Die Schließungswelle rollt. Im ersten Halbjahr mussten zahlreiche Apotheken aufgegeben werden. Neueröffnungen sind die absolute Ausnahme, wie eine Abfrage bei den Landesapothekerkammern zeigt. In einigen Kammerbezirken wurden sogar schon die Negativzahlen des gesamten Vorjahres erreicht. Der Negativrekord aus 2022 dürfte am Jahresende deutlich übertroffen werden.
Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Apotheken in Deutschland um 222. Gab es zum Jahresbeginn 18.047 Betriebsstätten, waren es am 30. Juni noch 17.825. Der Rückgang beläuft sich damit auf 1,3 Prozent – ein Wert, der noch vor fünf Jahren innerhalb von zwölf Monaten erreicht wurde.
Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr schlossen etwas mehr als 400 Apotheken, dieser bisherige Negativrekord könnte in diesem Jahr also deutlich übertroffen werden. In Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein schlossen in den ersten sechs Monaten schon so viele Apotheken wie im gesamten vergangenen Jahr.
Auf eine Neueröffnung kommen damit rein rechnerisch zehn aufgegebene Betriebe: Den 250 Schließungen standen gerade einmal 28 Neueröffnungen gegenüber. Zehn davon waren alleine im Kammerbezirk Nordrhein zu verzeichnen, außerdem gab es vereinzelte Zugänge in Bayern, Hessen, Westfalen-Lippe (je vier Gründungen), in Hamburg (3), Rheinland-Pfalz (2) sowie Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (je 1).
Überhaupt keine Neueröffnungen in den ersten sechs Monaten gab es in Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein, dem Saarland, in Brandenburg, Bremen und Thüringen.
Zum 30. Juni gab es in Baden-Württemberg 2.262 öffentliche Apotheken (sowie 46 Krankenhausapotheken). „Bis zu diesem Zeitpunkt gab es im laufenden Kalenderjahr eine Neueröffnung und 40 Apothekenschließungen. Die Zahl der öffentlichen Apotheken ist also um 39 gesunken“, so ein Sprecher der Kammer.
Ende des ersten Halbjahrs gab es in Bayern 2.835 öffentliche Apotheken. „Weniger waren es zuletzt im Jahr 1979“, wie es von offizieller Seite heißt. 51 Schließungen standen vier Neueröffnungen gegenüber.
13 Schließungen und eine Neueröffnung gab es in der Hauptstadt. Damit sank die Zahl der Apotheken auf 724.
Im ersten Halbjahr gab es sieben Apothekenschließungen in Brandenburg. Damit gibt es zum Stichtag 546 öffentliche und 13 Krankenhausapotheken in Brandenburg.
„Aktuell haben wir in Bremen 134 Apotheken“, so Dr. Isabel Justus, Geschäftsführerin der Kammer. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist das eine Apotheke weniger. „Wir hatten also eine Schließung.“
Sechs Schließungen standen immerhin drei Neueröffnungen gegenüber, eine Apotheke wurde nach temporärer Schließung wieder eröffnet. Damit sank die Gesamtzahl in Hamburg auf 372.
Die Anzahl öffentlicher Apotheken in Hessen betrug zum 30. Juni 1.367. Im ersten Halbjahr schlossen 15 Apotheken, während es vier Neueröffnungen gab.
Aktuell gibt es in Mecklenburg-Vorpommern noch 370 Apotheken, das sind zwei weniger als zu Jahresbeginn. Da es in Rostock eine Neueröffnung gab, waren drei Schließungen zu verzeichnen.
Zum 30. Juni gab es in Niedersachsen 1.735 öffentliche Apotheken. „Im ersten Halbjahr haben 20 Apotheken geschlossen. Es gab keine Neueröffnungen“, so eine Sprecherin der Kammer.
Gab es im Kammerbezirk Nordrhein zum Jahresende 2.042 Apotheken, waren es Ende Juni noch 2.027. Im ersten Quartal gab es zehn Schließungen, aber immerhin fünf Neueröffnungen. Im zweiten Quartal standen den ebenfalls fünf Neueröffnungen sogar 15 Schließungen gegenüber. Einen besonderen Grund für die zehn Schließungen oder eine regionale Häufung gab es laut Kammer nicht.
Zum 30. Juni gab es noch 870 Apotheken in Rheinland-Pfalz. Während im ersten Halbjahr 19 Schließungen von Apotheken zu verzeichnen waren, haben zwei Apotheken in diesem Jahr eröffnet.
Ein Sprecher der Kammer teilt mit: „Gesamtzahl der Apotheken: 269. Anzahl der Schließungen: 4. Anzahl der Eröffnungen: 0.“
In Sachsen hat es im ersten Halbjahr keine Neueröffnung, aber sechs Schließungen gegeben. Zum 30. Juni betrug die Zahl der öffentlichen Apotheken damit 918.
Die Anzahl der Apotheken in Sachsen-Anhalt sank von 567 auf 564. Eine Neueröffnung gab es in Magdeburg, insgesamt vier Schließungen in Halle, Karsdorf, Osterhausen und Dessau-Roßlau.
Die Gesamtzahl der Apotheken in Schleswig-Holstein belief sich Ende Juni auf 589. Laut Kammer gab es im ersten Halbjahr neun Schließungen und keine Neueröffnungen. Zwei weitere Apotheken sind als vorübergehende Schließungen mit geplanter Wiedereröffnung in diesem Jahr angezeigt.
Nach 507 Apotheken zum Jahresbeginn waren es Ende Juni in Thüringen noch 501 Apotheken. „Es gab im ersten Halbjahr 2023 keine Apotheken-Neueröffnungen in Thüringen“, so eine Sprecherin.
Aufgrund von 22 Schließungen, aber nur vier Neueröffnungen sank die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe auf 1.742.
APOTHEKE ADHOC Debatte