Streit um Schadensersatz

Kaputter Konnektor: Noventi kündigt Apotheker

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Berlin -

Joost Ney von der Marien Apotheke in Eschweiler hat Ärger mit Noventi. Der Apotheker forderte mehrfach Schadenersatz wegen einer – seiner Meinung nach – verspäteten Bereitstellung eines kaputten Konnektors. Der Softwareanbieter reagierte darauf mit einer Kündigung.

Zum Start der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts war in Apotheken viel los. Bei Joost Ney in Eschweiler scheiterte der reibungslose Ablauf an der Technik. Denn ein Konnektor fiel aus. „Eine Kocobox war im Januar zum Start defekt, sie ließ sich nicht wieder starten“, sagt der Inhaber. Das sei „natürlich“ an einem Freitagnachmittag passiert.

Am Dienstag sei ein Techniker von Noventi vorbeigekommen, so der Prokas-Kunde. „Er konnte nichts machen und rief von hier aus noch in der Zentrale an, damit eine neue bestellt wird“, sagt Ney. Allerdings sei dies nicht geschehen. Nach Rückfragen erfuhr der Apotheker, dass die Bestellung erst am Freitag an den Dienstleister weitergegeben worden sei. Am darauffolgenden Dienstag sei wieder ein Techniker gekommen und habe die Box erfolgreich installiert.

14.000 Euro Schaden pro Tag

Ney will den Ausfall nicht auf sich sitzen lassen. „Mein Steuerberater hat errechnet, dass mir pro Tag 14.000 Euro Umsatz dadurch fehlten“, sagt er. Der Apotheker forderte deshalb von Noventi einen Schadenersatz von 42.000 Euro – immerhin hätte die Box drei Tage früher in Betrieb genommen werden können, wenn sie, wie laut Ney von Noventi angekündigt, am Dienstag bestellt worden wäre.

„Für mich entstand aus diesen zehn Tagen, in denen ich weniger Rezepte beliefern konnte, ein immenser Schaden. Einen Teil hätte meine Versicherung übernommen, aber Noventi war nicht bereit, eine entsprechende Bestätigung auszustellen“, sagt Ney. Dazu komme, dass für die Reparatur beziehungsweise den Austausch knapp 3000 Euro fällig wurden.

Als er im Juni in einem Schreiben von Noventi die Kündigung der Geschäftsbeziehung erhielt, reichte es ihm. „Die setzen mich damit unter Druck, das ist eine Retourkutsche“, ist sich Ney sicher. Ihm wurde mitgeteilt, dass „die bestehenden Software-Service- und Datendienst-Verträge“ zu Ende September gekündigt würden. Die Verträge für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) liefen noch bis Ende November. „Wir bedauern diesen Schritt, bitten jedoch um Verständnis für diese Entscheidung und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute“, heißt es in dem Einschreiben. Auf Anfrage wollte sich Noventi nicht zu dem Fall äußern.

Glücklicherweise sei er bereits mit einem Mitbewerber im Gespräch gewesen und könne die Softwareverträge wechseln, sagt Ney. Er beklagt, dass er den Schaden habe und überlegt, rechtlich gegen Noventi vorzugehen.

Noventi klagt wegen fehlenden Rezepten

Der Clinch mit Noventi geht schon länger. Denn vor einem Jahr hatte das Rechenzentrum ihm bereits mit Klage gedroht – allerdings in einem anderen Zusammenhang. Denn der Apotheker will keine Rezepte mehr über Noventi abrechnen und reicht deshalb seine Verordnungen seit Februar 2023 beim ARZ Haan ein. Den Vertrag mit Noventi hat er gekündigt, auch weil die Preise dort erhöht wurden. Er läuft allerdings noch bis zum 31. Januar 2025. Die außerordentliche Kündigung wurde nicht angenommen. Der Abrechner forderte vor einem Jahr die ausbleibenden Rezepte, kündigte Schadensersatzansprüche an und verklagte ihn jetzt deshalb.

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