Rabattkampf

Apotheker erteilt Schnäppchenjäger Hausverbot

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Berlin -

Im Preiskampf kalkulieren manche Apotheken ans Existenzlimit. In Herne hat jetzt ein Apotheker einem Kunden Hausverbot erteilt, der aus seiner Sicht allzu oft die Rabattangebote genutzt hat. Der Fall liegt jetzt bei der Apothekerkammer.

In Herne tobt unter Apotheker ein extrem harter Konkurrenzkampf. Der Inhaber der Neuen Phönix Apotheke setzt auf sogenannte Plus-Taler: Pro 10 Euro Einkaufswert bekommt der Kunde einen Taler im Gegenwert von 50 Cent, den er gegen Prämien eintauschen kann. Verschreibungspflichtige Arzneimittel sind ausgenommen.

Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtet, hat der Apotheker jetzt einen Kunden nach heftigem Streit vor die Tür gesetzt. Die WAZ zitiert den Pharmazeuten mit der Aussage, der Kunde habe zu viele verschreibungsfreie Produkte erworben. Dies sei „geschäftsschädigend“. Man mache mit dem Kunden Verluste, da er keine Rezepte einreiche.

Kann denn Treue Sünde sein? Öffentlich äußern möchte man sich in der Neuen Phönix Apotheke mittlerweile nicht mehr. Der Kunde hat die Verbraucherzentrale eingeschaltet: Dort kennt man den Fall und die Situation der Apotheker: „Hier herrscht seit Jahren ein krasser Preiskampf mit Rabatten von 40 bis 45 Prozent“, sagt Veronika Hensing, die die Geschäftsstelle leitet. „Ich weiß nicht, wie Apotheken damit überleben können.“ Den Streit um die Plus-Taler findet sie ungewöhnlich: „Es kommt nur selten vor, dass Menschen sich bei uns über Apotheken beschweren.“

Trotzdem gelte für alle Unternehmer, dass sie sich an ihre Werbeversprechen halten müssen. Lockvogelangebote seien wettbewerbsrechtlich unlauter. „Für uns ist der Fall unverständlich, denn ich will als Unternehmer ja mit den Talern Kunden an mich binden.“ Sie vermutet, dass im Herner Rabattkampf die Preise so knapp kalkuliert sind, dass die Apotheker Angst vor dem Ruin haben. Das Hausverbot hält sie grundsätzlich für korrekt: „Als Unternehmer darf ich entscheiden, mit wem ich Verträge mache. Es ist an anderer Stelle zu klären, ob Diskriminierung vorliegt.“

Bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe liegt noch keine Beschwerde vor. Sprecher Michael Schmitz kennt die Auseinandersetzung aber: „Das ist ein einmaliger Fall. In Herne findet bundesweit der härteste Preiskampf im OTC-Bereich statt. Die Apotheken schalten in Tageszeitungen zum Beispiel ganzseitige Anzeigen. Da geht richtig die Post ab.“

Er rät Kunden, die sich ungerecht behandelt fühlen oder denen Rabatt-Taler verwehrt bleiben, zu einer Anzeige bei der Apothekerkammer. „Dann können wir den Fall berufsrechtlich bewerten. Wir würden Apotheker und Kunden in so einem Fall raten, sich gütlich zu einigen. Ein Apotheker kann seine Kunden nicht dazu zwingen, Rezepte einzulösen.“ Bisher hätten sich im Rabattkampf keine Kunden bei der Kammer gemeldet.

Bei der Verbraucherzentrale gab es allerdings bereits eine weitere Beschwerde: „Ein Kunde beklagte, dass er für ein Fußpilzmittel einen überteuerten Preis bezahlen musste und der Apotheker ihm keine Kundenrabattkarte angeboten hatte.“ Leider verglich er die Preise erst anschließend zu Hause. Nachträglich gewähren wollte der Apotheker den Rabatt nicht mehr. Herner Sitten eben.

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