Hypothesen und Tatsachen: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) tagt heute am 8. Jour Fixe zum Thema Liefer- und Versorgungsengpässe. Auf der Tagesordnung stehen mögliche, aktuelle und beendete gemeldete Lieferengpässe sowie die Versorgungssituation mit Grippeimpfstoffen. Ein Punkt könnte Apotheker überraschen – der Lieferengpass von Ibuprofen wird als beendet gemeldet.
Welche Arzneimittel fehlen? In Bonn kommen heute Vertreter von Apothekern und Ärzten, den Pharmaverbänden BAH, BPI und VFA und dem Großhandelsverband Phagro auf Einladung des BfArM zusammen. Mit dabei sind außerdem das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sowie das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und weitere offizielle Stellen. Die Experten haben verschiedene Themen auf dem Zettel. Den Start wird das PEI zur Versorgungssituation mit Influenzaimpfstoffen machen.
Die aktuelle Bestandsaufnahme zeigt regionale Unterschiede in der Belieferung. Während der Nord-Osten gut versorgt scheint, klagen Apotheker in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen über nicht ausreichend Impfstoffe zu verfügen. Einige Hersteller melden schon jetzt die produzierten Vakzine abverkauft, jedoch alle Vorbestellungen beliefert zu haben. Das PEI hat in der vergangenen Woche die Chargenfreigabe für weitere 400.000 Impfdosen erteilt, jedoch liegt die Gesamtmenge noch immer unter dem Vorjahresniveau. Es könnte also knapp werden, zumal Impfkampagnen sich eine Steigerung der Impfquote auf die Fahnen geschrieben haben und eine Umfrage zeigt, dass sich aufgrund der schweren Grippe der vergangenen Saison weitaus mehr Menschen impfen lassen wollen.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt ist die Versorgungssituation mit Sartanen und anderen Antihypertonika aufgrund zurückgerufener Arzneimittel. Valsartan-haltige Arzneimittel wurden aufgrund einer Verunreinigungen mit Nitrosaminen im Sommer zurückgerufen. Noch heute sind auf der Liste der gemeldeten Lieferengpässe des BfArM verschiedene Valsartan-haltige Arzneimittel zu finden. Der Engpass wird in einigen Fällen noch bis in den Juni 2019 andauern.
Ein Blick in die Glaskugel wird für mögliche Auswirken des Brexit und der Fälschungsrichtlinie auf die Versorgung mit versorgungsrelevanten Arzneimitteln gewagt. Fakten stehen im Anschluss beim Sachstandsbericht zu Liefer- und Versorgungsengpässen auf dem Programm. Hierbei geht es um als beendet gemeldete Lieferengpässe. Auf die Liste hat es Ibuprofen geschafft. Die Apotheken können dies kaum bestätigen, kämpfen sie doch noch immer mit Engpässen bei Ibuprofen-haltigen Arzneimitteln. Zuletzt wurden Arzneimittel mit dem nicht-steroidalen Antirheumatikum sogar kontingentiert.
Ibuprofen ist seit einigen Monaten Thema des Jour fixe. Im Frühjahr wurden laut BfArM aktuelle Pressemitteilungen zum Engpass bei den Säften zum Anlass genommen, den Sachstand zu ermitteln. Der Jour fixe bestätigte: „Im Ergebnis stehen hinreichend Alternativen zur Verfügung“. Die Engpässe wurden auf die erheblich gestiegene Nachfrage im Zuge der Grippewelle zurückgeführt. Nun steht die nächste Grippewelle vor der Tür.
Ebenfalls als beendet gemeldet sind die Lieferengpässe von Cytarabin, Methyldopa, Paromomyconsulfat, Pyridostigminbromid und Sulbactam/Ampicillin. Potenzielle Lieferengpässe werden für die Wirkstoffkombination Piperacillin/Tazobactam erwartet. Die Antibiotika wurden bereits im März besprochen. Das Ergebnis: „Es liegen dem Jour fixe keine Hinweise vor, dass die Versorgungslage derzeit kritisch ist.“ Auch die Versorgungslage in Krankenhäusern mit Basisantibiotika wurde als stabil angesehen.
Thematisiert werden außerdem relevante aktuelle Liefer- und Versorgungsengpässe wie bei Bethamethason, Urokinase, Epinephrin, Linezolid und Valproinsäure. Alpha-Methyldopa wird nicht mehr als aktueller Engpass besprochen, sondern als Beispiel für die rechtzeitige Meldung genannt. Zu diesem Tagesordnungspunkt gehören außerdem erneut Methotrexat, Propofol und Aspirin i.v.
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