„Vielen Dank für Ihren Einkauf“ oder schlicht „Auf Wiedersehen“: Das sind nicht nur in Apotheken wohl die häufigsten Aufdrucke auf Kassenbons. Doch selbst so etwa Unscheinbares wie der Kassenzettel kann als Werbeträger genutzt werden. Oder auch einen Dialog mit den Kunden initiieren. So löste Apotheker Wolfgang Wittig mit einem individuellen Text auf den Kassenbons seiner Bären-Apotheke in Erkrath eine kontroverse Diskussion über Medikamentenversand aus.
„Nicht nur wir, sondern auch die deutsche Solidargemeinschaft dankt Ihnen für den Einkauf“, steht auf dem Bon der Bären-Apotheke. „38,12 Euro fließen fließen zurück ins System, um Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Einrichtungen zu finanzieren. Hätten Sie bei einer niederländischen Versandapotheke bestellt, wären lediglich ein paar Aktionäre und Investoren auf Kosten der Allgemeinheit noch reicher geworden!“
Inhaber Wolfgang Wittig postete ein Foto der Rechnung auf der Facebook-Fanseite seiner Apotheke und löste damit eine kontroverse Diskussion aus. „Mir Hupe“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. „So lange deutsche Apotheken beziehungsweise die Pharmaunternehmen hier exorbitante Preise aufrufen, werde ich, mangels Millionenvermögen, Medikamente dort kaufen, wo mir die Preise angemessen erscheinen.“ Deutschland habe mit Abstand die höchsten Preise für pharmazeutische Produkte. Das wolle er nicht unterstützen.
Die höchsten Preise für Arzneimittel hätten übrigens die USA, konterte die Apotheke. Das liege daran, dass sie vor gar nicht so langer Zeit ein gut funktionierendes Netz von inhabergeführten Einzelapotheken hatten, dass dann der „Liberalisierung des Marktes“ geopfert wurde. Inzwischen würden sich dort eine Handvoll Großkonzerne den Kuchen teilen. Dadurch seien die Preise „durch die Decke“ gegangen. „Erschreckend, dass wir in Deutschland auf dem selben Weg sind“, so Wittig. Zum Schluss macht der Apotheker deutlich, dass Deutschland bei Arzneimittelpreisen in Europa im Mittelfeld liege.
Auch dem nächsten Kommentator weiß Wittig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Aktionäre würden weltweit reich, egal wo gekauft werde, schrieb dieser unter dem Kassenzettel-Posting des Apothekers. Wenn man in Apotheken vor Ort kaufe, entgegnet der Pharmazeut, helfe man aber auch wohnortnahe Arbeitsplätze, viele davon familienfreundlich in Teilzeit zu erhalten. Die Kunden würden damit keine Kapitalgesellschaft finanzieren, sondern einen Inhaber unterstützen, der vor Ort seine Steuern zahlt.
Die Argumentation des Apothekers kann ein anderer Nutzer zwar durchaus nachvollziehen, findet aber den Ansatz dann doch „zu weinerlich“. Schließlich belebe Konkurrenz das Geschäft. Mit Wettbewerb hat Wittig nach eigenem Bekunden zwar kein Problem. Dafür aber umso mehr mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Herbst 2016 und dem Umstand, dass sich „ausländische Versandapotheken nicht an deutsche Gesetze halten müssen“. Da mache Wettbewerb dann nicht mehr so viel Spaß, gibt er zu Bedenken.
Im Übrigen kann jeder Apotheker anstelle der Standardsprüche einen individuellen Text auf die Kassenbons seiner Apotheke drucken lassen. Bei Awinta Prokas etwa kann man dies in den Kassenparametern tun. Dort gibt man in der Zeile „Beleg-Fuß“ die gewünschte Botschaft ein. Bei Pharmatechnik findet man das entsprechende Feld, wenn man über Systemeinstellungen den Druckfomular für Kassenbons sucht und dort den Freitext editiert. Bei Lauer Fischer startet man dafür das Programm Konfiguration über das StartCenter. Im Bereich Applikationseinstellungen wählt man „Kasse“ aus und dort dann das Register Drucken sowie anschließend Bondruck aus. Den Text kann man nun in der Spalte „Fußzeile“ eintragen.
Nicht nur die kontroverse Diskussion auf der Facebookseite der Bären-Apotheke legt nahe, dass man sich ganz genau überlegen sollte, was man auf den Kassenzettel schreibt. So wollte ein Schweizer Restaurant sich dieser Notiz auf der Rechnung nur einen Spaß erlauben: „Lassen Sie sich nicht scheiden, wenn Ihre Frau nicht kochen kann... Essen Sie bei uns und behalten Sie Ihre Frau als Hobby”, stand darauf. Doch das ging gewaltig nach hinten los. Denn innerhalb kurzer Zeit haben die Restaurantbesitzer zahlreiche Hass-Mails sogar aus Deutschland bekommen.
Auf der Facebook-Seite des Restaurant wurden zahlreiche negative Kommentare gepostet, darunter „Vielen Dank für das ideale Beispiel einer sexistischen Kackschei… wie aus dem Lehrbuch” oder auch „Hahaha, Frauen sind nicht wie richtige Menschen und nur zum Kochen oder zur Unterhaltung gut, ist ja witzig”. Etwas diplomatischer, aber nicht minder deutlich schreibt ein weiterer Nutzer: „Gut zu wissen, wo ich nie hingehen werde.“ Daraufhin entfernten die Restaurantinhaber den Spruch wieder und haben ihn durch diesen ersetzt: „Man muss nicht viel besitzen, um viel geben zu können. Die Gäste, die vom Herzen kommen, die machen es aus.“
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