In diesem Jahr stellen die Lieferengpässe die notdiensthabenden Apotheken an den Weihnachtsfeiertagen vor eine besondere Herausforderung. Günter Brands, Inhaber der Marien Apotheke in Reken in Nordrhein-Westfalen, hat längst mit den Vorbereitungen begonnen, auch im Labor.
Die Notdienste an Feiertagen sind immer besonders, weiß Brands aus Erfahrung. „Aber dieses Jahr ist es nochmal richtig anspruchsvoll. Wir helfen uns an Notdiensten an Sonn- und Feiertagen generell unter den diensthabenden Apotheken aus“, erzählt er. „Kolleg:innen können immer gerne anrufen, das ist hier im Münsterland gängige Praxis.“
Die Lieferengpässe und die aktuelle Erkrankungswelle machen eine gute Vorbereitung für ihn unumgänglich. „Wir müssen die Versorgung sicherstellen“, so Brands. Vorab werde er sich deshalb auch mit den diensthabenden Ärzt:innen austauschen, um zum Beispiel eine schnelle Durchwahl zu haben und lange Warteschlangen am Telefon zu umgehen. Einige Antibiotika wie Azithromycin und Penicillin habe er definitiv nicht lagernd, für solche Fälle müsse dann zügig eine Alternative besprochen werden können. „Die Notdienstpraxen sind circa 20 Minuten Autofahrt entfernt“, erzählt Brands. Nach den mehreren Stunden Wartezeit in der Praxis sei eine gute und schnelle Versorgung der Patient:innen daher wichtig.
Auch von seinem Großhandel hat Brands eine Telefonnummer für Fälle, die nicht aufgeschoben werden können. Darüber kann er im Notfall noch bis zum frühen Abend nicht vorrätige Arzneimittel bestellen, die dann spät abends noch mit einem Taxi aus Essen etwa 50 Kilometer zur Apotheke gefahren werden.
Schon seit einer Woche laufen auch die Vorbereitungen im Labor, „damit am ersten Weihnachtsfeiertag kein Kind unversorgt nach Hause geht“, formuliert Brands sein Ziel. Es werden deshalb schon im Vorfeld Paracetamol-Zäpfchen gegossen, um die Kleinkinder im Notdienst versorgen zu können. „Spontan im Notdienst kann man das nicht machen“, so der Inhaber, das dauere viel zu lange. Auch für die Herstellung von Ibuprofen- und Paracetamol-Säften ist schon alles vorbereitet. Die Ausgangsstoffe sind geprüft, Packmittel liegen bereit und auch die Herstellungsprotokolle sind schon so weit wie möglich vorausgefüllt. Hergestellt werden diese Präparate dann frisch während des Notdienstes, wenn der Bedarf besteht. „Wir haben auch von den Kinderärzten das Go für die Rezepturen“, sagt Brands, diese würden dann auch die entsprechenden Rezepte ausstellen.
Das werde alles im laufenden Betrieb erledigt, das Arbeitsaufkommen sei aktuell durch Erkrankungswelle und Lieferengpässe sowieso schon deutlich höher. An den Feiertagsnotdiensten kämen erfahrungsgemäß immer noch einige Sonderfälle hinzu. Um dem Patientenaufkommen gerecht werden zu können, werde Brands den Dienst am ersten Weihnachtsfeiertag deshalb auch mit einer angestellten Apothekerin gemeinsam antreten. „Ich hoffe, dass die Kolleg:innen auch so ticken“, sagt er, „die Versorgung ist das Allerwichtigste, gerade für die Kinder“.
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