Kein Geld für Arzneimittel Julia Pradel, 25.08.2008 10:57 Uhr
Eine zentrale Ursache für mangelhafte Therapietreue scheinen die Kosten für Arzneimittel zu sein: Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zufolge lässt die Compliance umso mehr nach, je höher die zu leistenden Zuzahlungen sind. Als in den USA vor einigen Jahren die Eigenbeteiligung um zehn Prozent erhöht wurde, bröckelte die Therapietreue in allen Bevölkerungsschichten. Vor allem einkommensschwache Menschen leisten sich ihre Arzneimittel mitunter nicht. In sozial schwachen Gebieten sind Patienten laut Studie bis zu 30 Prozent weniger therapietreu als in reicheren Gegenden.
Mangelnde Therapietreue ist kein spezifisch amerikanisches Problem: In Dänemark beispielsweise löst jeder dritte Patient sein Rezept nicht ein. Dies ergab eine aktuelle Studie des Copenhagen University Hospital mit 322 Patienten, die insgesamt 390 Medikamente verschrieben bekommen hatten. Die Auswertung der Rezeptdaten ergab außerdem, dass Patienten ihr Rezept vor allem in der ersten Woche nach dem Arztbesuch einlösen.
Laut Studie folgen vor allem akut Erkrankte sowie ältere Patienten und solche, die einen Spezialisten besucht haben, den ärztlichen Verordnungen. Chroniker hingegen holten ihre verschriebenen Medikamente seltener ab. Außerdem lösen Patienten Rezepte für Tabletten häufiger ein als solche für äußerlich wirkende Arzneimittel.
Weder ABDA noch GKV-Spitzenverband und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) verfügen nach eigenen Angaben über Zahlen, wie viele Rezepte in Deutschland uneingelöst bleiben.