Apotheken sollen die Hausärzte ab April mit dem Corona-Impfstoff beliefern. Damit will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das bestehende Versorgungsnetz vor Ort einbinden. Beim Privatgroßhändler Richard Kehr ist man bereit, die Apotheken in der geforderten Frist zu versorgen. Eine Schwierigkeit könnte das nötige Impfzubehör darstellen.
Hanns-Heinrich Kehr hat einen Plan erstellt, um die Apotheken in der geforderten Zeit schnell mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech beliefern zu können. „Wir bekommen den Impfstoff am Freitag angeliefert“, sagt er. Wenn am Sonntag der Auftrag der Apotheke über die Zahl der Impfdosen eingehe, könne der Impfstoff bis spätestens Montagnachmittag kommissioniert werden. „Dann wollen wir in allen Apotheken sein.“
Der Großhandel erhält laut dem jüngsten Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) seine Lieferung direkt aus dem Zentrallager des Bundes oder vom Hersteller. Die Kosten des Großhandels und der Apotheken werden demnach durch Festzuschläge gedeckt, die der Bund trägt. Kehr zufolge haben sich die Privatgroßhändler bei dem Logistikplan zur Impfstoffversorgung der Apotheken eng abgestimmt. Kehr geht wie der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, davon aus, dass ab Mai in Arztpraxen geimpft wird.
Die Bestellmenge soll zunächst gedeckelt sein: Mit den Verbänden der Vertragsärzte, der Apotheker und des pharmazeutischen Großhandels habe das Bundesgesundheitsministerium ein Konzept vereinbart, dass eine möglichst gleichmäßige, bevölkerungsbezogene Verteilung der Impfstoffmenge über das Bundesgebiet sicherstelle, teilt die GMK mit. „Dazu gehört neben der notwendigen Transparenz und Nachvollziehbarkeit über den gesamten Distributionsweg mittels eines Warenwirtschaftssystems anfangs auch eine Obergrenze für die Bestellmenge je Arztpraxis.“
Eine Schwierigkeit könnte die Beschaffung des Impfzubehörs wie das Impfbesteck sein. Das sei Ländersache, so Kehr. „Wir müssen klären, wie wir das Zubehör am besten erhalten.“ Die Produkte müssten gesondert besorgt werden. Impfzubehör ist dem GMK-Beschluss zufolge nach Angaben der Hersteller für alle vorzunehmenden Impfungen ausreichend vorhanden. „Allerdings ist ein Großteil des Impfzubehörs aktuell durch Reservierungen der Länder bei den Herstellern gebunden. Dies erschwert die Bestellungen des Großhandels, um die Arztpraxen zeitgleich mit den Impfstoffen auch mit dem Impfzubehör ausstatten zu können.“
Spahn sagte gegenüber der ARD, dass der Bund den Impfstoff am Sonntag dem Großhandel zur Verfügung stelle und dieser über die Apotheken bis Montagmittag in die Praxen ausgeliefert werde. Am Freitag werde alles verimpft sein und nicht eine einzige Dosis übrig bleiben, so der Minister in den Tagesthemen. Nach jetzigem Stand und den zugesagten Lieferungen könne ab der 16. Kalenderwoche und dem 19. April der Start für erste reguläre Impftermine in den Praxen erfolgen.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens kündigte gestern an, dass die Impfstoffversorgung der Praxen künftig über das Regelsystem des Großhandels gewährleistet werde. Auch die Betriebsärzte sollen verstärkt einbezogen werden.
Biontech teilte Mitte Januar mit, dass der Transport des Impfstoffs erleichtert wurde. Dieser sei jetzt auch in verdünnter Form transportiert möglich, das hätten die aktuellen Ergebnisse der Stabilitätsdaten ergeben. „Der Transport kann innerhalb von zwölf Stunden unterbrochen und später fortgesetzt werden, sofern der Impfstoff während der Unterbrechung weiterhin bei 2–8 °C gekühlt wird.“ Bei Raumtemperatur bis 30°C könne er sechs Stunden befördert werden, auch als fertige Impfdosis in einer Spritze.
Die Haltbarkeit des unverdünnten Impfstoffs beträgt des Biotechunternehmens zufolge bei durchgehender Kühlung von 2-8 °C maximal fünf Tage. Das beinhalte auch die Zeiten für Auftauen und Transport. Diese Zeit hätten Apotheken und Ärzte, das Verimpfen durchzuführen, so Kehr. Ungekühlt – also bei über 8 °C – verliert der unverdünnte Impfstoff seine Wirksamkeit laut Biontech nach 2 Stunden.
Unterdessen sei die Versorgung der Apotheken mit Laientests angelaufen, so Kehr. Immer wieder gingen Lieferungen ein. Momentan seien Tests von Hotgen und Roche sowie Spucktests verfügbar. „Leider gibt es noch keinen konstanten Warenfluss“, sagt er. Bei manchen dauere es etwas länger. Für kommende Woche werde eine große Menge erwartet.
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