erste Staatsexamen – vier Tage MC-Fragen. Deutschlandweit kämpfen Studenten mit den Fragen des Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP). Jedes Jahr fallen viele Studenten durch. Anders in Heidelberg: An der Ruprecht-Karls-Universität kommen die Studenten nicht nur ohne MC-Fragen durch das Studium. Sie schneiden sogar eine halbe Note besser ab als dieselben Jahrgänge an anderen Unis.
An der Heidelberger Uni gibt es seit zehn Jahren ein alternatives Prüfungsverfahren. Es funktioniert so ähnlich wie das Bachelor/Master-System. Die Studenten sammeln bereits während der ersten vier Semester Leistungspunkte, so genannte Credits. Jede Lehrveranstaltung – also Vorlesungen, Praktika, Seminare – wird benotet und mit unterschiedlich vielen Credits bewertet.
Wer nach dem Grundstudium die erforderliche Punktzahl von 120 Credits zusammen hat, besteht das Erste Staatsexamen – ganz ohne MC-Fragen. Die Note setzt sich aus den einzelnen Teilnoten zusammen, die den Credits gemäß gewichtet werden. Danach geht es für die Heidelberger Pharmaziestudenten genauso weiter wie für alle anderen in Deutschland.
Das Verfahren wurde in Heidelberg im Wintersemester 2001/2002 eingeführt. Bei den Studenten komme es sehr gut an, sagt Studiendekan Professor Dr. Gert Fricker. Allerdings laufe das Projekt im Herbst 2013 aus, die maximale Laufzeit sei auf zwölf Jahre angelegt gewesen. Die Uni will an dem Verfahren festhalten. Man sei daher im Gespräch mit den Landesbehörden, um die Laufzeit für das alternative Prüfungsverfahren zu verlängern.
Denn die Erfahrungen sind sehr gut: Die Evaluation zeige, dass Studenten nach dem neuen System durchschnittlich 1,2 Semester weniger für ihr Studium bräuchten, so Katrin Knefeli, Leiterin des Studien- und Prüfungssekretariats. Bei Standardverfahren meldeten sich viele Studenten erst nach dem fünften Semester für die Prüfungen an oder teilten die Prüfungen auf.
Auch in Tübingen wird seit vier Jahren ein alternatives Prüfungsverfahren getestet. Das System ähnelt dem Verfahren in Heidelberg. Zwar ist die Evaluation noch nicht abgeschlossen. Trotzdem ist laut Professor Dr. Martin Wahl (Pharmazeutische Technologie) bereits erkennbar, dass die Studenten durchschnittlich mit einer Note besser abschließen als bei den zentralen Prüfungsfragen.